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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Mafioso, gegen den er sich so mutig
gestellt hatte, gar kein Mafioso gewesen war, sondern nur ein
größenwahnsinniger kleiner Ganove. Würde das den Tod seiner Frau noch sinnloser
machen? Und Frau Jesse! Würde sie daran verzweifeln, dass ihr Mann es nicht
gewagt hatte, zur Polizei zu gehen?
    Erik ging mit gesenktem Kopf an der Wasserkante weiter, den Blick
auf seine Füße gerichtet. Dabei schritt er so zügig aus, wie es im weichen Sand
möglich war, und kam nach einer guten halben Stunde am Strandaufgang Seestraße
an. Das Strandwärterhäuschen war leer, Fietje Tiensch sah entweder am Strand
nach dem Rechten, oder er saß, was wesentlich wahrscheinlicher war, in Käptens
Kajüte und ließ es sich gutgehen.
    Erik bog in die Seedüne ein und von dort in den Hochkamp. Während er
auf die Imbiss-Stube zuging, sah er durchs Fenster, dass Fietje an der Theke
saß und gerade sein Bierglas hob.
    Mamma Carlotta hatte sich hinter den kleinen weißen
Holztisch geschoben und dort auf einem Ölkanister niedergelassen, sodass ihr
die Tischkante bis zur Kehle ging. Sollte jemand die Küche betreten, würde sie
den Kopf einziehen und verschwunden sein. So hoffte sie jedenfalls. Aber warum
sollte sie hier aufgespürt werden? Niemand betrat je Toves Küche, außer ihm
selbst. Sie war also sicher hier. Fietje war der Einzige, der gesehen hatte,
wie sie hier verschwand, aber der … Mamma Carlotta griff sich an die Brust und
atmete tief ein. Fietje würde sie doch nicht verraten?
    In diesem Moment hörte sie draußen eine wohlbekannte Stimme sagen:
»Einen Kaffee, bitte.«
    Was tat Erik hier? Mehr als einmal hatte er Käptens Kajüte eine
Spelunke genannt und den Wirt einen Halsabschneider. Warum also trank er hier
seinen Kaffee und nicht zu Hause am Süder Wung? Suchte er sie etwa? Hatte er
herausgefunden, dass sie trotz seiner Warnungen Stammgast in Toves Imbiss
geworden war? Wollte er sie aus dessen schlechter Gesellschaft befreien?
    Â»Tja, Herr Tiensch«, sagte Eriks Stimme nun, »dann lassen Sie uns
mal ein bisschen schnacken.«
    Fietje brummte etwas Unverständliches, zustimmend hörte es sich
nicht an.
    Mamma Carlotta rutschte auf dem Ölkanister hin und her. Warum war
Erik gekommen? Um mit Fietje zu reden? Warum? Wurde das gar ein Verhör? Wenn
nur Fietje sich nichts anmerken ließ!
    Â»Nun mal ganz ehrlich, Herr Tiensch! Wie war das denn so, als Sie
heute Nacht den Toten im Dünengras entdeckt haben?«
    Â»Hab ich doch Ihrem Kollegen schon erzählt.«
    Â»Stimmt. Nur … ich glaube Ihnen nicht so ganz, was Sie
ausgesagt haben.«
    Auf den Schreck brauchte Fietje erst mal einen guten Schluck Jever.
Dann schien er sich darauf zu besinnen, dass es besser war, es sich nicht ganz
mit der Polizei zu verscherzen. »Wieso nicht?«, fragte er vorsichtig.
    Â»Weil ich nicht glauben kann, dass Sie von oben den Toten gesehen
und erkannt haben, dass er nicht mehr lebt. Es war ja noch dunkel.«
    Fietje sah ein, dass Leugnen zwecklos war. »Als Ihr Kollege mich
fragte, da stand ich wohl noch unter Schock.«
    Â»Ist doch verständlich«, gab Erik zurück. »Man findet nicht alle
Tage einen Toten am Strand. So was nimmt einen mit.«
    Â»Jawoll!«, sagte Fietje und fühlte sich verstanden.
    Â»Sie sind also doch ein bisschen näher rangegangen?«
    Â»Nur so weit, wie es nötig war.«
    Â»Und dann? Haben Sie was beobachtet, was uns helfen kann?«
    Mamma Carlotta wurde nervös. Wie lange mochte das noch dauern? Es
hielt sie nicht mehr auf ihrem Ölkanister. Sie erhob sich geräuschlos, tastete
über ihre Kehrseite, spürte das klebrige Fett an ihren Händen und hielt nach
etwas Ausschau, mit dem sie es abwischen konnte. Schließlich entdeckte sie eine
Küchenrolle, riss zwei Blätter ab und rieb ihre Hände sauber, während Fietje
draußen versicherte, dass er nichts gesehen habe, nur den Toten im Dünengras.
Keinen Menschen, keinen, der flüchtete, keinen, der sich verdächtig verhielt,
keinen, der Spuren beseitigte – niemanden. Er war auf den Toten gestoßen, hatte
sein Handy gezückt und die Polizei angerufen, das war’s! »Jawoll!«
    Mamma Carlotta wollte die Küchenrolle zurücklegen, da fiel ihr Blick
auf einen Karton mit Dosensuppen, aus dem ein Paar Schuhe herausragte.
Turnschuhe, die sauber und neu aussahen. Ungetragen waren sie jedoch

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