Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
nicht
gnädig, und sie vergisst auch keinen ihrer Kunden. Wenn heute was anders läuft
als in den vergangenen Wochen, dann muss man sich Sorgen machen.«
    Â»Was befürchten Sie?«
    Tove sah Mamma Carlotta scharf an. »Sie haben doch Ihrem
Schwiegersohn nicht etwa verraten, dass ich an die Mafia zahle? Wenn die
wüssten, dass ich der Schwiegermutter des Hauptkommissars von den
Schutzgelderpressungen erzählt habe …«
Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern führte seine Handkante mit einer
scharfen Bewegung an den Kehlkopf.
    Mamma Carlotta versicherte mit sämtlichen ihr zur Verfügung
stehenden deutschen Vokabeln, dass ein guter Freund sich immer und überall auf
sie verlassen könne. Aber Toves Angst war anscheinend größer als sein
Vertrauen. Er sah sie so lange zweifelnd an, bis Mamma Carlotta sich genötigt
sah, ihm zuliebe den Begriff von der absoluten Verschwiegenheit ein wenig
großzügiger auszulegen. Natürlich nur so weit, dass sie später immer noch
ruhigen Gewissens behaupten konnte, kein Dienstgeheimnis ausgeplaudert zu
haben. Klitzekleine Andeutungen, wenn sie dazu angetan waren, einem armen
Menschen seine Sorgen zu nehmen, konnten nicht falsch sein.
    Â»Ich glaube, Sie brauchen nicht mehr mit den Geldeintreibern zu
rechnen«, sagte sie so leise, dass Tove annahm, sich verhört zu haben. Als er
sie weiterhin ungläubig anstarrte, ergänzte sie noch leiser: »Der Spuk ist
vorbei! Finito!«
    Tove zuckte zusammen, als die Tür sich öffnete, atmete aber
erleichtert aus, als er Fietje erkannte. »Kein Wort mehr von der Mafia«, raunte
er Mamma Carlotta zu. »Fietje hat zu oft mit der Polizei zu tun. Wenn der sich
verplappert, werden die mich in meinem eigenen Fett frittieren.«
    Â»Haben Sie nicht verstanden?« Mamma Carlotta beugte sich
eindringlich vor. »Non capisce?«
    Aber Tove antwortete nicht. Er stellte sich schweigend an den
Zapfhahn und kümmerte sich um Fietjes Jever, ohne Mamma Carlotta noch einmal
anzusehen.
    Sie riss die Augenbrauen und die Schultern in die Höhe, ließ beides
ausdrucksvoll wieder fallen und machte sich daran, ihr Kleingeld aus der
Jackentasche zu suchen. Wenn Tove nicht wollte, dann eben nicht! Wenn er ihr
nicht glaubte, dann sollte er nur weiter in seiner Angst vor der Mafia
vergehen! Und wenn er kein Zutrauen in ihre intellektuellen Fähigkeiten hatte …
    Weiter kam sie nicht. Denn Tove zischte ihr plötzlich zu: »Schnell!
In meine Küche! Und passen Sie auf, dass man Sie dort nicht sieht und nicht
hört!« Schon stand er in der Küchentür und winkte sie aufgeregt heran. »Falls
Sie aus dem Fenster klettern wollen – einfach aufschieben und hinterher wieder
zudrücken. Es lässt sich nicht mehr richtig schließen.«
    Erik brauchte dringend Wind und klare Luft, ja, sogar den
leichten Regen, der gerade einsetzte. Aber einfach spazieren gehen? Während ein
komplizierter Mordfall auf dem Schreibtisch lag? Völlig unmöglich! Andererseits … Sören hatte das Auto, und ihm fiel ein,
dass es ein Ziel gab, das er ansteuern konnte. Frische Luft, kombiniert mit
einer wichtigen Vernehmung. Dagegen war nichts zu sagen.
    Er ging ins Revierzimmer, wo Enno Mierendorf mit zwei Fingern ein
Protokoll in den Computer hackte. »Was hat eigentlich die Befragung von Fietje
Tiensch ergeben?«
    Mierendorf antwortete, ohne den Blick von der Tastatur zu nehmen:
»Wie zu erwarten war: nichts! Er hat den Toten von oben gesehen, sagt er.«
    Â»Wieso von oben?«
    Â»Vom Holzsteg oberhalb des Dünenwalls. Da will er gestanden haben.
Angeblich hat er von dort klar erkannt, dass dem Mann nicht mehr zu helfen
war.«
    Â»Und er hat niemanden gesehen?«
    Â»Er sagt, nein.«
    Diese Information reichte Erik. »Am besten, ich nehme ihn mir noch
mal vor«, sagte er und holte seine Jacke. »Sören soll mich auf dem Handy
anrufen, wenn er zurückkommt.«
    Er ging ein paar Schritte den Kirchenweg entlang, überquerte dann
die Trift und ging geradeaus, in die Friedrichstraße hinein in Richtung Strand.
Wenn er erst die Schaufester und die gelangweilten Touristen hinter sich hatte,
würde er mit seiner Insel allein sein. Auch dann, wenn er nicht der Einzige
war, der am Strand entlanglief. Das Große, Einzigartige der Sylter Strände
reichte für alle aus, die sich auch bei Sturm und Regen dort wohlfühlten. Als
er die

Weitere Kostenlose Bücher