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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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Weinert. »Sie werden das der Polizei ja auch erzählt haben, und die hat ein Phantombild zeichnen lassen, stimmt’s?«
    »Ja«, sagte Frau Weinert. »Das Bild ist ziemlich gut. Zum Fürchten.«
    »Fehlt wirklich nichts?«, fragte Dornröschen.
    »Er hat überall herumgewühlt, auch in diesen Papieren.«
    »Können wir die ausleihen? Sie kriegen sie bestimmt zurück.«
    »Nehmen Sie alles mit.«
    Zurück in der Okerstraße, nahmen sie sich noch einmal alle Unterlagen vor, jene, die sie schon einmal gesichtet hatten, und jene, die sie bei Frau Weinert abholen durften, wo ihre Schwester sie ihnen ausgehändigt hatte.
    »Was die Leute für einen Scheiß studieren«, stöhnte Twiggy, der sich durch die Politologieakten quälte. Robbi saß neben ihm auf dem Boden in Mattis Zimmer und prüfte genau, ob Twiggy auch jede Seite anschaute. Wer ein Papier schon kannte vom letzten Mal, musste es einem anderen geben.
    Dornröschen hatte sich die neuen Materialien geschnappt, zwei Umzugskartons.
    »In dem alten Krempel ist nichts«, sagte Matti und nahm eine Mappe aus der zweiten Umzugskiste. »Ich habe das große Los gezogen, EU-Agrarpolitik. Irre spannend.« Die Deckel waren aus blauer Pappe und durch ein Gummi gesichert. Der Gummi schnalzte ihm an die Hand, und er fluchte leise.
    Twiggy lachte, und Matti zeigte ihm den Mittelfinger.
    Obenauf lag ein Flugticket nach Bukarest. Er nahm den Ausdruck in die Hand und hielt ihn sich vors Gesicht. »Nächste Woche, Dienstag, Bukarest-Baneasa, ab Schönefeld, neunundfünfzig Euro neunundvierzig.«
    Die beiden anderen starrten ihn an. »Das gibt’s nicht«, sagte Twiggy endlich.
    Dornröschen schien verwirrt. Sie setzte sich neben Matti auf den Teppich. Der legte das Ticket zur Seite und begann in dem schmalen Aktenstapel zu blättern. Blatt für Blatt überflog er und reichte es Dornröschen, ohne ein Wort zu sagen. Es waren tabellarische Aufstellungen und Analysen. Manchmal pfiff Matti leise vor sich hin. Dann erstarrte er einen Augenblick. »Das gibt’s nicht.« Er las noch einmal und schüttelte den Kopf. »Darauf muss man erst mal kommen.«
    »Was ist?«, fragte Twiggy. Der saß im Schneidersitz und lehnte sich an Mattis Bett. Robbi hatte sich auf seinen Schoß geschlichen und schnurrte.
    »Wir haben es. Das ist …«, murmelte Matti, während er weiterlas.
    »Das ist ein Hammer«, sagte Dornröschen.
    »Nun sag schon!«, nörgelte Twiggy.
    »Wir haben die Lösung aller Fragen«, sagte Matti.
    »Herrje!« Robbi sprang erschrocken auf den Teppich und flitzte Richtung Küche. Dann kehrte er vorsichtig zurück und stellte sich in die Tür von Mattis Zimmer und beobachtete.
    »Erinnerst du dich, dass Kolding eigentlich pleite ist. Also, die haben nur Miese in den Büchern. Das hat der Chef uns erklärt mit Steuertricks. Sie zahlen keine Steuern, kriegen sogar Verlustzuweisungen, weil die Rotterdamer Zentrale ihnen überhöhte Rechnungen oder so schreibt.«
    »Ja, das stimmt doch«, sagte Twiggy.
    »Gewiss, es ist aber nicht vollständig. Weißt du, womit, jedenfalls nach diesen Unterlagen, Kolding die meiste Kohle macht?«
    »Neeeeiiiiin. Aber du wirst es mir bestimmt bald verraten.«
    »Mit EU-Subventionen.« Er nahm ein Blatt in die Hand. »Also, Rosi hat echt eine Sauklaue. Hier steht« – er hielt sich das Blatt dicht vor das Auge – »dass Kolding in Bulgarien und Rumänien riesige Güter habe, Agrarfabriken, Getreide, Zuckerrüben, Raps und so weiter, und dafür kriegen die aus dem Agrarhaushalt der EU Knete …«
    »Ist doch nichts Neues. Das steht in jeder Zeitung, dass die Agrargroßbetriebe die Knete in den Rachen gestopft bekommen und die kleinen Bauern in die Röhre gucken. Selbst die großen Milchverarbeiter und Schlossbesitzer, Hotels sogar, habe ich gehört, werden mit Euros überschüttet. Nur für unsere kleine Hanfplantage haben die Drecksäcke nichts übrig.« Er tat so, als würde er weinen.
    »Das ist nichts Neues«, sagte Dornröschen. »Neu ist nur, dass es diese Fabriken gar nicht gibt.«
    »Was?«
    »Rosi hat hier Auszüge aus der Buchhaltung von Scheinfirmen. Dazu irgendwelche rumänischen Papiere. Wahrscheinlich sollen die Papiere die Angaben bestätigen. Hier gibt es auch Fotos, keine Ahnung, wo Rosi die herhat …«
    »Vielleicht war sie schon mal dort«, sagte Matti.
    »So wird es sein.« Dornröschen studierte weitere Papiere. »Also, Kolding hat eine riesige Verschieberei gestartet und extra dazu Firmen in verschiedenen Ländern gegründet. So

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