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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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das
womöglich, dass ein weiterer Mord geschehen war? Der arme Erik hatte doch die
anderen beiden Todesfälle noch gar nicht aufgeklärt! »Dio mio!«
    Mamma Carlotta hätte gern mit Carolin in aller Ausführlichkeit die
unangenehme Lage ihres Vaters erörtert, aber leider war ihre Enkelin noch immer
nicht gut auf ihren Erzeuger zu sprechen. Sie war ohne jede Anteilnahme und
fand den Fleck auf ihrem neuen Pulli viel eklatanter als die gestörte Nachtruhe
ihres Vaters. »Wie kriege ich den wieder raus?«
    Mamma Carlotta seufzte heimlich. Carolin wusste eben nichts von der
Gefahr durch die Mafia, sonst hätte sie mehr Verständnis für ihren Vater.
    Â»Tu was, Nonna! Heidelbeermarmelade!«
    Mamma Carlotta seufzte noch einmal, diesmal laut und vernehmlich.
»Zieh den Pulli aus. Heidelbeerflecken lassen sich am besten mit Joghurt
entfernen. Ein bis zwei Stunden einwirken lassen, dann mit lauwarmem Wasser
nachspülen! Das hat meine Nonna schon so gemacht.«
    Carolin überließ ihrer Großmutter dankbar ihren Pulli und suchte geeigneten
Ersatz heraus. Dabei war sie anscheinend ihrem Bruder in die Quere gekommen,
der sich lauthals darüber beschwerte, dass man in diesem Haus nie ausschlafen
könne, auch wenn man erst zur dritten Stunde Unterricht habe.
    Als Carolin in die Küche zurückkehrte, hatte sie wieder einen ihrer
unauffälligen grauen Pullover angezogen, aber immerhin trug sie dazu eine bunte
Glasperlenkette. Mamma Carlotta betrachtete ihre Enkelin wohlwollend. Carolins
Haare fielen seidig glänzend auf die Schultern, das leichte Rouge, das sie
aufgelegt hatte, ließ sie gesund und strahlend aussehen. Was so ein bisschen
Verliebtsein nicht alles veränderte!
    Â»Ich war gestern Nachmittag in der Keitumer Teestube«, begann Mamma
Carlotta vorsichtig. »Frau Kemmertöns hat gesagt, dort müsste man unbedingt
gewesen sein.«
    Â»Stimmt!« Carolin rückte ein wenig vom Tisch ab und beugte sich dann
vor, um in ihr Marmeladebrötchen zu beißen, ohne dass ihr Pulli Schaden nahm.
    Mamma Carlotta verrieb eifrig den Joghurt auf dem Heidelbeerfleck.
»Ich hatte gehofft, dich und deinen Freund in Keitum zu treffen. Wir hätten
dann zusammen Tee trinken können. Oder … oder seid ihr gar nicht nach Keitum
gefahren?«
    Â»Doch, sind wir.«
    Â»Und was habt ihr gemacht?«, fragte Mamma Carlotta, obwohl sie
wusste, dass solche direkten Fragen nicht beliebt waren.
    Aber Carolins Antwort kam ganz unbekümmert: »Wir waren in der
Muschel II. Ich wollte mit Vera
reden, und Michael war bereit, mich zu unterstützen.«
    Â»Wobei?«
    Â»Ich möchte beim Chorwettbewerb Uttas Part übernehmen.«
    Â»Aber dein Freund hat doch erzählt … wie hieß er noch gleich?«
    Â»Jedenfalls nicht Florian Silbereisen«, antwortete Carolin patzig.
    Mamma Carlotta merkte, dass sie sich auf rhetorischem Glatteis
bewegte, und beschloss, vorsichtig zu sein. »Ach ja, Michael hat erzählt, dass
Vera den Solopart selbst übernehmen möchte.«
    Â»Ich glaube, dass sie sich zu viel vorgenommen hat. Was ist, wenn
ihr mittendrin die Tränen kommen?«
    Mamma Carlotta hielt das auch für wahrscheinlich. »Aber meinst du
wirklich, dass du das kannst?« Sie setzte sich zu Carolin. »Singen, so ganz
allein, vor einem großen Publikum?«
    Carolin sah sie vorwurfsvoll an. »Glaubst du etwa nicht an mich?«
    Mamma Carlotta, die in die Fähigkeiten ihrer sämtlichen Enkelkinder
großes Zutrauen hatte, antwortete hastig: »Sì, sì! Naturalmente!« Dann erhob
sie sich, um sich einen weiteren Espresso zu kochen und um Carolin nicht zu
zeigen, wie bang ihr bei dem Gedanken wurde. »Natürlich bist du begabt«,
behauptete sie. »Und da du mal Sängerin werden willst …«
    Â»â€¦Â muss ich sehen, dass ich
Konzertpraxis bekomme. Zumindest im Finale will ich Uttas Solo singen.«
    Mamma Carlotta pustete in die dampfende Espressotasse. »Und was sagt
Vera dazu?«
    Â»Sie hatte keine Zeit. Ein wichtiges Gespräch mit ihrem Mann.«
    Mamma Carlotta betrachtete die Wände der Küche, als dächte sie
darüber nach, ob sie gestrichen werden müssten. »Und was habt ihr dann gemacht,
Michael und du?«
    Â»Wir haben ein Duett geübt. Für den Wettbewerb.«
    Â»Aber das Programm steht doch längst.«
    Â»Nicht mehr! Hast du vergessen, dass unsere

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