Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
Ton mit einem Mal schlagartig änderte. „Marcia, wieso sind Sie aufgestanden? Ich bringe Ihnen sofort Ihren Tee, legen Sie sich nur wieder hin. Ich habe gerade John Mackenzie erklärt, wie schön es doch ist, dass Richard sich trotz seiner immens wichtigen Termine morgen die Zeit nimmt, um seine Mutter zu besuchen.“, flötete sie. Dann leiser, „Ich versuche, Sie zu erreichen, sobald er da ist. Wiedersehen, John.“
Mit dem Gefühl, auf der Stelle zu treten, legte er frustriert auf. Vor dem Gespräch mit Maggie heute Abend würde er offensichtlich nichts Neues herausfinden. Ein Blick in den Kalender zeigte ihm, dass Weihnachten mit Riesenschritten näher rückte. Er beschloss, den heutigen Tag für seine Einkäufe zu nutzen, nachdem Doc Hunter seinen Verband gewechselt hatte und er mit Mullins gesprochen hatte.
Während der Arzt sehr zufrieden war – „Die Wunde hat sich nicht entzündet. Wenn Sie´s noch ein, zwei Tage ruhiger angehen lassen, sind Sie so gut wie neu.“ – fand John Chief Mullins am Rande eines Tobsuchtsanfalls vor.
Bonnies Schreibtisch war mit ungeöffneter Post übersät. Mit dem Brieföffner traktierte Mullins gerade einen dicken Umschlag.
„Wie soll ich den ganzen Betrieb hier am Laufen halten, wenn ich Stunden und Tage damit vergeude, mich sinnlos mit diesen hirnlosen Vollidioten von der Polizei herumzustreiten und dann auch noch den Job meiner Sekretärin übernehmen muss. Wo ist die verdammte Schere?“ Er hielt inne, als sein Blick auf Johns frisch verbundene Hand fiel. „Was haben Sie denn angestellt?“
„Kleiner Fütterungsunfall, nichts Ernstes. Ab morgen bin ich wieder im Dienst.“
„Hm.“ Mullins warf den Briefumschlag hin und lehnte sich an Bonnies Schreibtisch.
„Es ist zum Kotzen, Mackenzie. Gestern habe ich mit den Männern über den Fußballabend letzte Woche gesprochen. Die meisten konnten mir genau sagen, welche Spielzüge jedem einzelnen Tor vorausgegangen waren und wer wen wie gefoult hatte, aber ansonsten hat keiner etwas mitbekommen. Logischerweise kann sich keiner erinnern, wer wann den Raum verlassen hat.“ Er seufzte. „Haben Sie schon mit Richard gesprochen?“
„Nein, Sir, er hat Bonnie gesagt, er würde doch erst morgen wieder herkommen.“ Zu gerne hätte er Mullins von seinem Gespräch mit Maggie erzählt, aber sein Versprechen verpflichtete ihn zum Stillschweigen. Missmutig griff Mullins erneut nach dem Brieföffner.
„Dann stecken wir fest. Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren. Ich kann meine Verpflichtungen als Kommandant dieser Einheit auch nicht länger ruhen lassen, um jemandem beizustehen, der jede Hilfe ablehnt.“ Er seufzte. „Und ich brauche auch Bonnie schnellstmöglich wieder hier, sonst drehe ich noch durch. Von mir aus engagieren wir eine Krankenschwester für Marcia, falls das nötig ist. Und nun lassen Sie mich allein, damit ich anfangen kann, dieses Chaos in den Griff zu bekommen.“ John zog sich eilig zurück.
Eine Stunde später tauchte er in die vorweihnachtliche Glitzerwelt der Konsumtempel von Knightsbridge ein. Bewaffnet mit einer langen Einkaufsliste ließ er sich von der Menge dick vermummter Menschen ins Kaufhaus Harrods hineinschieben.
Wie immer überkamen ihn in der prunkvollen Lebensmittelabteilung zwischen den vielen Theken mit Spezialitäten aus aller Welt Kindheitserinnerungen. Eine Tasse heiße Schokolade und eine Süßigkeit in diesen Räumen, die sich seither kaum verändert hatten, war für die drei Mackenzie-Geschwister oft der krönende Abschluss eines samstäglichen Stadtbummels der gesamten Familie gewesen.
Nun stand er staunend vor einer endlos langen Anrichte mit handgemachten Pralinen. Ingwerstäbchen, Himbeer-Champagner-Trüffel, Mokkapralinen, Kompositionen aus Marzipan und Nougat und auch in seinen Augen ungewöhnlichen Zutaten wie Rosmarin, Chili und Calvados.
Spontan erstand er für Maggie eine kleine Auswahl aus liebevoll verpackten Nuss-Schokoladen-Kreationen. Als er erheblich später zur Kasse ging, quoll sein Einkaufskorb schier über: Darjeeling- und Earl Grey-Tees für seine Mutter, mit der er die Leidenschaft für das britische Nationalgetränk teilte, dazu schottisches Shortbread, das Lieblingsgebäck seines Vaters, und dessen bevorzugte Marke bitterer Orangenmarmelade. Sein Bruder David würde sich über die biologisch angebauten Kaffeesorten aus Costa Rica, Panama und Brasilien freuen, Maggies Ehemann Alan über eine Flasche Ardbeg-Whisky.
Er deponierte alles in
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