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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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steckte,
     stand van Heerden neben ihr. »Wenn wir das Testament nicht finden, bekommt sie nichts?«
    »Nichts«, sagte Hope Beneke.
    Er nickte nur. Dann ging er zu seinem Toyota, während der Regen auf ihn niederprasselte.
     
    Während die Zwiebeln, die Pfefferkörner und Nelken vor sich hin köchelten, griff er zum Telefonhörer.
    »Ich koche«, sagte er, als sie sich meldete.
    »Um wie viel Uhr?«, fragte sie, und er versuchte, die Überraschung in ihrer Stimme zu überhören. Er sah auf die Uhr.
    »Um zehn.«
    »Gut«, erwiderte sie.
    Er legte den Hörer auf. Sie würde sich freuen, wusste er. Sie würde sich ihre Gedanken machen, aber keine Fragen stellen.
    Er kehrte zum Gasherd in der Küche zurück — dem einzigen Raum in dem kleinen Haus, der keinerlei Anzeichen von Vernachlässigung
     aufwies. Das Wasser war verkocht. Er schüttelte einige Zimtstangen in die Handfläche und gab sie zu den übrigen Zutaten in
     den Edelstahltopf. Dann fügte er nach Augenmaß Olivenöl hinzu und stellte die Flamme kleiner. Die Zwiebeln mussten langsam
     bräunen. Er zog das Schneidebrett zu sich, teilte die Lammkeulen in kleinere |54| Stücke und gab auch sie hinein. Rieb frischen Ingwer und warf ihn mit zwei Kardamomsamen zu dem Eintopf. Rührte alles um,
     drehte die Flamme noch kleiner, sah auf die Uhr und setzte den Deckel auf.
    Er breitete die weiße Tischdecke über den Tisch, legte das Besteck aus, stellte das Salz, die Pfeffermühle und den Kerzenleuchter
     mit weißen Kerzen darauf. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sie zum letzten Mal angezündet hatte.
    Zurück zur Arbeitsplatte. Er öffnete zwei Dosen mit italienischen Tomaten, die er frisch zubereiteten schon immer vorgezogen
     hatte. Hackte sie klein, nahm eine kleine grüne Chilischote aus dem Kühlschrank, spülte sie unter fließendem Wasser, schnitt
     sie sehr fein und mischte sie unter die Tomaten. Er schälte die Kartoffeln, gab sie in eine Schale, drehte den Heißwasserhahn
     auf, ließ den Ausguss voll laufen, gab Spülmittel hinzu, spülte das Messer und das Schneidebrett. Entkorkte eine Flasche Rotwein.
    Irgendetwas war in diesem Safe gewesen. Wovon jemand gewusst hatte.
    In einen zweiten Topf gab er kleine Karotten mit einem Schuss Orangensaft, dazu einen Teelöffel braunen Zucker. Ein wenig
     geriebene Orangenschale. Später noch etwas Butter.
    Alles andere ergab keinen Sinn. Weil sonst aus dem Haus nichts fehlte: keine Schränke aufgebrochen, keine Laken zerwühlt,
     kein Fernseher mitgenommen.
    Jan Smit. Der einsame Wolf mit seiner Geliebten. Der Mann ohne Vergangenheit, ohne Freunde.
    Er sah auf seine Uhr. Das Fleisch war dreißig Minuten drin. |55| Er hob den Deckel ab, gab die Tomaten-Chili-Paste in den Topf, setzte den Deckel wieder auf. Er schaltete den Wasserkocher
     an, gab Basmatireis in einen weiteren Topf, wartete, bis das Wasser kochte, goss es zum Reis, entzündete die Gasflamme, setzte
     den Topf auf, sah auf die Uhr.
    Er vergewisserte sich, dass die Eingangstür unverschlossen war, zündete die Kerzen an. Sie würde bald hier sein.
    Jan Smit.
    Wo zum Teufel hat die ganze Sache angefangen?
    Der Orangensaft war verkocht. Er gab einen Esslöffel Butter zu.
    Er ging ins Schlafzimmer, holte seinen Notizblock aus der Jackentasche, setzte sich auf den fadenscheinigen Lehnstuhl im zu
     kleinen Wohnzimmer, ging die Notizen durch, die er sich gemacht hatte, als er diesen Nachmittag einen Blick in O’Gradys Akte
     werfen durfte.
    Scheiße.
    Nichts. Er starrte die Personalausweisnummer an. 561123 5127 001. Am 23. November 1956 hatte Jan Smits Leben begonnen. Wo?
    Die Tür ging auf. Sie brachte eine Windböe und einen tropfenden Regenschirm mit. Sie lächelte ihn an, klappte den Regenschirm
     zusammen und lehnte ihn an die Tür. Sie hatte ein Tuch um das Haar gebunden. Legte den Regenmantel ab. Er stand auf, nahm
     ihn entgegen und warf ihn über den Arm eines Sessels.
    »Riecht köstlich«, sagte sie. »Der Sessel wird nass.« Sie legte den Regenmantel auf den kleinen Beistelltisch.
    Er nickte.
    »Tomateneintopf«, sagte er, ging in die Küche und holte den |56| Rotwein, schenkte zwei Gläser ein, reichte ihr eines. Sie zog einen Stuhl vom Tisch weg und setzte sich.
    »Du arbeitest wieder«, sagte sie.
    Er nickte.
    Sie nippte am Wein, stellte das Glas ab, löste das Tuch, nahm es ab, schüttelte ihr Haar.
    Er ging in die Küche, hob den Deckel vom Eintopf, gab die Kartoffeln hinzu, etwas frisch gemahlenen schwarzen Pfeffer, einen
    

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