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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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und tröstete mich, nahm mich in
     der Dunkelheit in die Arme und sagte, das sei nur die Erde, die sich in eine bequemere Position schiebe.
    Ich war wieder eingeschlafen, als etwa eine Stunde später das Telefon klingelte. Um ihn zu holen.
    Den Rest der Geschichte erfuhr ich von meiner Mutter, die sie aus den offiziellen Verlautbarungen, den Erzählungen von den
     Kollegen meines Vaters und ihrer eigenen Fantasie zusammensetzte.
    Er führte eine der Rettungsmannschaften an. Sie sollten die vierzehn Männer herausholen, die einen Kilometer unter Tage eingeschlossen
     waren, nachdem einer der Stollen eingebrochen war.
    Es war heiß und stickig dort unten. Andere Rettungsmannschaften waren bereits an der Arbeit, als sie eintrafen und im ratternden,
     schwankenden Förderkorb, mit ihren Schaufeln und Keilhauen, ihren Verbandskästen und Wasserflaschen in den Schacht einfuhren.
     Keiner trug den vorgeschriebenen Helm, er wäre nur hinderlich gewesen. Alle, Schwarze wie Weiße, krempelten den oberen Teil
     ihres Overalls nach |45| unten und arbeiteten mit nacktem Oberkörper, sie schimmerten im grellen Schein der elektrischen Grubenlampen, die manche Stellen
     hell beleuchteten, andere in tiefe Schatten rückten. Der rhythmische Singsang der Schwarzen gab das Arbeitstempo vor — die
     Hauer, die Ausbringer, Seite an Seite nun, die sonst so rigide Trennung zwischen den Hautfarben und den einzelnen Berufen
     war plötzlich vergessen, denn vier der eingeschlossenen Männer waren Weiße und zehn Schwarze.
    Stunde um Stunde in der ewigen Finsternis, um einen Berg zu versetzen.
    Oben hatten sich die Verwandten der weißen Männer eingefunden, warteten auf Neuigkeiten, wie immer unterstützt von der Gemeinschaft,
     von Freunden und Kollegen sowie den Familienangehörigen der Rettungsmannschaften, die sich ebenfalls in Gefahr befanden.
    Meine Mutter malte in diesen Stunden, blechern ertönten Schuberts Lieder aus der Musiktruhe. Ruhig und gefasst, denn sie hielt
     meinen Vater für unverwundbar. Ich wusste nichts von der Spannung, die eine ganze Stadt gefangen hielt.
    Kurz bevor seine Mannschaft am Ende der Schicht an die Oberfläche zurückkehren sollte, hörten sie gedämpfte Hilferufe, erschöpftes
     Stöhnen, Schmerzens- und Angstschreie, und er ermutigte sie durchzuhalten, die dünne Kante des Keils kratzte Felsen und Geröll
     und Erde fort, um einen schmalen Durchgang zu graben. Kein Gedanke mehr daran, sich Ruhe zu gönnen, im Adrenalinhoch des Erfolgs,
     der zum Greifen nahe lag. Emile van Heerden war ganz vorn, sein geschmeidiger Körper schöpfte Kraft aus seinem |46| lebenslangen Training, um die Eingeschlossenen zu erreichen.
    Seine Mannschaft war zu der schmalen Öffnung durchgebrochen, die die Überlebenden mit bloßen Händen und blutenden Fingern
     gegraben hatten.
    Die Nachricht, dass unten Stimmen zu hören waren, verbreitete sich schnell über Tage, die in der kleinen Kantine versammelten
     Menschen klatschten in die Hände und weinten.
    Und dann bebte die Erde erneut.
    Er hatte die ersten drei mit seinen kräftigen, sehnigen Armen herausgezogen und sie auf die Holz- und Leinwandtragen gepackt.
     Der Vierte steckte bis zur Brust hin fest, ein Schwarzer, mit zerschmetterten Beinen, der die Schmerzen mit übermenschlichen
     Kräften unterdrückte, nur der Schweiß lief in Strömen, sein Oberkörper zitterte. Emile van Heerden scharrte wie besessen,
     wühlte mit den Fingern in der Erde, in der die Beine des Mannes steckten, eine Schaufel wäre zu groß und zu unhandlich gewesen.
     Dann schob sich die Erde abermals in eine bequemere Position.
    Er gehörte zu den vierundzwanzig Männern, die drei Tage später, in Decken gewickelt, aus dem Schacht geborgen wurden.
    Meine Mutter weinte nur, als im Leichenschauhaus die Decke zurückgeschlagen wurde und sie sah, was eine Tonne Gestein mit
     dem schönen Körper ihres Ehemanns angerichtet hatte.

|47| 7
    Van Heerden war nicht der Mann, den sie erwartet hatte. Kemp hatte ihr erzählt, er sei ein ehemaliger Polizist. »Was soll
     ich Ihnen sagen? Er ist ein wenig … anders? Aber ein verdammt guter Ermittler. Sie müssen nur standhaft bei ihm bleiben.«
    Weiß Gott, sie brauchte einen »guten Ermittler«.
    Sie hatte nicht gewusst, was sie erwarten sollte. Anders? Vielleicht mit Ohrring und Pferdeschwanz? Aber nicht diese … Spannung.
     Wie er mit Wilna van As geredet hatte. »Spannung« war nicht das richtige Wort. Der Umgang mit ihm war schwierig. Wie mit

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