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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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hatte. Ich richtete Katherine auf und küßte sie auf die Stirn.
    »Sehr rührend. Fängt sie jetzt an zu kotzen?« Er war mir gefolgt.
    »Weiß ich nicht«, sagte ich. »Sie hat solche Anfälle öfter.«
    Sie nahmen natürlich Katherines Handtasche und durchwühlten sie. Sie fanden unsere Lebensmittel und warfen sie fort, konnten aber zum Glück wegen der Masken nicht davon essen. Andere Wagen kamen vorbei und verlangsamten die Fahrt, doch niemand hielt. Unweigerlich stießen die Kerle auch auf meinen Rucksack. Und ebenso unvermeidlich auf den neutralen braunen Umschlag, der ganz unten lag. Er wurde geöffnet, und die Zehn-Pfund-Noten wurden gezählt. Der Anführer sah mich staunend an, ließ mich die Taschen leeren und addierte dann säuberlich den Rest meines Wohlfahrtsgeldes, Katherines sieben Pfund sechzig und Vincents fünfhundert Pfund – und quittierte mir den Betrag.
    »Ein schlechter Witz«, sagte ich.
    »Weiß ich. Ist eben Montagmorgen.«
    Sie fuhren weiter, und ich sammelte die Sachen von Rondavels Margaret von der Straße auf und tat sie wieder in den Wagen. Katherine beobachtete mich bei der Arbeit, ihre Fragen, ihre Ängste unausgesprochen. Ich dachte an den Schmerz. Ihr Dr. Mason hatte versprochen, daß sie keine Schmerzen haben würde. Ich fragte mich, ob er wirklich so mächtig war.
    Als ich alles zusammengepackt hatte, stieg ich ein. Die Stille zwischen uns mußte gebrochen werden. Irgendwie. »Das Geld ist nicht wichtig«, sagte ich. »Wir werden nicht verhungern. Und wir haben noch immer den Wagen.«
    Warum es unwichtig war, daß wir all unser Geld losgeworden waren, und wieso wir nicht verhungern würden und was es ausmachte, daß wir den Wagen noch hatten – all dies hätte ich ihr nicht erklären können. Auch hatte ich keine Geschichte, keine Lüge parat, die Vincents fünfhundert Pfund erklärten. So, wie mir jetzt zumute war, hätte ich ihr die Wahrheit gesagt, wenn sie mich gefragt hätte. Was eine gefahrlose Großzügigkeit war, da sie mich gar nichts fragen konnte.
    Ich fuhr weiter und ließ ihre Handtasche in der Hecke zurück, wohin die Sammler sie geworfen hatten, und tat, als verstünde ich ihre Töne und zuckenden Bewegungen nicht, mit denen sie mich darauf aufmerksam machen wollte. Ich hatte das vage Gefühl, daß sie bald froh sein würde, keinen Radiosender mehr bei sich zu haben. Ich war mir noch nicht sicher, wie oder wann – aber bald würde ich sie verlassen müssen. Das letzte Eindringen in das Leben anderer Menschen war zugleich eine Beeinträchtigung meiner Existenz. Und damit mußte es ein Ende haben.

    Dr. Mason blickte auf, als Vincent den Monitorraum betrat. »Eben hat es einen Überfall gegeben«, sagte er. »Sollen wir die Polizei verständigen?«
    Vincent schaltete den anderen Monitor an und ließ sich das Band vorspielen. »Ich möchte lieber warten. Wir wollen doch nicht, daß Roddie jetzt von der Polizei bedrängt wird und Aussagen machen muß – womöglich auch über Rondavels Wagen und so.«
    »Die Bande darf also entwischen?«
    Vincent seufzte. Auf diesem Mann, der kein Kämpfer war, konnte er herumhacken – doch es machte ihm keinen Spaß. »Hören Sie, warum rufen Sie die Polizei nicht an, wenn Sie sich so große Sorgen machen?«
    »Sie haben mich in der Hand. Das wissen Sie.«
    »Mein lieber Doktor – das Gewissen ist unsere Privatsache.«
    Ein langes Schweigen trat ein. Auf dem Gegenwartsschirm glitt langsam die Straße unter Roddies Wagen dahin. Von Zeit zu Zeit sah er Katherine von der Seite an. Sie schien wieder munter zu werden. Der Überfall hatte ein paar gute Action-Szenen gebracht… Nachdem sicher war, daß der Arzt nichts weiter vorzubringen hatte, daß er seine Lage begriff, war ein Kompromiß möglich. »Wir werden die Behörden natürlich vor der Sendung verständigen müssen. Wenn sie sich wegen der Verzögerung aufregen, können wir es immer auf Dawlish schieben. Nach dem Aushang hat er bis neun Uhr Dienst.«
    Dr. Mason schwieg. »Ihr zweiter Anfall in sechs Stunden«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie lange wir das noch riskieren dürfen.«
    »Sie glauben wirklich, daß sie stirbt, nur weil Sie es ihr gesagt haben?«
    »Haben wir sie nicht deshalb ausgewählt?«
    »Vielleicht haben Sie recht… Wissen Sie, eigentlich macht mir mehr Sorgen, daß Sie Ihre Abhandlung nicht schreiben könnten, wenn sie wirklich stirbt.«
    Mason sackte in seinem Stuhl zusammen. »Eines Tages treiben Sie’s zu weit, Mr. Ferriman.«
    Das bezweifelte

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