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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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zustimmend. Die Küchentür stand offen, und im Schatten lag hechelnd ein Pudel mit gekreuzten Pfoten. Tjelvar, Vegas Augenstern.
    »Nett? Haha! Früher wohnten hier nur Nichtsnutze und anderes Pack, Landstreicher und loses Gesindel. Hier auf den Klippen herrschten Flöhe, Läuse und Tuberkulose. Und das wurde nicht besser dadurch, daß der Schurke von Henker hier wohnte. Es war ein mittelalterliches Ghetto. Die Häuser sehen immer noch aus, als wollten sie vor Scham in den Boden versinken. Für einen erwachsenen Mann ist es nicht ganz einfach, hier durch die Türen zu gehen, Sie haben ja gesehen, wie Tomas den Nacken beugen mußte. Aber jetzt findet man die Gegend attraktiv. Wenn man die Norra Murgatan weiter hinaufgeht, dann kommt man zum Schurkenhügel, ein Stück weiter nach Norden haben wir den Galgenberg mit seinen drei Steinsäulen. Ich denke, das könnte ein inspirierendes Ausflugsziel für Gesetzeshüter sein. Einfache Bauerntölpel wurden auf dem Galgenberg gehängt, feineren Leuten schlug man auf dem Marktplatz den Kopf ab. Frauen kamen auf den Scheiterhaufen, wurden gesteinigt oder lebendig begraben. Sie aufzuhängen hielt man für unanständig, denn dann hätte man ja einen anstößigen Blick unter ihren Rock werfen können. Auf dem Weg hierher seid ihr ja über den Marktplatz gefahren, dort stand neben der alten Feuerwache der Pranger. Da wurden die Verbrecher in Halsketten gelegt, ausgepeitscht und dem allgemeinen Spott ausgesetzt. Dennoch war man in Visby recht mild in der Bestrafung und nicht so schnell mit der Todesstrafe zur Hand. Darf es noch eine Kleinigkeit zum Safranpfannkuchen sein, Maria? Vielleicht Multbeerkompott? Jetzt sparen Sie mal nicht so mit der Sahne und kasteien Sie sich nicht so. Lassen Sie Ihren inneren Schweinehund los und gönnen Sie sich etwas vom Guten, das das Leben zu bieten hat, das sage ich Ihnen. Butter und Sahne, bequeme Schuhe und Kleider, die nicht so eng sitzen. Ich esse, was ich will und wann ich will, aber gut muß es sein! Ich glaube ja nicht, daß die Männer solche Klappergestelle wollen. Da muß schon etwas zum Anfassen dran sein, nicht wahr, Tomas? Butter und richtige Sahne braucht man, das macht die Haut glatt und seidig.«
    »Darüber habe ich noch nicht soviel nachgedacht«, antwortete Hartman diplomatisch. »Meine Frau sagt, die meisten Selbstmorde werden mit Messer und Gabel begangen.« Noch ehe er den Satz vollendet hatte, bereute er seine Worte. Aber zu spät.
    »Es kann keinen Spaß machen, wie Marianne nur von Salatblättern zu leben. Kaninchenfutter.« Vega sah Hartman herausfordernd an, und der war in diesem Moment sehr froh, daß seine Frau nicht anwesend war. Sätze wie diese führten nämlich direkt in einen kalten Krieg.
    »Das einzige, was mich am Gutalag richtig wütend macht, ist der Abschnitt über die Belästigung von Frauen«, fuhr Vega fort, als sie keinen Widerspruch hörte. »Pfui Teufel! Wenn man das liest, ist einem gleich klar, daß diese Gesetze von Männern gemacht wurden, und zwar von eingebildeten Chauvinisten! Da sieht man, wie fadenscheinig die mittelalterliche Ritterlichkeit war. Ein dünner Schleier der Romantik, hinter dem sich in Wirklichkeit nur eine tiefe Frauenverachtung verbarg. Die Sünde kam durch die Frau in die Welt, die dem armen Mann einen Apfel aufgeschwatzt hatte. Da siehst du es, Tomas, man kann mit Obst und Grünzeug gar nicht vorsichtig genug sein!«
    »Was steht denn da?« fragte Maria.
    Hartman bedachte sie mit einem abwehrenden Blick. Vega schob die Brille auf die Nase und hielt das Gutalag hoch. Diese Passage kannte sie auswendig.
    »›Wenn du sie an der Schulter faßt, Strafe: fünf Örtugar. Faßt du sie an die Brust, Strafe: ein Öre. Faßt du sie um den Knöchel, Strafe: eine halbe Mark. Faßt du sie zwischen Knie und Wade: acht Örtugar. Faßt du sie noch höher, dann ist das der schamlose Griff, auch der Griff eines Verrückten genannt, da gibt es keine Geldstrafe, denn die meisten ertragen es, wenn man soweit gekommen ist.‹ Pfui Teufel, sage ich. So sind sie, die Männer, kein Wunder, daß man nie geheiratet hat. Wenn man sein ganzes Leben lang als Bademeisterin im Warmbadehaus gearbeitet hat, dann hat man alles gesehen, was man braucht, und noch etwas mehr. Aber Sie sind ja verheiratet.« Vega schenkte Maria einen hochmütigen Blick des Mitleids. »Er kommt wahrscheinlich später, Ihr Mann, oder?«
    »Ja, Krister und die Kinder kommen nächste Woche nach Gotland, das hoffe ich jedenfalls.

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