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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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anderem«, sagte Vera, »da unten stehen Engelenburg und Hauke.«
    Anni kam an das große Fenster und stellte sich neben Vera.
    »Das sind keine Halluzinationen«, sagte sie, »die stehen da.«
    »Habe ich das gerne, wenn der Mann meines Herzens hierher kommt, ohne mich zu informieren?«
    »Nun sieh das nicht so eng«, sagte Anni. Sie war die Dritte, die Vera und Hauke gerne im Bund fürs Leben sähe.
    »Die brüten was aus«, sagte Vera.
    »Vielleicht eine Alarmanlage für Engelenburg. Wird höchste Zeit, wo er doch die wertvollen Bilder hat.«
    Vera schenkte Anni einen Blick, der alles sagte.
    Doch sie schickte noch ein »Blödsinn« hinterher. Sie hätte zu gern gewusst, was das da unten sollte. So selten hatten sie sich gesehen und kaum je ohne den lieben Anhang.
    Fanden ein Mann und eine Frau da zueinander?
    Ein Mann und eine Frau, die in der Liebe angeschlagen waren und der Idylle misstrauten?
    »Der unabkömmliche Herr Behn«, sagte Vera.
    Die Distanz zwischen Brandum und Hamburg war groß. Welten dazwischen. Er schien zu kleben an diesem Dorf, das ihm doch eine eher zufällige Zuflucht gewesen war.
    Auf einmal hatte er Zeit. Zeit für Herrn van Engelenburg.
    Wollte er ein Bild kaufen?
    »Zieh die Stirn nicht so kraus«, sagte Anni.
    Vera wandte sich vom Fenster ab. Wartete darauf, dass es endlich klingelte.
    »Die klingeln ja gar nicht«, sagte Anni, die noch am Fenster stand. »Sind aber auch nicht mehr zu sehen.«
    Einen Augenblick später hatte Anni das linke Ohr auf der Wohnungstür liegen. Nichts war zu hören. Kein Aufzug. Kein Gescharre vor Engelenburgs Tür.
    »Wir waren gar nicht gemeint«, sagte Vera.
    »Was soll das denn?«
    Vera hob die Schultern.
    »Ich mach mal einen Toast Melba«, sagte Anni.
    Ein Teil ihrer Philosophie war, dass in heiklen Momenten des Lebens etwas zu essen zubereitet werden sollte. Vielleicht eher die Zubereitung als der Verzehr. Ein archaisches Gefühl von Feuer machen und sich im Kreis um dieses Feuer finden.
    Vera dachte, schon tausende Toasts Melba gegessen zu haben. Manchmal hatten sie getröstet.
    Als sie Anni in der Küche werkeln sah, Eigelb rühren, ein Schuss Sahne, Vanillezucker, als sie die Toastscheiben in der Pfanne, schmurzeln hörte. Schmurzeln? Hatte das Gustav nicht immer gesagt? Gustav, der Wortschöpfer.
    Lichtes Wörterbuch. Das wäre doch was gewesen.
    Als sie das alles sah und hörte und schmeckte, war sie überzeugt davon, dass es einen einfachen Grund gab für Hauke Behns Verhalten.
    Keinen, der sie unglücklich machte.
    »Überall ist Wunderland«, sang Gerry. »Überall ist Leben.«
    Er sah aus, als sei er nicht von dieser Welt. War er es noch?
    Selbst sein Gesicht schien schön. Kaum ein Flaum an Kinn und Wangen. Das feine Haar hatte er hochgesteckt.
    Eine gute Fee hat mir das Kleid gezaubert, hatte er zu dem Jungen am Klavier gesagt, der seit gestern engagiert war.
    Ach, Cinderella.
    Er suchte Vera im Publikum und sah sie nicht. Vielleicht saß sie an der anderen Seite, wo der Saal noch dunkler war.
    »Überall ist Dunkelheit«, sang Gerry seinen Ringelnatz, »Kinder werden Väter. Fünf Minuten später.«
    Er schien das Publikum im Bann zu haben. Wag es doch, hatte Vera gesagt. Keiner hatte ihm das je vorher gesagt.
    Ein Pianist saß da. Ging es nicht aufwärts mit Gerry? Vorher hatte das irgendeiner aus dem Bekanntenkreis des Wirtes auf Zuruf gemacht. Einer, den der Wirt mal »What shall we do with the drunken sailor« hatte spielen hören.
    Betrunken. Beide.
    Wahnsinnsfummel, hatte der Wirt gesagt. Wenn den deine Großmutter sieht.
    Was wusste er von seiner Großmutter?
    War doch hier, die Gute. Ich solle deine Seele freigeben, hat sie gesagt und mir ein Heftchen gegeben.
    Der Wirt hatte herzlich gelacht, als er das erzählte.
    Warum tat sie ihm in letzter Zeit so oft Leid?
    So jung seine Mutter gewesen war, als sie ihn geboren hatte, so alt war seine Großmutter gewesen, als sie ihre Tochter bekam. Der Mann von der Werft, der ihr ein Kind machte, war spät in ihr Leben gekommen.
    Was hatte sie eigentlich vorher getan? Sie erzählte nie davon. War sie immer schon so fromm gewesen?
    Warum konnte sie ihn nicht einfach so lieben, wie er war?
    Hatte sie auch seine Mutter nicht lieben können?
    In der ganzen Wohnung gab es kein einziges Bild von ihr. Gerry hatte alles durchsucht und dabei die Puppe gefunden. Feine blonde Haare hatte die Puppe gehabt und schwarze Wimpern. Doch nur ein Auge klappte noch auf. Das andere Lid blieb geschlossen.
    »Stirbt

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