Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
dazu. In zwanzig Jahren sehe ich sie schon als Entwicklungshilfeministerin oder Präsidentin der Welthungerhilfe.“ Die Geschwister lachten.
„Und ich wüsste sogar noch einen weiteren Beruf, in dem sie gut wäre: Kriminalpolizistin. Sie ist clever, will den Dingen auf den Grund gehen und sie kann einen schon jetzt beinahe so gut in die Mangel nehmen wie unser geliebter Cousin.“
Dies brachte sie zu dem Anlass, aus dem er heute Abend hier war. „Hast du irgendetwas herausfinden können, Maggie?“
„Ja. Aber John, du darfst keinesfalls mit jemandem über unser Gespräch reden.“
„Das habe ich dir doch schon versprochen. Du kennst mich, ich würde nie dein Vertrauen missbrauchen.“
„Ja, natürlich…. Also, bis jetzt weiß die Metropolitan Police Folgendes: Obwohl die Tote tatsächlich zeitweise in der Konzernzentrale beschäftigt war, wo auch dieser von Düntzen arbeitet, ließ sich bisher keinerlei Verbindung zwischen den beiden finden. Stattdessen hat sich leider herausgestellt, dass es mindestens einen Kontakt zwischen Miss Feldmann und einem Mitglied der Familie Campbell gab: Von ihrem Handy aus wurde in der Wohnung der Campbells angerufen.“ John sog scharf die Luft ein.
„Dann hat George also gelogen? Verdammt.“
Maggie wog zweifelnd den Kopf.
„Es ist nicht bewiesen, dass sie mit George gesprochen hat. Es könnte ja auch seine Frau am Apparat gewesen sein oder vielleicht sogar der Sohn, falls er gerade zu Besuch bei seinen Eltern war. Weiter: George hat am Tag des Mordes zwanzigtausend Pfund bei seiner Bank abgehoben und diese wenige Tage später wieder bis auf den letzten Pence auf sein Konto eingezahlt.“
„Zwanzigtausend Pfund! Ich habe gesehen, wie er mit einem Geldbündel in der Bank verschwand, aber dass es so viel war, hätte ich nicht gedacht.“ John seufzte. „Oh je, das sieht schlecht für George aus. Wenn ich Kriminalbeamter wäre, würde sich mir der Gedanke aufdrängen, die Studentin hätte versucht, George zu erpressen und er hätte sie bei der Übergabe des Geldes umgebracht.“
„Die Theorie verfolgt Simon ebenfalls.“
„Wenn Scotland Yard schon so niederschmetternde Indizien gefunden hat, warum gehen sie dann nicht an die Öffentlichkeit damit? Ich verstehe das nicht.“
„Darauf allein lässt sich kein Fall aufbauen und das weiß Simon. Gerade bei so einer Geschichte von nationalem Interesse darf er sich keinen Fehler erlauben. Und es gibt auch noch ein, zwei Haare in der Suppe.“ John beugte sich erregt nach vorn.
„Was ist das? Nun sag schon“
„Zum einen sind die Tory-Herren, die mit George bei der Schlüsselzeremonie waren, so gut wie sicher, dass er sie zu keinem Zeitpunkt verlassen hat – “
„Damit hat George ein Alibi!“ Wie elektrisiert sprang John aus dem Sessel. King Olaf hatte alle Pfoten voll zu tun, um sich mit einem Satz vor einem Sturz zu retten. Sichtlich beleidigt zog er sich zurück.
„Tut mir Leid, Dicker. Aber das ist ja phantastisch!“
„Immer langsam, John. Keiner von ihnen ist bereit, Georges stete Anwesenheit auch vor Gericht zu beschwören, da sie sich ihrer Sache eben nur fast sicher sind. Dennoch wecken ihre Aussagen Zweifel daran, dass George während des Appells im Innenhof sich, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, minutenlang hätte entfernen können.“
„Okay. Du sagtest, es gäbe ein, zwei Haare in der Suppe – was also noch?“
„Schon lange, bevor die Kollegen in Deutschland eine mögliche Verbindung des Managers zu Julia Feldmann überprüfen konnten, erhielt die Polizei einen anonymen Hinweis auf eine Verwicklung des Ravenmasters in die Sache. Daraufhin startete Simon einfach ins Blaue hinein die Aktion mit den Fingerabdrücken aller Beefeater. Und Bingo – hatte er George im Sack.“ John stand wie vom Donner gerührt.
„Ein anonymer Anrufer? Wer könnte das sein?“
Maggie zuckte die Achseln.
„Das konnte bisher nicht ermittelt werden. Um ehrlich zu sein, interessiert Simon das auch nicht. Da er keinen anderen Verdächtigen hat, versucht er jetzt mit aller Macht, trotz der Ungereimtheiten ein Geständnis von George zu bekommen. Aber dein Freund übt sich beharrlich in Stillschweigen und treibt Simon damit noch zur Raserei.“
Beide Geschwister konnten sich ein schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen.
„Simon hat nun vor, Marcia so schnell wie möglich zu befragen. Ihr Arzt hat ihm bis jetzt ein Verhör untersagt, da er die Gefahr eines Nervenzusammenbruchs sieht, aber Simon wird sich nicht
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