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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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es keine Unterbrechung
     gegeben. »Heute Nacht werden wir ja sehen, was für ein Polizist du bist. Heute Nacht sind da nur du und ich und George Charles
     Hamlyn, der Besitzer des VW Kombi Camper, und ein beschissenes langes rotes Band. Wir werden’s ja sehen, wir werden’s sehen
     …«
    In Sea Point parkte er am Meer, zog seine Z88, ließ das Magazin in die Handfläche fallen, schob es wieder zurück, löste den
     Sicherungshebel und ging in Richtung der Main Road, während ich, ebenfalls die Waffe überprüfend, ihm wie ein Schaf folgte.
     Plötzlich trat er ins Foyer eines Apartmentblocks, drückte auf den Aufzugsknopf, sah mich nicht an. Die Tür ging auf, wir
     traten hinein und fuhren schweigend nach oben, und der einzige Gedanke, der mir durch den Kopf ging, war, dass man so normalerweise
     keinen Verdächtigen verhaftete. Irgendwo ganz hoch oben trat er |526| hinaus, man konnte den Berg sehen, Signal Hill, und die Lichter vor dem Tafelberg, schritt voran, blieb vor einer Tür stehen
     und sagte: »Klopf an, van Heerden, und schnapp ihn dir, zeig, dass du ein Polizist bist.« Ich klopfte laut und nachdrücklich,
     die Pistole in der rechten Hand, die Linke an der Tür.
    Ich klopfte ein zweites Mal.
    Keine Reaktion.
    Wir hörten nicht, wie die Aufzugstüren aufgingen und sich wieder schlossen. Wir nahmen nur die Bewegung wahr, blickten zurück
     und sahen ihn im langen Gang, sahen seine aufgerissenen Augen, dann drehte er um und rannte, Nagel ihm hinterher, ich hinter
     Nagel, die Feuertreppe hinab, fünf, sechs Stufen auf einmal nehmend.
    Ich stürzte, irgendwo auf dem Weg nach unten stürzte ich, glitt aus, fiel hin und schlug mir den Kopf an. Die Pistole ging
     los, ein einziger Schuss, und Nagel lachte, ohne sich umzudrehen, ein geringschätziges Lachen, während er immer schneller
     die Treppe hinablief. Ich stand auf, es war keine Zeit, über die Schmerzen nachzudenken, hinab, hinab, hinab, endlich im Erdgeschoss.
     Er war auf der Straße, wir folgten ihm, drei Männer, die um ihr Leben liefen, er bog in eine Gasse ein, Nagel stürzte um die
     Ecke und blieb plötzlich stehen, sodass ich fast gegen Nagel prallte, und als ich aufblickte, stand George Charles Hamlyn
     vor uns, eine Waffe in der Hand, die er auf uns gerichtet hielt, und Nagel zog den Abzug seiner Z88 durch, und es kam nichts,
     nur Stille. Wieder zog er den Abzug, fluchte, der Bruchteil einer Sekunde, der sich zu einer Ewigkeit ausdehnte. Ich richtete
     die Pistole auf Hamlyn, sah, wie er auf Nagel zielte, und |527| mein Kopf sagte:
Lass ihn schießen, lass ihn Nagel erschießen, warte noch, nur eine kleine Sekunde, warte einfach
. Mein Kopf, o Gott, es ging mir einfach durch den Kopf, und dann feuerte er, Nagel fiel zu Boden, zwei Schüsse, so schnell
     wie Licht, und dann richtete sich der Lauf von Hamlyns Waffe auf mich, und ich schoss und konnte nicht mehr aufhören zu schießen,
     aber es war zu spät, es war verdammt noch mal zu spät.

|528| 57
    Er begriff, dass er am Leben war, lange bevor er das Bewusstsein wiedererlangte, schwebte zwischen Traum und Halluzination;
     sein Vater, den Henkelmann in der Hand, ging mit ihm durch Stilfontein, lange Gespräche, die tiefe, einfühlsame Stimme seines
     Vaters, dessen Lächeln, unbeschreibliches Glück. Hand in Hand mit seinem Vater, bis er wieder in eine schwarze Bewusstlosigkeit
     abdriftete und irgendwann daraus wieder auftauchte, nur um den blutigen Tod von Nagel und Brits und Steven Mzimkhulu und Tiny
     Mpayipheli und Hope Beneke zu erleben, den Schock, den Schrecken, und jedes Mal, wenn er sich in den Geschosshagel warf, wenn
     die Kugeln in ihn eindrangen, jedes Mal, wenn er sinnlos schrie, verhallten seine Schreie im Nebel. Und dann war Wendy da
     und ihre beiden Kinder und ihr Ehemann, »oh, Zet, du verpasst so vieles«, und seine Mutter, er wusste, seine Mutter war da,
     um ihn, bei ihm. Er hörte ihre Stimme, hörte sie singen, es war, als befände er sich wieder in ihrem Leib, und dann war er
     wach, die Sonne schien, es war Spätnachmittag, und seine Mutter war bei ihm. Sie hielt seine Hand, die Tränen liefen ihr über
     die Wangen.
    »Ma«, sagte er, hörte aber kaum seine eigene Stimme.
    »Ich wusste, du warst da irgendwo«, sagte sie.
    Und dann war er wieder weg, in der Dunkelheit, der friedlichen |529| Tiefe. Seine Mutter war da, seine Mutter war da, und dann kehrte er langsam zurück, hinauf, hinauf, eine Krankenschwester
     beugte sich über ihn, verschob den über dem

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