Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
gewesen sein: Das Mädchen hatte einen Mann aus der Gruppe sitzengelassen und der sah einfach rot, als er sie hier wieder traf und er rächte sich ohne Rücksicht auf Verluste. Wie wäre es denn mit einem unserer politischen Gäste? Die machen schließlich immer wieder Schlagzeilen mit irgendwelchen Affären.“
Der Chief erwärmte sich zusehends für seine Theorie. John schüttelte bedauernd den Kopf.
„Michael Conners sagte mir, Georges kleine Gruppe hätte als erstes den Innenhof betreten dürfen. Also konnte keiner von ihnen in der Water Lane zurückbleiben.“ Der Chief hatte eine neue Idee.
„Sie haben doch selbst erzählt, dass in der Besuchergruppe eine ganze Reihe von Deutschen war. Ich wette, die Polizei wird feststellen, dass einer der Männer das Mädchen vorher schon kannte.“
„Das ist natürlich möglich, Sir.“, äußerte John vorsichtig. Er konnte verstehen, warum der Chief sich verzweifelt an die Vorstellung klammerte, ein Außenstehender wäre der Schuldige.
„Da wir der Polizei die Ermittlungen in diese Richtung überlassen müssen, möchte ich die Zeit nutzen, um mich um unsere eigenen Leute zu kümmern. Wenn Sie mir den Dienstplan des Tattages überlassen könnten, könnte ich mich an die Arbeit machen und feststellen, wo jeder zum fraglichen Zeitpunkt war und ob es Zeugen dafür gibt.“ Dann fiel ihm noch etwas ein. „Vielleicht gab es ja auch in der Touristengruppe jemanden, der auf Grund eines früheren Besuchs mit dem Ablauf bereits vertraut war. Vielleicht könnten Sie jemanden beauftragen, die Namen der Gruppe mit unseren alten Besucherlisten zu vergleichen?“
„Hervorragende Idee, Mackenzie. Ich werde Conners gleich darauf ansetzen.“ Als John hinausging, rief Mullins ihm hinterher.
„Wie geht es eigentlich mit Ihrem Ohrensausen?“
John stutzte und horchte in sich hinein. Tatsächlich waren die nervtötenden Geräusche stark abgeklungen. Vielleicht war ja eine Mörderjagd gar kein so schlechter Therapieansatz.
Kapitel 5
Zurück in seiner Wohnung setzte er sich an den Küchentisch und breitete den Dienstplan vor sich aus. Abbott, Armstrong, Bancroft, Burns, Campbell, Denham, Dunders... John stöhnte. Wie sollte er herausbekommen, wo jeder der Männer zum fraglichen Zeitpunkt gewesen war – ohne dass jemand Verdacht schöpfte, warum er sich dafür interessierte? Dazu kamen noch die zahlreichen Ehefrauen, die im Tower wohnten. In den wenigen Monaten hier hatte John noch nicht einmal alle persönlich kennengelernt. Er brauchte Hilfe, das stand fest. Kurz entschlossen griff er zum Telefonhörer.
„Chief Mullins? Mackenzie hier. Ich bräuchte noch mehr Informationen, wenn ich unsere Männer und ihre Familien überprüfen soll. Wie wäre es, wenn wir Ihre Sekretärin mit einweihen würden? Es gibt wohl kaum etwas im Tower, was Bonnie entgeht.“
„Hmm. Eigentlich möchte ich den Kreis so klein wie möglich halten. Allerdings vertraue ich Bonnie hundertprozentig und da sie nicht im Tower wohnt, war sie vorgestern Abend auch nicht anwesend. Na gut, Mackenzie, ich verbinde Sie gleich mit ihr. Übrigens versuche ich schon den ganzen Tag, den Superintendenten zu sprechen, um mir über die Fortschritte der Polizei berichten zu lassen, aber er ist nie zu erreichen. Man sollte doch meinen, ich hätte ein Recht darauf, auf dem Laufenden gehalten zu werden. Außerdem mussten wir die Kontrollen an den Eingängen verstärken, da ansonsten Horden von Reportern unseren ganzen Betrieb lahmlegen würden. Verdammt lästig, so etwas.“
Hörbar verstimmt legte der Chief auf und gleich darauf war Bonnie in der Leitung. Schon nach wenigen Worten unterbrach sie ihn enthusiastisch.
„Sie können auf mich zählen, John! Am besten treffen wir uns gleich heute.“
„Möchten Sie in der Mittagspause zu mir herüberkommen? Ich brutzle uns etwas und wir können uns in Ruhe unterhalten.“
Dieses Angebot nahm Bonnie gerne an.
Mit einem Blick auf seine Vorräte entschied John, dass er erst einmal einkaufen musste.
Da der kleine, aber gut sortierte Lebensmittelladen von Mr. Shrinaga nur wenige Minuten vom Tower entfernt lag, nutzten ihn die meisten der Bewohner für ihre Einkäufe. John wählte gerade ein paar Okra-Schoten für das Wok-Gericht aus, das er Bonnie auftischen wollte, als er Marcia Campbell wenige Schritte entfernt erblickte.
Die Frau des Ravenmasters starrte geistesabwesend auf ihre Einkaufsliste und zuckte zusammen, als er sie ansprach.
„Oh, John, ich hatte dich
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