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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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das Geld ausgeben soll.«
    Sie stemmte sich auf einen Ellenbogen hoch. »Woher wissen Sie, daß Harry mein Mann ist?«
    »Ich weiß alles über Sie. Geburtstag, Kinderkrankheiten, die Romane, die Sie geschrieben haben, ehe Sie bei Computabuch anfingen.«
    Ein Windhauch strich über die Kieselmauer und ließ Katherine erschauern. »Ich hätte nicht gedacht, daß Randtypen Zeitungen lesen«, sagte sie.
    »Aber ich bin kein Randtyp. Ich hab’s Ihnen gesagt. Ich bin ein Niemand. Der echte Außenseiter.« Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Wissen Sie, das hat man mir wirklich mal gesagt; ein Mann, der es eigentlich wissen müßte. Er hieß Klausen. ›Sie sind der typische Außenseiter‹, sagte er. ›Und Sie suchen nach jemandem, dem Sie die Schuld zuschieben können.‹«
    Wieder erschauerte sie. Wenn sie etwas haßte, dann Leute, die über ihre Gesundheit redeten. Und er würde ihr noch andere Dinge sagen, Dinge, die bereits schmerzten. Keine angenehmen Dinge. Sie stand auf und streckte ihm die Hände hin. Er erhob Einwände. »Hören Sie, Katherine…«
    »Nein. Idiotisch, sich hier hinzukauern und zu frieren. Kommen Sie! Sie können mir alles unterwegs erzählen.«
    Aber die Kiesel waren zu laut, und das Gehen fiel zu schwer, und das Meer war zu aufregend, wie es ihre Füße umzischte und daran knabberte.
    Trotz des Windes und der Wolken belebte sich der Strand. Rod blieb an ihrer Seite, doch etwas auf Abstand, als hätte er noch Angst, sie könnte erkannt werden. Vielleicht war er nur taktvoll, denn sie war nicht mehr die Frau vom Sonntag, geschweige denn die vom Samstag oder Freitag. Der Südwester war fort, und ihre Kleidung stammte aus New York, und die Motorradbrille hatte einer Sonnenbrille aus dem Wagen Platz gemacht. Vielleicht war er also nur taktvoll, falls sie stürzte oder sich sonstwie daneben benahm.
    Sie ließen die Altstadt mit ihren zu schönen Promenaden und dem strahlenden Pier zurück, gingen am Strand entlang auf den Sportpavillon und ein Schwimmbecken zu. Sie kamen an einem Kasperletheater vorbei, das gerade aufgebaut wurde. Drei gelangweilte Kinder saßen davor und warteten auf den Beginn der Vorstellung. Im Schwimmbecken kraulte ein einzelner Mann entschlossen von einem Ende zum anderen, während ein zweiter Mann in weißem Flanellanzug am Rand brüllend hin und her lief. Ein Schild unter den Sprungbrettern zeigte die Meeresverseuchung des Tages an. Hinter dem Schwimmbecken befand sich ein Betonpier für kleine Jachten, und dahinter eine Reihe hölzerner Wellenbrecher, die bis zu einem alten und verwahrlosten Pier reichten. Sie beschlossen, bis dorthin zu gehen und dann umzukehren. Sie wurden allmählich hungrig.
    Der Pier war verrostet und endete abrupt etwa zehn Meter über dem Wasser in einem halb abgetragenen Tanzpavillon. Auf dem Sand unter dem Pier hatte jemand einen ausgedehnten Windschutz errichtet, hinter dem Leute zu kampieren schienen. Der Strand war hier wieder sauberer.
    »Hätte ich mir eher überlegen sollen«, sagte Rod. »Meerblick, kein fließendes Wasser, höchst wünschenswert. Was meinen Sie?«
    Er wandte sich an Katherine, und sie nickte. Sie war aufgeregt und zugleich ängstlich. Sie war entweder viel zu alt, um am Strand zu schlafen, oder nicht alt genug. Die Steine würden hart und der Wind kalt sein, und das Meer ein erschreckender Nachtgefährte. Aber sie war ja nicht allein. Und wenn ihre letzten Stunden hier vergehen sollten, gab es eigentlich keinen besseren Ort. Die Kieselsteine waren real – ebenso wie sie. Und mit Rod als Gesprächspartner war sie nicht allein.
    Er war weitergegangen und im Schatten des Piers verschwunden. Sie lief hinter ihm her.

    Wie erwartet, hatte auch hier jemand die Zügel in der Hand. Wir leben im Zeitalter der Führernaturen, die von der Gewöhnung an feste Strukturen zehren. Sie sprießen aus dem Boden, und man nimmt sie hin; dabei geht es ihnen gewöhnlich nur um Geld. In diesem Falle handelte es sich um eine Frau, eine kleine, hagere Gestalt, die sich sehr wichtig vorkam. Sie trug einen dunkelbraunen Pullover und fummelte mit einem Strickzeug herum. Sie baute sich dicht vor mir auf, so daß meine Körpergröße irgendwie zum Nachteil wurde.
    »Ja?«
    »Ich hoffe, hier ist noch Platz für uns beide«, sagte ich fröhlich.
    »Wir mögen keine Randtypen«, erwiderte sie, selbstgefällig lächelnd.
    »Wir sind eigentlich keine Randler.«
    »Sie vielleicht nicht, aber Ihre Freundin.« Von ihren Schützlingen horchten

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