Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
Solosängerin ausgefallen
ist? Unser Programm hat ein paar Lücken.«
    Â»Und du willst sie füllen? Mit einem Solo und einem Duett?« Mamma
Carlottas Stimme sollte optimistisch und triumphierend sein, aber sie wusste,
dass sie doch nur verzagt klang.
    Carolin dagegen schien sich ihrer Sache sehr sicher zu sein.
»Michael will übrigens auch Sänger werden. Vielleicht stehen wir später mal
gemeinsam auf der Bühne.«
    Bei der Aussicht, eine berühmte Sängerin in der Familie zu haben, wäre
Mamma Carlotta gern in Jubel ausgebrochen, aber in diesem Fall versagte ihr der
Optimismus. Sie musste unbedingt das Thema wechseln, um Carolin nicht zu
verunsichern. »Wo habt ihr das Duett geübt?«
    Â»In der Muschel II.
Michael hat dort ein Zimmer.«
    Mamma Carlotta fiel nichts anderes ein, als sich um einen dritten
Espresso zu kümmern. Mochte ihr auch der Kreislauf versagen, dieser Sache
musste nachgegangen werden. So unauffällig wie möglich! Also am besten mit dem
Gesicht tief über einem dampfenden Kaffee.
    Sie selbst war in Carolins Alter gewesen, als Dino sie überredet
hatte, sich mit ihm in einer Berghütte zu verstecken. Vom Fenster aus hatten
sie beobachten können, wie Carlottas Mutter sie suchte, und sich köstlich
darüber amüsiert, dass sie nicht entdeckt wurden. Später hatte Carlotta oft
gedacht, es wäre besser gewesen, ihre Mutter hätte verhindert, was dann in der
Hütte geschah. Nicht dass sie mit Dino unglücklich geworden wäre! Nicht dass
sie ihren Erstgeborenen weniger geliebt hätte als die sechs, die nach ihm
kamen! Nein, Gott bewahre! Trotzdem wäre es nicht schlecht gewesen, wenn das
eheliche Glück erst zwei, drei Jahre später begonnen und ihre Jugend ein wenig
länger gedauert hätte.
    Hatten Carolin und Michael wirklich ein Duett geübt? Sie selbst hatte
damals ihrer Mutter weisgemacht, mit Dino bei der Weinlese die Zeit vergessen
zu haben. Wer also sagte ihr, dass Carolin es mit der Wahrheit genauer nahm als
sie selbst im Alter von sechzehn Jahren?
    Â»Papa wird sich noch wundern«, sagte Carolin. »Wenn wir erst mal
berühmt sind, wird er es nicht mehr wagen, Michael Florian Silbereisen zu
nennen.«
    Â»Das war ein Versehen! Er hat es nicht böse gemeint.«
    Carolins Augen waren von einem Moment zum anderen voller Tränen.
Zornig warf sie ihr Marmeladebrötchen auf den Teller und sprang auf. »Der macht
sich über Michael lustig. Das ist so was von gemein!«
    Â»Jeder Mensch kann sich mal irren«, versuchte es Mamma Carlotta noch
einmal. »Ich darf gar nicht daran denken, wie oft die alte Bernina mich mit dem
Namen meiner Schwester anredet, nur weil ich ihr ähnlich sehe. Nehme ich ihr
das übel? No!«
    Aber sie erreichte ihre Enkeltochter nicht mehr. »Ihr seid alle
total ätzend«, schrie Carolin und rannte aus der Küche. Kurz darauf fiel die
Haustür donnernd ins Schloss.
    Kopfschüttelnd blieb Mamma Carlotta zurück. Was war nur in das Kind
gefahren? Warum reagierte sie auf Eriks kleines Versehen so gereizt?
    Felix betrat die Küche. Obwohl er Carolins Abgang mitbekommen hatte,
war er fern von jeder Anteilnahme. »Was hat sie denn?«
    Â»Wenn ich das wüsste!«, seufzte Mamma Carlotta.
    Â»Egal!« Felix schnappte sich ein Brötchen und tunkte es in die
Heidelbeermarmelade. »Wenn sie heult, ist das immer noch besser, als wenn sie
singt.«
    Â»Verstehen Sie das?«, fragte Sören, während sie über die
Holzstege durch die Dünen zurück zum Parkplatz gingen. »Der Mafioso wird an der
Buhne 16 erschlagen, und wieder finden sich die drei Doppelkreise. In diesem
Fall auf seinem Ring.«
    Â»Von dem hatte uns schon Harm Ingwersen erzählt«, erinnerte Erik.
    Â»Als Utta Ingwersen umgebracht wurde, hat der Täter dieses Zeichen
hinterlassen, um dem Ehemann zu zeigen, warum seine Frau sterben musste.«
    Â»Womöglich haben sie es bei Henner Jesse auch so gemacht,
aber wir haben es nicht gemerkt. Oder vielmehr … ich habe es nicht gemerkt.«
    Sören ging großzügig über Eriks Ergänzung hinweg. »Nun aber wird der
Erpresser selbst umgebracht …« Er
blieb plötzlich stehen und starrte in die Dünenlandschaft. Sie hatte längst
ihre herbstliche Färbung angenommen, auch das Heidekraut war dunkel geworden.
In die Senken hatte sich ein feiner Nebelschleier gelegt. »Ist der

Weitere Kostenlose Bücher