Tod im Tauerntunnel
Beweis liefern, daß das Schmuckgeschäft jetzt über die Witwe abgewickelt wird.«
»Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich bei so etwas mitmache?«
»Ich will's trotzdem versuchen.«
»Vorstellungen haben Sie! Ich kann mir schon denken, wie Sie sich das zurechtgelegt haben: Ich soll zu Frau Jarosewitch gehen und ihr irgendwelchen Plunder anbieten, den Sie vorher präparieren. Sie ist begeistert, drückt mir ein paar Riesen in die Hand; ich zische ab, gebe Ihnen sofort Nachricht... Und nachher bin ich Ihr Zeuge, für meine Freunde ein für allemal passé - ein Polizeispitzel... Ausgeschlossen!«
»Daß so etwas mit Ihnen nicht zu machen ist, ist mir doch völlig klar«, sagt Bienzle. Und dann hat er einen seiner spontanen Einfälle: »Aber Ihre Rolle sieht ganz anders aus. Sie sollen genau das Gegenteil tun.«
»Das Gegenteil?«
»Ja, da wundern Sie sich, was?« Bienzle bestellt befriedigt zwei Calvados.
Während Bienzle mit der Weißen Wolke tafelt, sitzt Haußmann verlegen Frau Korbut gegenüber. Sie haben einen ruhigen Tisch im Hotel Forellenhof und speisen stilgerecht Forelle, mit Mandeln überbacken.
»Herr Bienzle ist der Ansicht, daß Herr Dr. Bäuerle etwas mit der Ermordung seines Schwagers zu tun hat. Ob man das nun glaubt oder nicht - vieles spricht immerhin dafür -, für Herrn Bäuerle wird das eine schwierige Sache. Und für Sie auch, Frau Korbut, denn die nächste Aktion wird wohl sein, daß man Sie und Herrn Bäuerle, der hier im Hotel Brunner abgestiegen ist, überraschend konfrontiert... Das dumme ist: Wir wissen, daß Herr Bäuerle Sie einige Male besucht hat - und wir wissen inzwischen sogar, warum.«
Irene Korbut hat ihr Fischbesteck aus der Hand gelegt und starrt den jungen Polizisten ungläubig an. »Dieser Bienzle schreckt wohl vor gar nichts zurück«, sagt sie bitter.
»Schon möglich.« Haußmann wird es immer unbehaglicher.
»Also gut«, sagt sie, »Herr Dr. Bäuerle hat sich um mich bemüht... Ist das strafbar?«
»Natürlich nicht... Essen Sie doch bitte weiter.«
»Mir ist der Appetit vergangen.«
»Herr Dr. Bäuerle wollte offensichtlich zusammen mit seiner Schwester das Geschäft des Herrn Jarosewitch an sich bringen. Er hat sich um Sie bemüht, weil er wollte, daß Sie in Zukunft für ihn arbeiten... Vielleicht ging es ihm aber auch nur darum, von Ihnen zu erfahren, wann der nächste Posten Schmuck angeliefert wird.«
»Das glaube ich nicht!«
»Es tut mir ja wirklich leid«, sagt Haußmann, »aber Herr Breda - Sie wissen schon, der Kellner aus der Pizzeria - hat uns dafür eine ganze Menge stichhaltiger Indizien gebracht. Er... Ich meine, er ist sehr an Ihnen interessiert, und... Nun, wie soll ich sagen - er versuchte, Sie zu beschützen.«
Irene Korbut schüttelt den Kopf.
Haußmann rutscht auf seinem Stuhl hin und her, gießt Wein nach, zündet sich eine Zigarette an, die er gleich wieder ausdrückt, weil seine Tischpartnerin noch ihr Essen vor sich stehen hat. Aber er würde auch noch ganz andere Aufträge ausführen... Da muß ich nun mal durch, denkt er und sagt, getreu nach Bienzles Drehbuch:
»Das mit der Gegenüberstellung hätte ich Ihnen sicher nicht sagen sollen, ich wäre dankbar, wenn Sie es vergessen... Und bitte, nehmen Sie keinen Kontakt zu Herrn Dr. Bäuerle auf - das könnte Bienzles Konzept ziemlich durcheinanderbringen. Glauben Sie mir, Bäuerle ist nicht der Mann, den Sie schützen sollten.«
Irene Korbuts Gesicht bekommt einen verschlossenen Ausdruck. »Gut«, sagt sie, »ich werde also warten, was kommt.«
»Das finde ich sehr nett von Ihnen.«
»Sie werden aber nicht erwarten, daß ich unter diesen Umständen noch mit Ihnen hier herumsitze... Auf Wiedersehen«, sagt sie und steht abrupt auf.
Während seine Kollegen mit unterschiedlichem Genuß den Produkten der Baden-Badener Gastronomie zusprechen, sitzt Gächter auf einem harten Drehstuhl in der Telefonzentrale des Hotels Brunner. Er hat sich ausgewiesen und den Portier dann gebeten, ein wenig darauf zu achten, wann Frau Jarosewitch oder Herr Dr. Bäuerle das Haus verlassen oder Besuch bekommen; Telefongespräche könnten nun wieder durchgestellt werden, hat er gesagt, und ob er vielleicht ein wenig auf dem laufenden gehalten werden könnte, wer telefoniert.
Der Portier war indigniert. »Es geht nicht, daß Polizisten bei uns in der Hotelhalle herumsitzen und womöglich unsere Gäste belästigen!«
Davon könne gar keine Rede sein, hat Gächter erwidert und vorgeschlagen, ihm
Weitere Kostenlose Bücher