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Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Titel: Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Goodwyn
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Plexiglasscheibe. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie die Wache durch das verglaste Guckloch der Tür hereinsah. Gleich darauf öffnete sich die Tür.
    „Ist alles in Ordnung, Campbell?“ George nickte und wischte sich mit dem Ärmel seiner grauen Häftlingskleidung über das Gesicht. Der Beamte ließ sie wieder allein. Minutenlang herrschte Stille im Raum. Schließlich hob George den Kopf.
    „Ich … muss nachdenken. Könntest du morgen wiederkommen?“ John nickte. George stand auf und gab der Wache durch das Glasfenster ein Zeichen, die Tür zu öffnen. Im Hinausgehen wandte er sich noch einmal um. „Wie geht es Marcia?“
    „Die erste Zeit nach deiner Verhaftung war schlimm. Bonnie und Edwina Dunders waren rund um die Uhr bei ihr. Mittlerweile hat sie sich wieder ein wenig gefangen. Ihr Hausarzt hat eine Krankenschwester geschickt, die sich um sie kümmert.“ Wieder traten Tränen in Georges Augen. Wütend wischte er sie fort und sagte leise, „Bitte sag ihr, sie soll sich keine Sorgen machen. Und sag ihr … dass ich an sie denke.“
     
    Als John den Tower betrat, war es bereits Mitternacht. Geistesabwesend grüßte er im Vorbeigehen seine Kollegen, die in dieser bitterkalten, klaren Nacht Dienst taten. Obwohl er nach der Fahrt in der überhitzten U-Bahn fror, ging er nicht auf kürzestem Weg zu seiner Wohnung. Stattdessen machte er einen Abstecher zum Rabenhaus.
    Die nächtliche Beleuchtung des White Towers sorgte für einen schwachen Lichtschein auf der Wiese hinter der Voliere. Der Nachtfrost ließ seine Schritte leise knirschen. Da er die Raben nicht stören wollte, blieb er einige Meter vom Haus entfernt stehen. Einer der Vögel hob den Kopf aus dem Gefieder und steckte ihn gleich wieder hinein. Ansonsten war alles ruhig. Zufrieden ging John weiter und blieb dann unschlüssig mitten im Innenhof des Towers stehen. Marcia würde sich sicher sehr über Georges Botschaft freuen, nachdem sie tagelang nichts von ihm gehört hatte.
    Also lenkte John seine Schritte zum Constable Tower in der äußeren Wallanlage des Towers. Dort waren etliche der Beefeater mit ihren Familien untergebracht. Die Campbells bewohnten eine geräumige Wohnung im Erdgeschoss. Durch die geschlossenen Vorhänge war im Wohnzimmer Lichtschein zu sehen. John klopfte an die Scheibe. Drinnen bewegte sich ein Schatten auf das Fenster zu.
    „Ich bin´s, John Mackenzie. Ich habe eine Nachricht von George.“ Der Vorhang wurde beiseite geschoben und eine Frau in Schwesterntracht öffnete nach kurzem Zögern das Fenster einen Spalt breit. John stellte sich noch einmal vor.
    „Ah, Sie sind derjenige, der Mrs. Campbells Gatten als Rabenpfleger vertritt. Sie hat mir von Ihnen erzählt. Worum geht es denn?“
    „Ich komme gerade von Scotland Yard. Dort konnte ich mit George sprechen. Er bat mich, Marcia etwas auszurichten. Ist sie noch wach?“
    „Das könnte sein. Als ich vor einer halben Stunde nach ihr gesehen habe, war sie noch nicht eingeschlafen. Kommen Sie einfach kurz herein, dann sehen wir nach.“
    Im Wohnzimmer der Campbells war es gemütlich warm und John nahm dankbar auf dem Sofa Platz, während die Pflegerin – Ms. Doyle, wie auf ihrem Namensschild zu lesen stand – in den Flur verschwand. Gleich darauf ließ ihn ein Schrei hochfahren. Als er in das Schlafzimmer stürzte, starrte Ms. Doyle fassungslos auf das leere, sauber gemachte Doppelbett. „Aber wie konnte sie nur hinausgelangen? Ich war doch die ganze Zeit im Wohnzimmer.“, wimmerte sie.
    „Da!“ John zeigte auf eines der Fenster. „Es ist einen Spalt offen. Sie muss hinausgeklettert sein.“ Er packte die aufgelöste Frau am Arm. „Schnell! Rufen Sie die Nachtwache an, die sollen eine sofortige Suchaktion einleiten. Die Nummer ist 111, das Telefon steht im Flur.“ Nachdem sie hinausgelaufen war, durchsuchte John fieberhaft das Zimmer nach einem Hinweis, wohin Georges Frau verschwunden sein könnte. Und tatsächlich, auf der Kommode sprang ihm ein Zettel ins Auge, der an einen Keramikengel gelehnt war.
     
    Ich bekenne mich schuldig am Mord an Julia Feldmann. Meine Krankheit hat mich unzurechnungsfähig gemacht. Mein tiefstes Bedauern gilt der Toten sowie meinem Mann und meinem Sohn, die in keiner Weise mit dieser Sache zu tun haben und nicht für meine Tat bestraft werden sollen. Um weiteren Schaden von ihnen abzuwenden, nehme ich die Gerechtigkeit nun selbst in die Hand. Marcia Campbell
     
    Ungläubig stand er einen Augenblick da, dann rannte er aus der

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