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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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passiert?«
    »Bester Brits lebt noch, können Sie sich das vorstellen? Sie sagen, es ist ein Wunder, die Kugel verfehlte den Hirnstamm und
     trat im Nacken aus, fast genauso wie die Kugel vor zwanzig Jahren. Was glauben Sie, wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür
     ist? Er wird durchkommen. Gerade so, genau wie Sie — Ihr Weiße seid offensichtlich einfach zu weich.«
    »Und Hope?«
    Seine Mutter antwortete: »Sie kommt jeden Tag, zwei-, dreimal. Wahrscheinlich wird sie heute etwas später noch auftauchen.«
    »Sie ist nicht …«
    »Sie stand unter Schock. Sie war eine Nacht hier zur Beobachtung.«
    Er versuchte die Information zu verarbeiten.
    »Vergottini?«
    »In Untersuchungshaft«, sagte Tiny. »Und wenn bei Sprenkel Venter die Schädelfraktur und die verschiedenen anderen gebrochenen
     Knochen wieder zusammengeheilt sind, wird auch er hinter Gitter wandern.«
    Er sah zu Tiny, den noch immer geschwollenen Augenbrauen, den schiefen Kopfverband, das unnatürlich dicke Bündel unter dem
     Arm. »Und Sie?«
    |533| »Ein Ohr fast abgerissen, sieben gebrochene Rippen, Gehirnerschütterung«, sagte Tiny.
    Van Heerden starrte ihn nur an.
    »Er ist stark, das ist er. Der Stärkste, gegen den ich jemals angetreten bin. Es war die Hölle, das muss man ihm lassen. Gnadenlos,
     ein Tier, er hat mehr Hass in sich als ich, er hat das Töten in sich. Ich hatte Angst, lassen Sie sich das gesagt sein. Er
     hat meinen Kopf in den Schwitzkasten genommen und ihn gegen die Wand geknallt, und als ich gespürt habe, wie stark er ist,
     und seine verrückten Augen gesehen habe, da habe ich gedacht ›so, jetzt wirst du also sterben‹, aber er ist langsam, er hat
     zu viele Muskeln, zu viele Steroide, aber keine Kondition, aber, Scheiße, er ist stark.« Er fasste sich an den Verband um
     seinen Kopf und sah sich schuldbewusst um. »Tut mir Leid, Ma’am.«
    »Redet ihr beide nur«, sagte sie lächelnd. »Ich gehe kurz raus.« Leise schloss sie die Tür hinter sich.
    Mpayipheli sah zur Tür.
    »Und dann?«
    Tiny drehte sich wieder zu ihm hin, verschob etwas unter dem Morgenmantel, verzog vor Schmerzen den Mund. »Er ist stark. Er
     hat mit einer Hand meinen Kopf gehalten, und mit der anderen an meinem Ohr gezerrt, großer Gott, van Heerden, was muss man
     für ein Mensch sein, wenn man dem anderen das Ohr abreißen will? Ich strampelte, weil es so beschissen wehtat, schlug mit
     dem Knie aus und mit allem, was ich hatte, und irgendwie kam ich frei und wusste, wenn ich hier lebend rauskommen wollte,
     dann musste ich mich von ihm fernhalten. Irgendwann stürzten wir über den Tisch, ich packte ein Tischbein und zog es ihm über
     den |534| Schädel, so fest, dass das Holz splitterte, er blutete wie ein Schwein, dann schüttelte er sich wie ein nasser Hund und ging
     wieder auf mich los. Ich sag Ihnen, ich hatte Angst, denn nach so einem Schlag bleibt sonst keiner auf den Beinen, aber er
     wollte mehr, sein Hass war so groß, und dann, dann musste ich ihm ausweichen und zuschlagen, ausweichen und zuschlagen. Ich
     war noch nie so müde, van Heerden, das sag ich Ihnen, und jedes Mal ging er wieder auf mich los, sein ganzes Gesicht war nur
     noch blutiger Matsch. Ich schlug ihn mit allem, was ich hatte, und er spie alles aus, Zähne und roten Schleim, aber er ließ
     nicht locker …«
    Langsam erhob sich Mpayipheli. »Ich brauch erst was von Ihrem Wasser.« Er schlurfte zum Wasserkrug und dem Glas auf dem Tisch,
     schenkte das Glas voll, Eiswürfel fielen mit hinein, Wasser spritzte auf den Tisch.
    »Ah«, sagte er. »Glücklicherweise werden sie Ihnen diese Sauerei in die Schuhe schieben.« Er leerte das Glas in einem Zug,
     füllte es nach und kam zum Stuhl zurück.
    »Wollen Sie auch was?«
    Van Heerden nickte. Tiny hielt ihm das Glas hin und half ihm zu trinken.
    »Ich hoffe, Sie dürfen überhaupt trinken. Könnte ja sein, dass es aus irgendeinem Ihrer vielen Löcher wieder rausläuft.«
    Er schluckte das eiskalte Wasser. Es schmeckte süß, frisch, köstlich.
    »Er traf mich noch ein paar Mal, seine Schläge waren meilenweit zu sehen, aber ich war zu müde, um ihnen auszuweichen. Jetzt
     weiß ich, wie sich ein Baum fühlen muss, wenn man mit der Axt auf ihn losgeht, es geht einem durch und |535| durch, man spürt es hier.« Er deutete mit dem Finger an die Stirn.
    »Aber irgendwann ging er zu Boden, fiel einfach nach vorne über, wie ein Blinder, der den Boden nicht sehen kann. Ich kann
     Ihnen nicht sagen, wie glücklich ich

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