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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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war.
    Erik unterdrückte ein Gähnen, was Sören gar nicht erst versuchte. Er
riss den Mund so ungeniert auf, als wollte er sagen, dass es in der Nähe einer
so unanständigen Tat nicht darauf ankam, sich anständig zu benehmen. Unruhig
ging er hin und her. »Wann können wir endlich loslegen?«
    Erik antwortete nicht. Mit Vetterich, dem Chef der Spurenfahndung,
war nicht zu spaßen, wenn ihn jemand bei seiner Arbeit störte. Wer ihm eine
Spur zertrampelte, konnte sich auf etwas gefasst machen. Nach der Feststellung,
dass dem Mann, der dort oben im Dünengras lag, nicht mehr zu helfen war, hatte
er niemanden mehr in die Nähe der zahlreichen Spuren gelassen.
    Â»Fußabdrücke satt«, hörte Erik ihn knurren. »Hier waren entweder
mehrere Täter am Werk oder mehrere Zeugen oder mehrere Leute, die den Mann
gefunden haben.«
    Erik schüttelte heimlich den Kopf. Dass Vetterich, der altgediente
Spurenfahnder, nach wie vor von Fußabdrücken sprach, wenn er in Wirklichkeit
Schuhabdrücke meinte, amüsierte ihn immer wieder. Früher hatte er ihn oft
provozierend gefragt: »Sie glauben also, dass der Täter barfuß war?« Aber
mittlerweile verkniff er sich diese spitze Bemerkung.
    Erik wandte sich zu Enno Mierendorf um.»Können Sie etwas über die
Stimme des Anrufers sagen?«
    Mierendorf zuckte mit den Schultern. »Keine junge Stimme. Männlich.
Jemand von hier, würde ich sagen.«
    Â»Warum?«
    Â»Weil er so sprach und weil er sich gut auskannte.«
    Â»Haben Sie einen bestimmten Verdacht?«
    Enno Mierendorf steckte die Hände in die Jackentaschen und wiegte
sich hin und her. »Wenn das man nicht wieder Fietje Tiensch war!«
    Erik lächelte leicht. »Der Spanner?«
    Mierendorf nickte. »Der traut sich nicht, seinen Namen zu nennen.
Der will sich nicht fragen lassen, was er nachts am Strand zu suchen hat.«
    Â»Ist der Anruf aufgezeichnet worden?«
    Wieder nickte Enno Mierendorf. »Wie alles, was über den Notruf
reinkommt.«
    Â»Dann werden wir schnell feststellen, ob Fietje es war, der den
Toten entdeckt hat.« Erik griff nach dem Absperrband, das im Wind knatterte.
Vetterich hatte darauf bestanden, die Grenzen des Tatorts zu markieren, obwohl
zu dieser frühen Morgenstunde der Strand menschenleer war.
    Â»Brauchst du eine Plane?«, rief Mierendorf die Düne hoch.
    Â»Nur wenn der Regen heftiger wird«, kam es zurück. »Im übrigen bin
ich gleich fertig. Und der Doc auch!«
    Erik beobachtete, wie Dr. Hillmot sich aus dem Sand hochwuchtete, dann
wandte er sich wieder an Enno Mierendorf. »Kennen Sie den Toten? Haben Sie ihn
schon mal gesehen?«
    Mierendorf schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ich hab’s Ihnen doch
schon gesagt … Er lag auf dem Bauch.
Auf dem Gesicht! Ich habe ihn nicht umgedreht. Bei der klaffenden Kopfwunde gab
es keinerlei Hoffnung, dass er noch leben könnte. Und dann dieser Blutverlust …!«
    Â»Ja, ja.« Erik winkte ab.
    Geduld gehörte eigentlich zu seinen Stärken, aber diesmal konnte er
es nicht abwarten, endlich in das Gesicht des Mannes zu sehen, der dort oben
tot im Dünengras lag. Er hatte dafür gesorgt, dass Vetterich zunächst nach den
Doppelkreisen Ausschau hielt, doch der Spurenfahnder hatte in der Nähe des
Toten nichts gefunden, was diesem Symbol auch nur ähnlich war. Also hatte der
gewaltsame Tod vielleicht gar nichts mit der Mafia zu tun? Und es gab keinen
Zusammenhang mit den beiden anderen Todesfällen? Erik konnte nicht sagen warum,
aber er glaubte es nicht. Oder hoffte er nur, dass dieser dritte Tote ihn
weiterbrachte in seiner Ermittlungsarbeit? Er brauchte dringend einen Erfolg.
Das Inselblatt hatte zum Glück noch nicht Lunte gerochen, aber die
Staatsanwältin rief mehrmals täglich an, um zu hören, was er herausgefunden
hatte, und drohte jedes Mal mit dem Einsatz einer Sonderkommission, wenn er
nicht endlich vorankäme.
    Sören schien die gleichen Gedanken zu haben wie sein Chef. »So ein
Pech aber auch, dass wir den Kerl gestern nicht erwischt haben«, schimpfte er
leise.
    Mierendorf ging sofort in die Verteidigung. »Ich konnte nichts
dafür.«
    Â»Weiß ich doch«, gab Erik gereizt zurück. Er war es leid, sich immer
wieder Mierendorfs Ausflüchte anzuhören. Natürlich konnte der nichts dafür,
dass der dunkelhaarige, südländisch aussehende junge

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