Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
würde. Vorne im Boot stand der Großvater.
Willst du reinkommen?, hatte sie gefragt.
Nein. Das wollte er nicht.
»Bekehre dich«, sagte der Mann.
Gerry drehte sich um und fing an zu laufen. Die Tüte, in der Veras Kleid war, hielt er fest.
Der Glanz. Er würde ihn nicht aus den Händen lassen.
Als er sich umdrehte, stand der Mann noch immer da.
Ein kleiner beigefarbener Mann.
Er trug eine Aktentasche. Die war Gerry vorher gar nicht aufgefallen. Doch er ahnte, was in der Tasche war.
Sie hatten ihre Traktätchen immer dabei.
Der Kopf wurde nicht gefunden. Im ganzen Sachsenwald lag kein Kopf herum, der seinem Körper verloren gegangen war.
Vermisste denn keine Seele den jungen Mann, dessen Arme voller Sommersprossen waren?
Ein Albaner wurde gesucht, der vermutlich auf dem Kiez abhanden gekommen war. Dann ein Kieler, der ein Auto hatte kaufen wollen. Die Taschen voller Geld. Sagte sein Kompagnon. Zu klein, dieser Mensch aus Kiel.
Der Tote aus dem Wald war auch ohne Kopf groß.
Pit Gernhardt lehnte sich zurück und schloss die Augen. Vielleicht zwei drei vier Ouzo zu viel gestern Abend.
Am Schluss hatte Jan Kummer nur noch das Handy am Ohr gehabt und hinter seiner Süßen hertelefoniert.
Traute dem Guru wohl nicht.
Was blieb einem da anderes übrig, als das Glas zu leeren, das schon wieder gefüllt neben der Kaffeetasse stand.
Griechische Gastfreundschaft.
Ob Nick wusste, dass Hauke Behn nach Hamburg kam? Durfte er diese Neuigkeit verbreiten?
Pit öffnete ein Auge und sah, dass die Vermisstenmeldung vom Monitor verschwunden war. Die Stripteasetänzerin war am Werke.
Zog all ihre Kleider aus und hängte sie auf eine Wäscheleine. Pit Gernhardt lächelte, als sie ihm nackt zuwinkte. Hundertmal gesehen, den virtuellen Striptease.
Gab keinen besseren Bildschirmschoner.
»Du lächelst«, sagte Jan Kummer, »wie schön.«
Wenn Pit sich an eines nicht gewöhnen konnte, war es das jähe Erscheinen seines Kollegen. plötzlich stand er in der Tür und gab einem das Gefühl, er hätte schon stundenlang da gestanden und alles gesehen.
»Gibt leider keinen Grund zu lächeln«, sagte Kummer.
»Wer ist tot?«, fragte Pit.
»Ein Knochenfund. Im Sachsenwald.«
»Uns fehlt ein Kopf.«
»Ich hab einen Kopf und Knochen«, sagte Kummer, »von einem kleinen Menschen. Sie sind schon im Labor.«
»Der Mann aus Kiel ist doch noch nicht lange vermisst.«
»Nein. Er kann es kaum sein.«
Kam ihnen nicht beiden der Junge in den Sinn, der im März verschwunden war? Das Schlimmste, das sich ein jeder von ihnen vorstellte, war das Verbrechen an einem Kind.
Pit dachte an Behn, der hingeworfen hatte, nachdem die Achtjährige auf einem Dachboden gefunden worden war.
Er konnte ihn viel besser verstehen, als er zugab.
»Kevin«, sagte Kummer.
»Warten wir es ab«, sagte Pit. Ein Zehnjähriger, der Anfang März aus dem Haus gegangen war, weil er sich mit seinem Vater gestritten hatte. Zehnjährige tauchten noch nicht in der Fremdenlegion unter. Kevin war nie mehr gesehen worden.
»Was würdest du tun, wenn du kein Polizist wärst?«
»Bei einem Klatschblatt arbeiten und Cindy nicht aus den Augen lassen«, sagte Jan Kummer.
»Ich meine es ernst«, sagte Pit.
»Ich bin gerne Polizist. Selbst in solchen Momenten.«
Pit nickte. Es hatte sicher auch seinen Grund, dass er dabei blieb. Oder fehlte ihm nur der Mut, aus diesem vertrauten Leben auszusteigen? Er hielt es für ein großes Wagnis, Weinhändler zu werden.
Ein Knochenfund im Sachsenwald. Die Knochen eines Menschen. Wer wusste, was die nächste Hundertschaft hervorholte? Irgendwas war immer.
»Wünschen wir uns, dass es Kevin ist?«, fragte Pit.
Jan Kummer zuckte die Achseln. »Ich glaube längst nicht mehr, dass er noch lebt«, sagte er, »und dann wäre es doch erträglicher, Gewissheit zu haben.« Er griff in die Tasche seines Jacketts. Keine kleinen Tüten mit AirmenBeans mehr darin. Der maßlose Konsum von Koffeinbonbons war ihm auf den Magen geschlagen und der Griff in die Tasche nur eine Geste, die er sich noch nicht abgewöhnt hatte. Kummer litt unter dem Entzug.
Fang doch an zu rauchen, hatte Cindy gesagt.
Er fing an zu zweifeln, dass sie ihn wirklich liebte.
»Hast du nie Kinder haben wollen?«, fragte er.
»Doch«, sagte Pit, »hat sich nur nicht so gelebt.«
»Hat man doch ewig Angst um die Brut«, sagte Kummer.
»Du betrachtest das aus dem engen Blickwinkel eines Kripobeamten mit einem Knochenfund.«
»Im Bericht stand, dass unser kopfloser
Weitere Kostenlose Bücher