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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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zu rechtgeschnitten hatte. Da ihnen nur dreißig Minuten Sendezeit zur Verfügung stand – siebenundzwanzig abzüglich der Werbung –, war noch viel gutes Material vorhanden, das eventuelle spätere Lücken schließen konnte.
    Nach Meldung der Telefonzentrale war die Sendung gemischt aufgenommen worden. Das bereitete ihm keine Sorgen – die Reaktion auf Novitäten war immer vorsichtig. Die Leute würden sich die Sendung morgen wieder ansehen – und so weiter. In diesem Stadium verlangte er nicht mehr. Natürlich hatte auch Harry angerufen und mitgeteilt, wie sehr er sich freue, daß alles glatt lief. Seiner Meinung nach sehe Katherine überraschend gut aus.
    Vincent hatte die Sendung allein verfolgt und sich dann mit einem Fläschchen entspannt, ehe er früh zu Bett ging. Er hatte zwar eine Frau, aber sie kamen selten zusammen. Die meiste Zeit wohnte er in einer Zimmerflucht im Obergeschoß des NTV-Gebäudes.
    Er hörte sich an, was Dawlish zu sagen hatte, dankte ihm für die Unterrichtung – er behandelte seine Untergebenen immer gut – und sagte, er würde sofort hinunterkommen. Er brauchte auch wirklich nur zehn Minuten, bis er den Monitorraum betrat. Zunächst hatte er sich noch rasiert und ein sauberes Hemd und eine flotte, karierte Krawatte angelegt. Probleme sahen gleich besser aus, wenn man selbst nicht zu heruntergekommen wirkte.
    »… Rod. Ich habe ein Eigenbewußtsein. Ich begreife, was ich weiß, was ich weiß, was ich begreife.«
    Und auf dem Schirm Katherine Mortenhoe mit ihrer lächerlichen Motorradbrille.
    »Was soll das bedeuten? He?«
    Der wachhabende Techniker seufzte. »Sieht aus, als wäre sie übergeschnappt, Sir.«
    Vincent starrte auf den Schirm und wünschte sich, Roddie würde ihm eine Halbtotale geben, eine Vorstellung davon, was da vorging. »Wie lange sind sie schon in Rondavels Haus?«
    »Etwa seit sieben Uhr, Sir.«
    »Warum bin ich nicht eher verständigt worden?«
    Roddies Stimme: »Lauter? Wenn Sie lauter sagen, meinen Sie dann in Wirklichkeit ›schneller‹?«
    »Na? Drehen Sie das verdammte Ding schon leiser! Warum bin ich nicht eher verständigt worden?«
    »Ich… Ich habe meinen Dienst eben erst angefangen, Sir. Mr. Simpson hat wahrscheinlich angenommen…«
    »Ich verstehe. Sie sind Dawlish, nicht wahr?«
    Der Mann nickte, strich sich über seinen weißen Kittel vor Freude, daß er erkannt worden war.
    »Also, Dawlish, ich bin froh, daß wenigstens einer in der Abteilung seinen Grips einsetzt. Was ist da passiert?«
    »Eine ganze Menge, Sir, kann man wohl sagen. Ich habe mir die Bänder noch einmal vorgespielt. Ziemlich heiße Sache.«
    »Der Vorsitzende ist kein Engel, Dawlish. Das wissen wir alle. Und ich bin sicher, ich kann mich auf Ihre Diskretion verlassen.«
    »Natürlich, Mr. Ferriman.«
    Auf dem Schirm schien Katherine Mortenhoe zu schlafen. Das Bild schwenkte zur Seite, zeigte ein gewaltiges Dolce-Vita-Dekor, dem Vincent nichts abgewinnen konnte. Ein Szenenbildner hatte ihm einmal genau das gleiche gemacht, für ein Fernsehstück. Er fragte sich, ob der Vorsitzende das wußte.
    Das Bild kehrte zu Katherine zurück, verweilte auf ihrem Gesicht, als sie etwas sagte. Offenbar waren die beiden allein.
    »Am Telefon haben Sie gemeint, die beiden sind nicht erkannt worden, Dawlish. Sind Sie sicher?«
    »Es gibt da einen Abschnitt, Sir, wo der Vorsitzende eine Art Schau wünscht. Er will sehen, wie Randgruppenleute – äh – kopulieren. Deshalb nehme ich an, daß sie nicht erkannt worden sind, Mr. Ferriman.«
    »Sagen Sie mal, Dawlish, weiß Ihre Frau, was für Sachen Sie hier zu sehen bekommen?« Dawlish lächelte – von Mann zu Mann. »Also gut. Am besten sehe ich mir die Geschichte von vorn an. Und während das Band läuft, sagen Sie doch der Zentrale Bescheid, sie soll Doktor Mason verständigen. Mason – seine Nummer muß vorliegen. Er soll sofort herüberkommen. Ich brauche seinen Rat.«
    Dawlish wärmte einen anderen Monitor vor. Darauf beobachtete Vincent eine vergangene Katherine Mortenhoe – die Wagenfahrt, die Garage, der Fahrstuhl, das Bad –, während sich neben ihr auf dem ersten Schirm die gegenwärtige Katherine Mortenhoe durch ihre traurigen Leiden zuckte und dann schlief, während Mitternacht kam und ging.
    Dr. Mason war nicht gerade guter Laune. Er und seine Kleidung sahen aus, als seien sie lange nicht mehr zur Ruhe gekommen. Wahrscheinlich seit dem letzten Dienstag nicht mehr. Er trat ein, setzte sich, starrte auf die Schirme; schmerzhaft,

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