Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
gestellt hatte.
„Dann hoffen wir, dass sich der Abend für Richard auch gelohnt hat.“
„Oh, das glaube ich auf jeden Fall. Richard hat ja ein sehr gewinnendes Wesen und er ist jung und dynamisch. So einen kann die Partei gut gebrauchen. Und sein Manager ist ein Profi, das merkt man sofort. Immer alles im Blick, gut organisiert, und er kann Richard geschickt in Szene setzen. Ich sage euch, die beiden sind ein gutes Team und werden es noch weit bringen – oder vielmehr hätten sie es noch weit gebracht, wenn George jetzt nicht mitten im Wahlkampf verhaftet worden wäre. Tragisch, so was.“ Der Barkeeper schüttelte betrübt den Kopf.
„Ich kann mir vorstellen, dass die Verhaftung seines Vaters Richards Erfolg gefährden könnte. Auch wenn ich mir partout nicht vorstellen kann, dass George wirklich schuldig sein soll.“, warf John ein.
„Eigentlich ist das für mich auch undenkbar. Aber er war wirklich ein wenig seltsam an jenem Abend. Die meisten Leute hätten es nicht gemerkt, aber als Barkeeper bekommt man ein besonderes Gespür für die Menschen, das könnt ihr mir glauben.“
„Das glaube ich gern, Sid. Du bist einfach ein guter Menschenkenner.“ Unter Bonnies bewundernden Blicken plusterte der so Gelobte sich ein wenig auf und fuhr fort.
„Von dem Moment an, als er den Club betreten hat, war George angespannt. Er hat zwar mit seinen ganzen alten Anekdoten die Gäste sehr gut unterhalten, aber trotzdem war er anders als sonst, als wäre er mit dem Kopf woanders. Ich hatte ja die ollen Kamellen schon tausendfach gehört, daher war ich froh, als George dann endlich mit der Gruppe zur Schlüsselzeremonie ging. Richard und sein Manager haben die Zeit genutzt, um irgendwelche Telefonate von ihren Handys aus zu führen, also hatte ich Gelegenheit, schnell ins Lager zu verschwinden, um eine zu rauchen. Als die Gruppe kurz nach zweiundzwanzig Uhr zurückkam, entschuldigte sich George für ein paar Minuten – “, Sid rieb sich vielsagend über den Bauch, „und nach seiner Rückkehr ging es weiter mit dem Geschichten erzählen. Die Gäste haben sich bestens amüsiert. Wie gesagt, es wäre ein sehr erfolgreicher Abend gewesen, wenn nicht der Mord dazwischengekommen wäre.“
Um halb drei Uhr morgens wälzte John sich schlaflos herum. Die Wirkung des Schmerzmittels hatte nachgelassen und in seiner linken Hand tobte es. Das Klingeln in seinen Ohren hatte ein wenig nachgelassen, dennoch empfand er es in der Stille der Nacht als Qual.
Nachdem er wohl ein Dutzend Mal auf die Uhr gesehen hatte, gab er auf und warf die Bettdecke beiseite. Im Morgenmantel schlurfte er in sein Wohnzimmer und öffnete den Schrank, in dem er seine CDs aufbewahrte. Er wählte eine Sammlung von gälischen Instrumentalstücken aus, die er von einer Reise in die schottischen Highlands mitgebracht hatte. Etwas wehmütig ging ihm durch den Kopf, dass wohl fünfundzwanzig Jahre vergangen waren, seit er mit seinem Vater zuletzt dessen alte Heimat besucht hatte.
Die jahrhundertealten Gebäude des Towers sorgten mit ihren dicken Mauern für beste Schallisolierung, daher konnte John die Lautstärke so weit heraufdrehen, dass das Geräusch in seinem Kopf übertönt wurde. Er griff nach der Packung mit den starken Schmerzmitteln, die der Doc ihm mitgegeben hatte, und ließ sich auf das Sofa fallen. Der Blick auf den Beipackzettel wirkte abschreckend. Ob er das Risiko von Nierenversagen, Magenblutungen und unaussprechlichen Syndromen, von denen er noch nie gehört hatte, auf sich nehmen sollte? Unentschlossen wog er das Päckchen in der Hand und legte es dann wieder weg. Seine Gedanken wanderten zurück zum gestrigen Tag. Es erschien ihm unvorstellbar, dass Georges Verhaftung noch keine vierundzwanzig Stunden zurücklag.
Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und ließ sich von den Klangwellen überspülen. Die melancholischen Melodien ließen vor seinem Auge weite, menschenleere Landschaften erstehen. Tiefgrüne Hügel und gemächlich dahinfließende Flüsse vor einem unendlichen Horizont. Seine Züge entspannten sich. Er schlief endlich ein.
Am nächsten Morgen war er pünktlich auf, um den Raben ihr Frühstück zu servieren und sie in einen zwar eiskalten, aber wolkenlos herandämmernden Morgen zu entlassen. Wie sie ihm gestern Abend noch versprochen hatte, stand Bonnie bereit, um ihn zum Markt zu bringen. Danach wollte sie Edwina Dunders ablösen und tagsüber bei Marcia Campbell bleiben.
Routiniert und zügig lenkte sie
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