Tod im Moseltal
auf Mazzomaid hin.«
Wieder entstand eine Pause.
»Wie ist das mit der Zuständigkeit?« Nicole Huth-Balzer hatte die Frage gestellt, ohne von dem Notebook aufzusehen. Als sie aufgrund der eintretenden Stille doch hoch schaute und in die etwas ratlosen Gesichter der versammelten Kommissare blickte, fragte sie mit rotem Kopf und unsicherer Stimme nach: »Ahm, ich meine, die Morde sind in Luxemburg und Deutschland passiert, der Mörder ist deutscher Staatsbürger mit Wohnsitz in Luxemburg. Wie wird das geregelt?«
»Das ist eine gute Frage. Die muss ich mal an die Lehrer auf der Polizeischule weitergeben. Ich nehme an, es wird in jedem Land ein Verfahren geben, für jeden der beiden Morde. Oder?« Gerhardts sah seine Kollegen fragend an.
Ducard nickte. »Also doppelte Arbeit im vereinten Europa? Möglich. Kann allerdings auch gut sein, dass das kleine Luxemburg den großen Fall an das große Deutschland abgibt. Ich helfe euch dann aber ein bisschen.«
28
Trier; Sonntag; 21. November
Gegen Ende der Woche hatte der Regen nachgelassen und war den ersten frostigen Nächten des Winters gewichen. Christian Buhle hatte an der Zusammenstellung der Ermittlungsakten gearbeitet und sich ansonsten zurückgezogen. Am Samstag hatte er Einkäufe erledigt, war spazieren gegangen und kurz vor Ladenschluss noch in die Stadt geeilt, um sich ein Gemälde in einer Galerie zu kaufen, das er am Vormittag dort entdeckt hatte. Als das abstrakte Kunstwerk einer Malerin aus der Region in seinem Wohnzimmer hing, war ihm zum ersten Mal, als ob er sich hier zu Hause fühlte.
Nach dem Abendessen musste er lange überlegen, welchen Film er sich anschauen wollte. Annähernd zwanzig Minuten hielt er die Hülle seines Lieblingsfilms »Sieben Leben« mit Will Smith in der Hand, bis er sie in den DVD-Player einlegte. Er sah sich den Film ohne Regung an und saß auch nach dem Abspann noch einige Minuten in seinem Sessel. Dann stand er auf, verstaute die DVD wieder in ihrer Hülle, ging in die Küche und warf sie in den Müll. Anschließend rief er Marie an.
Um Viertel vor acht zog er sich warme Sachen und Wanderschuhe an, ging zu seinem Auto und fuhr durch die leeren Trierer Straßen. Über die Kaiser-Wilhelm-Brücke querte er die Mosel und fuhr die »Bitburger« hoch auf das Plateau nach Trierweiler. Als er den ersten Schritt auf die Schieferplatten gesetzt hatte, öffnete sich die Haustür bereits. Die Begrüßung von Juliette von Steyn fiel überaus herzlich aus und freute ihn. Sie geleitete ihn ins Wohnzimmer und bat ihn, dort einen Moment zu warten.
Als Erster kam Mattis die Treppe heruntergelaufen. Im Wohnzimmer verlangsamte er seine Schritte, als ob er vor dem Kommissar nicht als kleiner Junge erscheinen wolle. Anschließend kam Juliette mit der kleinen Nora ins Wohnzimmer.
»Ich soll die besten Grüße von meinem Mann ausrichten, Herr Buhle. Er ist heute Nacht bei unserem Sohn im Krankenhaus geblieben. Die Ärzte wollen Thomas heute aus dem künstlichen Koma aufwecken.« In ihren Augen stand Erleichterung. »Ich werde auch gleich zu den beiden fahren. Wir rufen Sie dann an, wenn wir wissen, ob er schon weiteren Besuch empfangen kann.«
Christian Buhle nickte. »Sie müssen es nicht überstürzen. Vielleicht ist es doch noch zu viel für Ihren Sohn.«
Marie war lautlos die Treppe nach unten gekommen und stand im Türrahmen.
»Hallo, Christian.«
»Hallo, Marie.«
»Wir können jetzt fahren. Hast du schon Brötchen gekauft?«
»Nein. Du weißt, Claudille schwört auf luxemburgische Backwaren. Stell dir vor, ich bringe Croissants aus Trier mit.«
Marie lächelte als Bestätigung und drehte sich vorsichtig um. Die Rippenbrüche bereiteten ihr immer noch erhebliche Schmerzen, aber sie wollte unter keinen Umständen auf das Frühstück in Berdorf verzichten.
Er ließ ihr genügend Vorsprung, während Juliette zur Haustür eilte, um sie ihr aufzuhalten. »So«, er nahm Nora und Mattis an die Hand, »eure Uroma wartet bestimmt schon, und ich will endlich zu diesen Spalten, durch die nur Kinder und schlanke Kommissare durchpassen.«
»Die ›Sieweschloeff‹«, rief Nora und begann vor Begeisterung auf der Stelle zu hüpfen.
»Jetzt krieg dich mal wieder ein, Nora.« Mattis war ganz der große Bruder.
Langsam folgten die drei Marie zum Auto.
Danksagung
Der Autor schreibt sein Buch nicht allein. Schon gar nicht das erste. Folgende liebe Menschen haben trotz Zeitnot zu einem lesbaren Manuskript beigetragen und weitergeholfen, wo es
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