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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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tun.«
    Sie hatte gelacht. Ich vermutete, dass sie auch deshalb nach Straßburg fuhr, damit niemand sie dabei beobachtete, wie sie so etwas Profanes wie Küchenrollen oder Essig nach Hause trug. »Ein bisschen Nimbus schadet nicht. Die Ettlinger und die Karlsruher lieben jene Künstler besonders innig, die von weit her kommen. Typisches Phänomen von netten kleineren Großstädten. So werden die Brasilianer in meiner Compagnie geradezu vergöttert, und allesamt verehren sie die Australierin Tamatha, obwohl gerade die leider nicht die allerbeste Tänzerin ist. Käme sie aus Pforzheim, hätte ich die Kleine schon rausschmeißen können.«
    Zurück zu meinem Gegenüber. Früher wäre er ein Fall für den Hintereingang gewesen. Einer, der finanziell gerade so rumkam. In unseren Kreisen hingegen hatte man Vermögen. Erarbeitet oder ererbt. Vielleicht manchmal auch ergaunert. Aber lebenslang verfügbar, jederzeit abrufbar. Vermehrbar und unter den Kindern teilbar. Dieser Mann hingegen verfügte vermutlich nur über ein bescheidenes monatliches Einkommen, das eines Tages in eine noch geringere Pension überführt werden würde.
    Nachdenklich betrachtete ich ihn, so wie ich auch meine Fußpflegerin, meine Zugehfrau und die Bäckereiverkäuferin studierte. Ich fragte mich immer, wie sich all diese Durchschnittsmenschen zum täglichen Aufstehen und zum Arbeiten motivierten. Sie schufteten doch nur, um sich das Bestehende erhalten zu können. So ein Leben konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
    Ich wandte mich dem Mann mir gegenüber zu und merkte, dass er mich aufmerksam beobachtete. In seinem Blick lag sogar eine Spur Herausforderung, was mich überraschte, denn zu was sollte   er   mich schon herausfordern? Er sah nicht schlecht aus und hatte etwas von einem lässig-ironischen Draufgänger – eine Mischung, die zweifellos bei manchen Frauen ankommt –, doch wir beide hatten nichts miteinander zu tun und wären uns ohne diese Leiche niemals begegnet.
    Er hatte sich kurz vorgestellt. Hagen Hayden.
    Seltsamer Vorname. Vielleicht hatte seine Mutter in den sechziger Jahren die »Nibelungen« im Kino gesehen. Andererseits wäre ihr zweifellos volkstümliches Gemüt dann doch eher von dem netten blonden Siegfried als von der düsteren Figur des Hagen von Tronje beeindruckt gewesen, und dass Hagens Mama etwas vom Wohlklang eines Stabreims mit H und H gehört hatte, war ja wohl vollkommen ausgeschlossen.
    Irgendeine Rangbezeichnung trug er natürlich auch, doch in der Aufregung hatte ich sie nicht genau verstanden. Er kam jedenfalls von der Außenstelle Ettlingen der Kriminalpolizei Karlsruhe. Sie residierte unweit der Herz-Jesu-Kirche in einem für den Zweck eigentlich zu niedlich aussehenden rosafarbenen Gebäude in der Pforzheimer Straße und hatte normalerweise – soweit ich es beurteilen konnte – nicht allzu viel Schreckliches aufzuklären.
    Die romantische Fachwerkstadt Ettlingen, die sich entspannt zwischen dem Rand des Nordschwarzwalds über die Vorberge bis in die Rheinebene ausbreitete, war fürwahr kein Ort, in dem ein Kripobeamter täglich das Fürchten lernte. Die etwa achtunddreißigtausend Einwohner huldigten einer friedlichen Grundstimmung. Ebenso gelassen hatten sie vermutlich schon zu römischer Zeit an dieser alten Straßenkreuzung gelebt, die sie einerseits durch das Albtal mit den Straßen nach Pforzheim oder ins Murgtal und andererseits mit den Handelswegen zu Rhein und Neckar verband. Viele Leute zogen heutzutage nach Ettlingen, um dort den zweiten Teil des Lebens zu genießen. Das Geld dafür hatten sie zuvor in Mannheim, Pforzheim oder Karlsruhe verdient.
    Um uns beide herum gingen noch zahlreiche weitere Polizisten und Zivilbeamte ihrer Arbeit nach. Alle sprachen so gedämpft, als könnte die frisch Ermordete von einem lauten Wort aufwachen. Doch nichts würde Friederike Schmied mehr aufwecken.
    Ich selbst hatte es bereits versucht. Sie saß da, als wäre sie mitten im Anprobieren einfach eingeschlafen. Das Glas mit dem Sekt war ihr aus der Hand geglitten, auf dem Hemd waren unschöne nasse Flecken. Dennoch war mir aufgefallen, dass das Glas ordentlich auf dem Boden stand. Ihr Mörder musste es nach seiner Tat wieder aufrecht hingestellt haben. Ein gewissenhafter Mörder also, doch vielleicht hatte er nur eine vorzeitige Entdeckung durch das ausfließende Nass verhindern wollen.
    Bei meiner Berührung hatte Friederikes Körper auf eine merkwürdig leblose Art nachgegeben und war noch

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