Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
was?“ Sie reckte ihm die faltige Wange entgegen. John drückte einen herzhaften Kuss darauf. „So ist´s schon besser. John, dies ist Sir Walter Scott, mein Landeschampion.“ Der Hund war ihr gemessenen Schritts gefolgt. Wohlerzogen hob er eine Pfote. Nachdem John dem Terrier die Pfote geschüttelt hatte, konnte er auch den Rest seiner Familie begrüßen. Danach ging er in die Küche hinüber, wo Maggie eben die Lammpastete im Ofen kontrollierte. „Hallo, Schwesterherz. Hmm, das riecht ja köstlich.“
„Hallo, du Retter der Familienweihnacht. Hier, trag bitte den Brotkorb hinaus. Das Abendessen ist bald fertig.“ Gehorsam tat John wie ihm geheißen und schlenderte dann in die Küche zurück. „Es ist nur für elf gedeckt. Kommen Simon und Patricia nicht?“
Maggie probierte ihre Salatsauce und tat dann noch etwas Pfeffer hinein. „Sie hatten es vor, aber Simon kann wegen der Ermittlungen noch nicht weg aus London. Sie hoffen, dass sie im Lauf des Abends noch herkommen können. Morgen bleiben sie bis zum Mittagessen, dann fahren sie weiter zu Patricias Eltern.“ John kaute geistesabwesend auf einem Blättchen frischen Korianders herum, das er aus den Kräutertöpfen auf dem Fensterbrett gepflückt hatte.
„Was für ein Geschenk habt ihr für Simon besorgt?“
„Patricia sagte mir, dass er einen neuen Siebener-Schläger zum Golfen brauchen könnte. Im Sommer sind die beiden wohl zu einem großen Prominenten-Wohltätigkeitsturnier in St. Andrews eingeladen. Also haben wir den besten Schläger gekauft, den es in dem Golfshop gab.“
John pfiff durch die Zähne. „Donnerwetter. Ich sehe Simon schon vor mir, wie er das nächste halbe Jahr wie ein Besessener trainiert, um sein Handicap zu verbessern. Verlieren konnte er ja noch nie. Kannst du dich erinnern, wie er selbst beim Federball immer diskutieren musste, ob sein Ball nun im Aus war oder nicht? Oder wie er einmal –“
„John“, unterbrach Maggie ihn mahnend. „Wir wollten die alten Kamellen doch vergessen, oder nicht?“
„Entschuldige. Alte Gewohnheit. Vorhin musste ich mich schon von Mum deswegen tadeln lassen.“
Maggie schnaubte. „Mum! Dabei benehmen sie und Tante Isabel sich mindestens ebenso kindisch und werfen sich gegenseitig Sachen an den Kopf, die schon dreißig, vierzig Jahre her sind. Sie widersprechen sich auch ständig gegenseitig, einfach aus Prinzip. Und das Schärfste ist, dass ihre Abneigung auf ihre Haustiere abgefärbt zu haben scheint. Tante Isabel schwört, dass Walter noch nie einer Katze etwas zuleide getan hätte, aber auf Eddie hat er nur einen Blick geworfen und schon ging´s los mit der wilden Jagd.“
„Was habt ihr mit Olaf und Eddie gemacht? Ich habe sie gar nicht gesehen.“
„Ich habe die beiden in das Zimmer gesperrt, das du mit Tommy teilst, oben im ersten Stock. Sie sind mit Futter, Wasser und Katzenklo versorgt, also werden sie es hoffentlich dort aushalten, so lange Walter im Haus ist. Mum und Isabel finden auch ohne die Tiere genügend Anlässe, sich zu streiten. Stell dir vor, morgen werden beide nach ihrem jeweiligen geheimen Rezept eine Preiselbeersauce zum Truthahn machen. Jede ist überzeugt, dass ihre Sauce die Bessere ist – “ Sie brach abrupt ab, als die Tür aufging und Emmeline Mackenzie hereinkam.
„Ist alles fertig, Maggie? Dann lasst uns essen, Kinder.“
Beim Abendessen saß John zwischen seinem Vater und David.
„Wie läuft die Kanzlei, Kleiner?“, fragte er seinen jüngeren Bruder, während Maggie die Suppe austeilte. David und Annie waren beide Steuerberater. Sie hatten sich in der Firma, in der beide arbeiteten, kennengelernt, geheiratet und sich vor einigen Jahren in Cambridge gemeinsam selbstständig gemacht.
„Ich kann nicht klagen, John. Unser Mandantenkreis erweitert sich beständig. Das Steuerrecht wird immer komplizierter, egal was die Politik auch versucht, um es zu vereinfachen. Zum Beispiel wird nun zum ersten Januar eine Regelung in Kraft treten…“
John bemühte sich redlich, den Ausführungen seines Bruders zu folgen, doch verlor er schon nach wenigen Minuten den Faden. Glücklicherweise warf Maggies Ehemann, der aufmerksam zugehört hatte, eine Frage ein und es entspann sich eine lebhafte Diskussion. John, dem es ein Rätsel war, wie jemand sich für die Reform der Körperschaftssteuer begeistern konnte, neigte den Kopf zu seinem Vater hinüber und fragte halblaut, „Hat Mum dir den letzten Schnitt der Buchshecken im Vorgarten überlassen?“
James
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