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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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ließ ihre Karten liegen und blickte ins Unendliche. Twiggy reichte ihr den Joint, aber sie schaute nicht mal hin.
    »Wer, verdammt noch einmal, hat Rosi umgebracht?«, fragte sie leise.
    »Und wer Lara?«, fragte Matti, der seine Karten sortiert hatte, sie aber nun auf dem Tisch ablegte.
    »Ob der Chef uns doch noch die Bullen auf den Hals hetzt?«, fragte Twiggy.
    »Nein, wir haben die Aufnahme, und er hat zu viel zugegeben. Dann landet er im Knast. Und selbst wenn die Aufnahme als Beweismittel nichts taugt, reicht es für die Bullen, ganz genau hinzugucken, und dann fliegt der Superchef mitsamt seinem Superladen auf.«
    Sie hatten den Chef zur nächsten S-Bahn-Station gefahren, nachdem sie sich auf einen Kuhhandel geeinigt hatten: Der Chef leugnet, entführt worden zu sein, und bearbeitet auch seine Leibwächter in diesem Sinn. Dafür schweigt die WG über alles, was der Chef während seiner Entführung zugegeben hat. Ein übles Geschäft, aber Knast war übler. Doch ging es Matti nicht aus dem Kopf.
    Er fuhr wieder seine Schicht. In der letzten Nacht hatte er in der Charlottenburger Leibnizstraße einen angetrunkenen Fahrgast mit heftigem Lallfaktor, aber offenem Geldbeutel abgesetzt. Danach kam er am Savignyplatz an zwei Typen vorbei, die gerade einen Grillanzünder auf dem Vorderreifen eines Porsches ansteckten. Die Männer trugen Kapuzen, aber als Matti vorbeifuhr, blickte ihn der größere an. Es war Werner das Großmaul, kein Zweifel. Aber das würde Matti niemandem erzählen, nicht mal seinen WG-Genossen. Kurz vor Schichtende hatte er bei Laotse gelesen: »Wer handelt, der scheitert. Wer etwas umfängt, der verliert es.«
    »Die Bullen werden ohnehin Feuer unterm Chefgesäß machen, die haben ja einiges mitgehört«, sagte Matti.
    »Ach, der redet sich raus. Er sei erpresst worden und so weiter. Außerdem, ist das unser Problem?«, sagte Dornröschen.
    Ihr Handy tönte. Sie blickte auf die Anzeige, wies den Anruf ab und versank in Nachdenken.
    »Vielleicht war es doch der Typ, den die Bullen erschossen haben?«, fragte Twiggy.
    »Aber wie kommt so ein Typ dazu, Rosi umzubringen?«, fragte Matti.
    »Die einfachste Erklärung ist, dass er was von ihr wollte, sie aber nichts von ihm, und er ist ausgerastet. Gibt’s doch.«
    Sie schwiegen.
    »Los!«, sagte Dornröschen endlich und legte eine Herz Sieben auf den Tisch.
    Twiggy sah es, hustete empört und nahm zwei Karten.
    Matti servierte Dornröschen eine Herz Acht.
    Dornröschen tat so, als ließe es sie ungerührt, dass sie aussetzen musste. Demonstrativ steckte sie die Karten in der Hand um, als hätte sie den todsicheren Plan gefunden.
    Twiggy änderte mit einer Pik Acht die Farbe und ließ Matti aussetzen.
    Der zeigte auf Dornröschen: »Da sitzt der Feind, du Schnarchnase.«
    Dornröschen legte die Karten weg. »Das geht nicht. Wir können nicht aufhören.«
    Sie hatten vor drei Tagen verabredet, aus dem Wahnsinn auszusteigen, auch wenn es Matti wehtat und er sich der Mehrheitsmeinung nur beugte, weil er fürchtete, Dornröschen könnte sonst wirklich ausziehen. Die Bullen sollten herausfinden, wer Lara umgebracht hatte und wer Rosi. Sie hatten daran gekaut, dass Rosi sich hatte kaufen lassen. Die Platten-Rosi, die ihre Freundin gewesen war.
    »Vielleicht hat ihr die Sache mit Konny den Rest gegeben«, sagte Dornröschen. »Kann doch sein, dass man aus dem Ruder läuft, wenn vor der eigenen Nase ein Freund ermordet wird. Und dann die Bullen mit ihrem Gefasel von einem Unfall.«
    »Sie hat die eigenen Leute bespitzelt«, sagte Twiggy. »Dafür gibt’s keinen guten Grund, nur schlechte.«
    »Woher weißt du, dass sie gespitzelt hat?«, fragte Matti.
    »Aber sie hat für eine Immofirma die Provokateurin gegeben, Mensch«, sagte Twiggy.
    »Und Kolding ganz bestimmt nichts verraten«, sagte Dornröschen. »Nein, sie hat womöglich gedacht, dass sie das Geld nehmen sollte, um Kolding noch besser bekämpfen zu können.«
    »Aber wo ist das Geld?«
    »Hm«, sagte Twiggy, den Restjoint in der Hand.
    »Wir sind irgendeiner Sache nahe gekommen, und das muss ein großes Ding sein«, stöhnte Matti. »Vielleicht hat der Lara-Mord mit dem Rosi-Mord nichts zu tun, und es geht um was anderes. Worauf wir zufällig gestoßen sind, aber gar nicht wissen, was es ist.«
    »Könntest du das in einem günstigen Augenblick mal Robbi erklären. Vielleicht versteht der dich«, sagte Twiggy und drückte die Zigarette aus.
    »Wir haben versucht, möglichst viel über die Umstände

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