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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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auf seiner Stirn. »Die Polizei muss nicht alles wissen.«
    »Kann ich verstehen«, sagte Matti. »Wenn wir nur den Verdacht haben, dass Sie die Unwahrheit sagen, rufen wir wieder an.« Er tippte auf den Griff seiner Makarov.
    Twiggy legte ein winziges Aufnahmegerät auf den Tisch. Der Chef warf einen skeptischen Blick auf das Gerät, zuckte mit den Achseln und winkte ab. »Wir hatten auch Sprengstoff besorgt, ich sage es gleich.« Er wollte es hinter sich bringen. »Und wir hätten die Bürgerinitiative dazu gebracht, die Bombe zu zünden, oder wir hätten sie selbst gezündet.«
    »Und wenn jemand umgekommen wäre?«, fragte Twiggy.
    »Wir hätten das schon so gemacht …«
    »Schon so, toll«, sagte Twiggy. »Was hatten Sie denn noch für Spielchen auf Lager?«
    »Alles von Graffiti bis zum großen Knall.«
    »Brandstiftung, Autos abfackeln, ich weiß.«
    »Und dieser Artikel, in dem die Machenschaften von Spiel und Rademacher enthüllt wurden, mit Fotos und sonstigen Belegen?«
    »Das wäre eine Verleumdungskampagne gewesen, die Vestingsland gegen uns geführt hätte. Sie hätten Stasileute engagiert, Spezialisten für Zersetzung. Das stimmt zwar nicht, und Stasileute kenne ich gar nicht. Aber die Leute hätten es geglaubt. Vestingsland hätte alles dementiert, aber Frau Weinert hätte erklären müssen, warum sie Geld von denen bekommen hat.«
    »Warum müssen?«, fragte Dornröschen. Jetzt war auch sie bleich.
    »Weil alles in ihrem Artikel gefälscht wäre.« Jetzt guckte der Chef sogar ein bisschen zufrieden.
    »Was?« Dornröschen schlug mit ihrer kleinen Faust auf den Tisch und verzerrte ihr Gesicht vor Schmerz.
    »Alles erfunden«, sagte der Chef.
    »Aber es gibt doch Belege, das Foto, die Bewirtungsrechnung, einen Zeugen.«
    Der Chef lächelte, dann gluckste es in ihm, und er begann zu lachen, immer lauter. Die drei blickten ihn an, als wäre er ein Monster. Und er lachte weiter. Tränen quollen aus seinen Augen, dann schlug er mit Händen auf den Tisch. Klatsch! Klatsch! Klatsch!
    Matti zog die Pistole, trat hinter ihn und drückte ihm den Lauf an den Hals. Schlagartig hörte das Lachen auf. Matti steckte die Makarov in den Gürtel.
    »Das glauben Sie. Der Zeuge ist gekauft, der Bewirtungsbeleg stammt von einer anderen Gelegenheit, das Foto ist eine Fälschung, wie sich leicht beweisen ließe.«
    »Wie bitte?« Matti stützte sich mit den Händen auf den Tisch und blickte dem Chef direkt in die Augen.
    »Ist doch ganz einfach. Ihre Freundin … Rosi hatte den Knüller des Jahres aufgedeckt, und sie ging damit zu Ihnen.« Ein Blick auf Dornröschen. »Damit hatten wir gar nicht gerechnet. Stefan … Herr Runde war erst enttäuscht. Er hatte gedacht, der Spiegel oder mindestens eine große Berliner Zeitung würde die Sache bringen, aber dann hörte er, dass Frau Weinert die Geschichte in der Stadtteilzeitung veröffentlichen wollte. Da hat er geglaubt, der Plan sei fehlgeschlagen. Aber ich habe ihm gesagt, umso besser. Die Stadtteilzeitung ist in den Kreisen der Bürgerinitiative vollkommen glaubwürdig, und die Wut könnte Frau Weinert dort ausnutzen. Und desto brutaler das Erwachen bei diesen Leuten …« Er wischte sie vom Tisch, diese Leute. Er lachte über seinen großen Plan, raffinierter als raffiniert, als wäre niemand sonst im Raum.
    »Ja, und?«, fragte Matti verdattert. »Wenn die Geschichte in der Stadtteilzeitung steht, passiert doch nichts.«
    »Unsinn«, sagte der Chef, »da muss man eben einen vom Spiegel oder einem anderen Blatt drauf stoßen. Wenn diese … Stadtteilzeitung das veröffentlicht, mit allen angeblichen Beweisen, dass Herren von der Senatsverwaltung korrupt sind, ja, dann forschen andere nach. Das ist doch eine tolle Geschichte.«
    »Und wenn die rauskriegen, vielleicht durch einen Tipp von einem Ihrer Leute, dass Rosi gekauft ist von der Konkurrenz, dann platzt die Sache, dann geht Rosi hoch und die Ini auch.« Matti schnaubte.
    »Natürlich«, sagte der Chef, »dann kommt zufällig heraus, dass diese Ini nicht nur Falschmeldungen verbreitet und eines ihrer Mitglieder korrupt ist, sondern dass diese Typen nichts anderes sind als Terroristen, die es uns vermiesen wollen, dass wir Bäder kacheln und Isolierfenster einbauen und auch sonst eine Menge tun, um Wohnungen zu verbessern.«
    »Aus Profitgründen«, sagte Twiggy.
    Der Chef lachte wieder. »Tun Sie was umsonst? Diese ganze Gesellschaft lebt davon, dass es einem nutzt, wenn man Nützliches tut. Das ist doch der Trick.

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