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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Morgenhimmel auf. Ihr junges hübsches Gesicht mit den rebellischen roten Haarsträhnen, die ihr in die Stirn geweht waren, und den hellen Augen, in denen sich jetzt der düstere graue Himmel spiegelte, trug eine strenge Miene, mit der sie das Wetter des Tagesanbruchs betrachtete. Mit kaum merklichem Achselzucken machte sie den letzten Schritt hinauf zu dem steinernen Umgang, der innen an den mächtigen Mauern der Burg entlanglief, die zugleich der Palast der Könige von Muman war, des größten und südwestlichsten Königreichs in Éireann.
    Cashel erhob sich beinahe drohend an die sechzig Meter hoch auf einem Kalksteinfelsen, der die Ebene ringsum beherrschte.Den einzigen Zugang gewährte eine steile Straße von dem Marktflecken herauf, der sich in seinem Schatten angesiedelt hatte. Außer dem Königspalast standen noch viele Gebäude auf dem Felsen. Die große Kirche, der Sitz des Bischofs von Cashel, war nach Art der meisten Kirchen hoch und rund erbaut und durch Gänge mit dem Palast verbunden. Daneben gab es Stallungen, Vorratshäuser, Gästehäuser, Kasernen für die Leibwache des Königs und ein Kloster für die Mönche und Nonnen, die in der Kathedrale Dienst taten.
    Schwester Fidelma bewegte sich mit einer jugendlichen Lebhaftigheit, die nicht zu ihrem Beruf zu passen schien. Ihr Nonnengewand ließ ihre hochgewachsene, wohlgebildete Gestalt erkennen. Mit leichtem Schritt stieg sie zu den Zinnen hinauf und prüfte wieder den Himmel. Ein kleiner Schauer überlief sie, als ein kalter Windstoß über die Gebäude fegte. Offensichtlich hatte es in der Nacht etwas geregnet, denn die Luft war noch feucht, und ein feiner silberner Schimmer lag auf den Feldern, auf denen sich das Licht des frühen Morgens in Tautropfen spiegelte.
    Das Wetter war ungewöhnlich. Der Tag des heiligen Matthäus, der die herbstliche Tagundnachtgleiche mit erstem Frühfrost und sinkenden Nachttemperaturen verkündigte, war noch nicht gekommen. Die Tage in diesem Monat waren schön, aber kühl. Den Himmel bedeckte eine einförmige graue Wolkenschicht, nur wenige hellere Stellen zeigten, wo die Sonne sie zu durchdringen versuchte. Die Wolken ballten sich über den Bergen im Südwesten, jenseits des Tales, in dem sich das breite Band des Flusses Suir von Nord nach Süd schlängelte.
    Als Fidelma sich von der Betrachtung des Himmels löste, erblickte sie ein kleines Stück entfernt einen älteren Mann.Anscheinend beobachtete auch er den Morgenhimmel. Sie ging zu ihm und begrüßte ihn lächelnd.
    »Bruder Conchobar! Du schaust heute morgen so traurig drein«, sagte sie fröhlich, denn Fidelma ließ ihre Stimmung nicht vom Wetter beeinflussen.
    Der alte Mönch hob sein langes Gesicht und setzte eine trübe Miene auf.
    »Dazu habe ich auch allen Grund. Heute ist kein glückverheißender Tag.«
    »Ein kalter Tag, das gebe ich zu, Bruder«, antwortete sie. »Doch die Wolken können sich verziehen, denn der Wind kommt aus Südwesten, wenn er auch kühl ist.«
    Der Alte schüttelte den Kopf und ging nicht auf ihren Frohsinn ein.
    »Es sind nicht die Wolken, die mir sagen, wir sollten uns an diesem Tag in acht nehmen.«
    »Hast du wieder deine Himmelskarten studiert, Conchobar?« schalt ihn Fidelma, denn sie wußte, daß Bruder Conchobar nicht nur der Arzt von Cashel war, dessen Apotheke im Schatten der königlichen Kapelle stand, sondern daß er auch Schlüsse aus den Konstellationen der Sterne zu ziehen vermochte und viele einsame Stunden in der Betrachtung des Himmelsgewölbes verbrachte. Oft verbanden Ärzte die Medizin und die Astrologie in der Ausübung ihrer Kunst.
    »Studiere ich die Karten nicht jeden Tag?« erwiderte der Alte mit düsterer, monotoner Stimme.
    »Wie ich seit meiner Kindheit weiß«, bestätigte Fidelma feierlich.
    »Allerdings. Früher habe ich versucht, dir die Himmelskarten zu erklären«, seufzte der Alte. »Du wärst eine ausgezeichnete Deuterin der Vorzeichen geworden.«
    Fidelma verzog freundlich das Gesicht. »Das bezweifle ich, Conchobar.«
    »Verlaß dich drauf. Habe ich nicht bei Mo Chuaróc mac Neth Sémon studiert, dem größten Astrologen, den Cashel hervorgebracht hat?«
    »Das hast du mir oft erzählt, Conchobar. Aber nun sag mir, warum dieser Tag kein Glück verheißt?«
    »Ich fürchte, heute geht das Böse um, Fidelma von Cashel.«
    Der alte Mann redete sie nie mit ihrem religiösen Titel an, sondern betonte stets, daß sie die Tochter eines Königs und die Schwester eines Königs war.
    »Kannst du das

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