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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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hatte, sich gegen die Mafia zu stellen.
    Tove griff gerade zur Klinke, um die Tür wieder heranzuziehen, da
ertönte plötzlich eine andere Stimme. Laut und schneidend. »Werfen Sie die
Waffe weg!« In der Tür, die ins Restaurant führte, stand Erik, eine Waffe in
der Hand, die er auf Susala richtete. Hinter ihm Sören, der ebenfalls eine
Pistole im Anschlag hatte. »Waffe weg!«, wiederholte Erik. »Und wo ist Tove
Griess?«
    Mamma Carlotta fuhr herum und starrte Tove fragend an. Dem sackte
die Kinnlade herab. Fassungslos hob er die Schultern.
    Als Mamma Carlotta sich wieder zurückdrehte, sagte Erik: »Sie
stecken mit Griess unter einer Decke, Frau Larsen?«
    Â»Nein!« Susalas Stimme klang schrill. Sie machte ein paar
vorsichtige Schritte zur Seite, drehte dem Türspalt, vor dem Mamma Carlotta
hockte, nun den Rücken zu. Dunkle Flecken auf ihrer Bluse zeigten, dass sie
schwitzte. Vor Angst? Wovor hatte sie Angst? Warum wiederholte sie nicht, was
sie soeben zu Harm Ingwersen gesagt hatte?
    Erik änderte seine Körperhaltung nicht. Weiterhin waren zwei
Pistolenmündungen auf Susala gerichtet. »Sehen Sie doch ein, dass Sie keine
Chance haben, Frau Larsen. Sie kommen hier nicht raus.«
    Â»Das will ich auch nicht!«, schrie Susala. »Sie begreifen gar
nichts!«
    Dies war der Moment, in dem Mamma Carlotta mit einem Mal spürte,
dass sie allein war. Aus der Stille in ihrem Rücken war ein leises Geräusch
geworden. Das Klicken einer Tür. Fassungslos drehte sie sich um. Aber Tove
Griess war tatsächlich verschwunden. Sollte sie ihm folgen? Darüber konnte sie
nicht weiter nachdenken. Denn in diesem Augenblick fiel ein Schuss.
    Sie fuhr herum, so plötzlich, dass sie beinahe das Gleichgewicht
verloren hätte. Nur wenige Meter von ihr entfernt lag Susala auf dem Rücken,
beide Arme zur Seite gestreckt, in der Rechten noch immer Francescos Pistole,
über sich Harm Ingwersen, der sich anscheinend in ihre Arme geworfen hatte. Um
sie zu hindern, auf ihn zu schießen? Oder hatte er sie mitnehmen wollen in
seine Schuld? Womöglich sogar in den Tod?
    Aber schon war Erik über ihm, zerrte ihn von Susala herunter und
legte ihn auf den Rücken, während Sören Susala aufhalf. Ein Stöhnen entrang
sich Harm Ingwersens Brust, als er sich in sein Schicksal ergab. Aus seiner
Schulter sickerte Blut.
    Â»Wir brauchen einen Krankenwagen!«, rief Erik.
    Während Sören zu seinem Handy griff, machte Erik sich an die
Notversorgung der Schusswunde. »Warum, Herr Ingwersen?«, hörte Mamma Carlotta
ihn leise fragen. »Warum gerade Sie?«
    Harm Ingwersen öffnete die Augen, sah aus, als wollte er eine
Antwort geben, dann schüttelte er kaum merklich den Kopf und wandte den Blick
ab, ehe er die Augen wieder schloss.
    Mamma Carlotta trat vorsichtig den Rückzug an, während Sören den
Krankenwagen herbeitelefonierte. Sie ließ den hellen Türspalt nicht aus den
Augen, hinter dem eine Liebe zu Ende gegangen war, die vermutlich einmal Berge
versetzen sollte. Ein älterer, aber attraktiver Mann, ein angesehener Bürger,
ein Mann, der über jeden Zweifel erhaben gewesen war, und eine schöne, junge
Frau, die ihn geliebt hatte bis zu dem Augenblick, in dem er nach den Sternen
greifen wollte. Alles wollte er haben, alles. Nichts von dem hergeben, was er
bis jetzt besessen hatte, und auf nichts verzichten, was er noch bekommen
konnte. Damit hatte er alles verspielt.
    Als Mamma Carlotta das Martinshorn des Krankenwagens hörte, drehte
sie sich um und huschte die Treppe hinab. Vorsichtig sah sie sich um. Es wurde
Zeit! Bald würde es hier wimmeln von Neugierigen. Die Mitarbeiter der Muschel I würden ihre Arbeit unterbrechen, die
Gäste nicht mehr auf ihr Essen achten … dann musste sie weg sein. Wo nur Tove
geblieben war? Hatte er sie etwa im Stich gelassen? War er in seinen
Lieferwagen gestiegen und abgehauen? Wie sollte sie dann nach Hause kommen?
    Mamma Carlotta lief eilig zur Straße, wo bereits die ersten Fenster
aufgingen, als der Krankenwagen um die Ecke bog. Wie eine unbeteiligte
Passantin ging sie ihm entgegen, ohne ihn weiter zu beachten. Sie würde sich
eben ein Taxi nehmen. Inzwischen wusste sie ja, wie das ging. Und Dino würde
einsehen, dass es sich hier um einen Notfall handelte.
    Der Sylter Inselchor nahm Aufstellung. Die Chöre aus
Husum, Flensburg und Niebüll hatten ihre Auftritte

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