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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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umsonst zieht es sie oft dorthin, wo vorher die Alternativszene lebte. Künstler sind die Vorreiter der … Gentrifizierung, ich mag dieses Wort nicht, es klingt hässlich, aber sie werten Kreuzberg, Neukölln, den Wedding auf, sie machen die Kieze erst interessant. Dann kommen die Kneipen, diese einzigartige Mischung der Küchen aus aller Herren Länder, das gibt es nur in Berlin. Ihnen folgen die Musiker, Plattenläden, kleine Studios vielleicht, dann kommen die Werbeleute und Kleinunternehmer, und schließlich ist eine Gegend so vielfältig, reich an Angeboten, ein buntes Volk, darunter die Touristen, die das toll finden, sodass sich Leute mit höherem Einkommen fragen, ob es dort nicht anregender und aufregender ist als in den Reihenhaussiedlungen am Stadtrand …«
    »Sie haben die Frage nicht beantwortet«, sagte Dornröschen kalt.
    »Doch, doch.« Der Chef nickte. »Wir kaufen Häuser von Menschen, die Häuser verkaufen wollen …«
    »Weil Sie denen einen Batzen Geld auf den Tisch legen«, sagte Twiggy.
    »Wie wollen Sie sonst ein Haus kaufen?«, fragte der Chef. Er blickte Twiggy verwundert an. »Ich kann doch keinen zwingen, mir etwas zu verkaufen. Wer es tut, will doch ein … gutes Geschäft machen.«
    »Und Sie verdienen sich eine goldene Nase, indem Sie billigen Wohnraum in teuren verwandeln«, sagte Twiggy.
    »Wir sanieren und renovieren. Manche Häuser sind Bruchbuden, die man eigentlich abreißen müsste. Sie glauben gar nicht, wie viele Hausbesitzer ihre Immobilien vernachlässigen. Manchen fehlt schlicht das Geld, weil die Mieten so niedrig sind.«
    »Mir kommen die Tränen«, sagte Dornröschen. »Und bei all den guten Taten schließen Sie aus, dass ein böser Bube unter Ihren Mitarbeitern Mordaufträge erteilt.«
    »Ich schließe nie etwas aus«, sagte der Chef traurig, und er klang so, als täte er nichts lieber, als die Welt vor allem Bösen zu retten. »Aber so dumm kann keiner sein.«
    »Haben Sie gewusst, dass Enthüllungen über Ihr wunderbares Unternehmen veröffentlicht werden sollten?«, fragte Matti.
    Der Chef deutete auf den Teewagen. »Aber bitte bedienen Sie sich doch.«
    Als Twiggy seinen Blick zu den Leckereien wendete, hüstelte Dornröschen knapp, und Twiggy schaute den Chef an, böser noch als zuvor.
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, sagte Matti.
    »Ja, ich habe davon gewusst.«
    »Aha«, trompetete Twiggy.
    »Nicht, was Sie denken«, sagte der Chef. »Wenn wir jeden, der uns angreift, umbringen wollten …«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort.« Twiggys Blick wanderte zum Teewagen und zuckte zurück.
    Der Chef stöhnte leise über die Begriffsstutzigkeit seiner Gesprächspartner, zumal er sich doch so viel Mühe gab.
    »In Berlin ist es normal, dass Bauunternehmen öffentlich angegriffen werden. Manchmal zu recht, manchmal nicht. Glauben Sie, es interessiert jemanden, ob die Presse etwas Schlimmes über Kolding schreibt? Wir sind als Immohaie sowieso die bösen Buben, da kommt es auf eine miese Geschichte mehr nicht an. Wenn man ohnehin der Bösewicht ist, dann empört sich keiner, wenn geschrieben wird, dass wir wieder böse waren.« Er stöhnte leise. »Dabei tun wir so viel Gutes.«
    »Und der Herr Runde?«, fragte Matti.
    »Der tut nichts ohne Anweisung.«
    Dornröschen grinste. »Dann war er auf Befehl im Puff?«
    »Nein, nein. Ich habe ihm ja gekündigt, er hat seine Kompetenzen überschritten. Das kann ich nicht dulden.«
    »Und Sie glauben, Herr Runde hätte es Ihnen gemeldet, wenn er eine Killertruppe losgeschickt hätte?« Matti grinste auch.
    »Nein … gut, ich kann nicht ausschließen, dass Herr Runde schon einmal … aber Mord?« Der Chef winkte schlaff ab. »Nein, er ist kein großes Licht, aber als Mitarbeiter, der klare Anweisungen erhält, war er gut. Und ich sage noch einmal: Über Zeitungsartikel regt sich hier keiner auf. Auch nicht über Artikel, in denen was von Bestechung und Bordellen steht. Das fällt den Politikern auf die Füße, nicht uns. Da schüttelt man ein bisschen den Kopf, versetzt einen Mitarbeiter, und die Sache ist ausgestanden. Wie gesagt: Wir sind die Bösen. Was man ist, kann man nicht werden.« Der Chef schüttelte den Kopf, bedächtig, kaum wahrnehmbar. »Wissen Sie, wir werden manchmal bedroht. Unsere Mitarbeiter, ich, die Firma. Sie glauben nicht, wie viele Morddrohungen wir schon erhalten haben. Zuletzt, diese Türkenbande …«
    »Was war da?«, fragte Twiggy.
    »Na, die hatte ein Geschäft an der Ecke

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