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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Vincent, doch er wollte es jetzt noch nicht auf die Spitze treiben. »Ich glaube, wir schneiden die Entdeckung der Waffe heraus«, wechselte er energisch das Thema. »Dem Vorsitzenden ist das bestimmt lieber so. Er hat sich am Telefon fast in die Hosen geschissen, da können wir’s uns leisten, großzügig zu sein. Auch große Männer haben ein Recht auf ihre kleinen Geheimnisse.« Er puffte Dr. Mason freundschaftlich gegen die Schulter. »Die Essenz einer guten Reportage, Doktor, ist ein gehöriger Respekt vor der Wahrheit. Anstand und Respekt erfordern es manchmal, daß man den Blick abwendet.«
    Aber Dr. Mason hatte nichts übrig für Epigramme. Er beobachtete die Straße, die langsam unter Coryton Rondavels Wagen dahinglitt.

    Das Fenster herabzudrehen erforderte große Konzentration. Doch die Mühe lohnte sich, denn der hereinwehende Wind bestätigte ihr Empfinden, daß sie sich dem Meer näherten. Die Brise trug den Geruch nach Ferien heran, nach Strandschuhen und Schlafzimmern in Pensionen und stinkenden Algen, die unter den Füßen knackten und glitschten.
    Sie hatte sich nur kurz über Rods vieles Geld gewundert. Er war ja viel reicher als sie. Die Verwunderung über den Kuß, den er ihr sanft auf die Stirn gedrückt hatte, hielt viel länger an. Vielleicht wieder ein Traum. Nun war wohl alles möglich. Doch der Vorgang paßte seltsamerweise zu seiner übrigen Fürsorge. Sie bewegte ihre Seesternfinger und blickte nach unten, sah, daß sie sich nicht verändert hatten, obwohl sie sich rot und dick und schuppig anfühlten. Diese Finger würden nun niemals ihr Buch schreiben. Es tat ihr nicht leid.
    Sie erreichten die Vororte der Stadt, fuhren unter einer Brücke hindurch und dann auf die Schnellstraße. Es war nun fast halb neun, und der Verkehr strömte zähflüssig dahin. Die erhöhte Schnellstraße übersprang die Vororte, bot einen langsamen, unwirklichen Panorama-Schwenk auf die fernen Terrassen und Bögen der Altstadt, der Vorzeigestadt, und auf das Meer dahinter. Rod stieß Katherine mit dem Ellbogen an und wies darauf, doch sie hatte es schon gesehen. »Ist es nicht herrlich?« fragte sie und war plötzlich sehr glücklich.
    Es war immer herrlich. Dieser erste Blick war immer schön in seiner Bedeutung. Zwischen Dächern hindurch, unerwartet hinter einem Hang, am Ende eines städtischen Parkplatzes, unter blauem oder grauem Himmel – eines der aufregendsten Dinge, die sie kannte. Das Meer war schön in seiner Verheißung, und sie konnte sich nicht erinnern, daß diese Verheißung einmal nicht wahr geworden wäre. Und deshalb – das wußte sie jetzt – hatte sie Rod gebeten, sie hierherzubringen.
    Die Schnellstraße senkte sich zu einem gewaltigen Verkehrskreisel hinab, der sich zur Hälfte über das Wasser erstreckte. Sie ließ Rod zweimal herumfahren, damit sie sich die alte Promenade anschauen konnte, die hohen, weißen, georgischen Häuser und den Zuckerguß-Pier und die Straßen voller Himmel. Dann bogen sie ab und suchten etwas außerhalb einen Parkplatz. Sie hatten Glück – es war wohl ihr Glückstag – und fanden fast sofort eine Stelle, dicht an der Grenze zur Altstadt; ein anderer Wagen fuhr gerade weg… Es war sogar aufregend, kein Geld für die Parkuhr mehr zu haben. Sie bündelten alle Sachen und den Schlafsack zusammen, nahmen Rods Rucksack und das Tischtuch voller Nahrungsmittel und liefen den Kieselstrand entlang. Der Benzintank war ohnehin fast leer. Der Wagen, ihr fliegender Teppich, mochte er dort stehenbleiben und Strafzettel ansetzen. Der lächelnde Eigentümer würde ihnen ein Mandat mehr oder weniger kaum übelnehmen.
    Sie war atemlos und lachte und ließ auf den Steinen Handtücher und andere Dinge hinter sich fallen. Ein Hund schloß sich der Jagd an, zerrte an herabhängenden Ärmeln, bellte sie an. Rod fand eine geschützte Vertiefung nahe einer Buhne, und sie höhlten die Stelle aus, stapelten die glatten Kiesel zu einer schützenden Mauer auf. Der Hund hockte sich hin und wedelte mit dem Schwanz und bellte, bis Rod ihm Steine zum Apportieren zuwarf. Schließlich begann sich das Tier zu langweilen und verschwand. Sie legten sich in ihr Lager und starrten zum Himmel empor.
    »Wissen Sie«, sagte Rod, »es ist gar nicht warm, sondern verdammt kalt.«
    Sie wickelten sich in die Sachen von Rondavels Margaret.
    »Ich möchte wissen, was Harry gerade macht«, sagte Katherine, als ihr der Gedanke durch den Kopf zuckte.
    »Ihr Mann? Wahrscheinlich fragt er sich, wie er all

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