Todesakt: Thriller (German Edition)
schaltete den Scheinwerfer ab. Lena erinnerte sich an den Moment, als sie und Rhodes hier zum ersten Mal eintrafen. Im Haus der Gants waren alle Fenster von einem warmen, hellen Licht erfüllt, während das von Hight bis auf das Leuchten des Polizeifunkempfängers dunkel war.
»Man kann die Glut von seiner Zigarette sehen«, flüsterte Cobb.
Lena nickte.
»Stimmt.«
»Er sitzt einfach nur da«, sagte Vaughan, »hört den Polizeifunk ab und beobachtet Gants Haus. Warum tut er das wohl?«
»Weil er Bescheid weiß«, erwiderte Cobb.
»Was weiß er?«
»Der Täter ist noch auf freiem Fuß, Vaughan. Der Kerl, der ihm die Tochter weggenommen hat. Er hat sie geliebt.«
Lena warf Cobb einen Blick zu.
»Wir können nachweisen, dass er im Club in dem Raum war, wo der Mord stattgefunden hat. Er hat mitgekriegt, was mit Gant passiert ist. Er ist schon die ganze Woche im Bilde.«
»Warum hat er dann nichts gesagt?«, fragte Vaughan.
»Aus demselben Grund, warum ich geschwiegen habe«, entgegnete Cobb. »Vermutlich hat er Angst.«
Vaughan rückte näher ans Fenster heran.
»Und wo haben die das Blut gefunden?«
»In der Einfahrt an der Hintertür«, antwortete Cobb.
Orth hatte vorhin erwähnt, dass möglicherweise nicht die Kriminaltechnik schlampig mit den Beweisstücken umgegangen war, sondern dass der Mörder Blutspuren in der Einfahrt hinterlassen hatte, als er Lily ins Haus trug.
Allerdings hörte Lena den beiden Männern nur mit halbem Ohr zu. Sie war in Gedanken bei der Mordwaffe, der Pistole, die sich, wie sie ursprünglich geglaubt hatte, Cobb aus der Asservatenkammer ausgeliehen und mit der jemand vor acht Jahren aus einem vorbeifahrenden Auto auf Elvira Wheaton und ihren Enkel geschossen hatte. Bis jetzt hatte sie Cobb Kurzsichtigkeit und Unbeherrschtheit unterstellt und ihn für den Schützen gehalten.
Bis sie Cobb so kennengelernt hatte, wie er wirklich war.
Der Mörder musste einen bestimmten Grund gehabt haben, ausgerechnet diese Waffe zu verwenden. Warum sollte jemand eine so leicht zu identifizierende Pistole benutzen? Und wer war einfach in die Asservatenkammer spaziert und hatte unter dem Namen Dan Cobb das Antragsformular ausgefüllt? Wer hatte die Waffe an sich genommen?
Higgins wäre aufgefallen. Und auch Bennett war ein höchst unwahrscheinlicher Kandidat. Lena sah Debi Watsons aufgeblasene Titten vor sich: Diese Frau hätte wohl niemand mit Dan Cobb verwechselt.
Was war mit Jerry Spadell?
Spadell war schon seit Jahren nicht mehr im Geschäft, kannte sich jedoch in der Branche aus. Die Asservatenkammer war sieben Tage die Woche rund um die Uhr geöffnet. Die Sachbearbeiter waren Zivilisten. Sicher hatte Spadell über die Staatsanwaltschaft Zugriff auf Cobbs Dienstnummer und besaß die nötigen Kenntnisse, um einen Ausweis zu fälschen. Vermutlich hatte er seinen Besuch auf die späte Nacht gelegt. Und was noch wichtiger war: Spadell konnte mit einer Waffe umgehen. Lena war überzeugt, dass seine Erfahrung für einen Auftrag wie diesen ausreichte, solange die Bezahlung stimmte. Außerdem war er sicher abgebrüht genug, um jemanden niederzuschießen.
Vielleicht war es tatsächlich so abgelaufen.
Ein Mann hatte erst Lily Hight vergewaltigt und ermordet und danach vier weitere Menschen von Spadell umlegen lassen, damit wieder Ordnung herrschte. Und zwar der Mann, den Lena dabei ertappt hatte, wie er, begleitet von Spadell, in Boscos Haus in Malibu einbrach. Der Mann, der die Überwachungsvideos aus dem Club 3 AM gesichtet und die Flucht ergriffen hatte, als Lena an die Tür klopfte.
Der für den Bezirk Los Angeles zuständige Oberstaatsanwalt.
Jimmy J. Higgins im Nadelstreifenanzug.
Lena hatte ein ungutes Gefühl. Etwas ging nicht ganz auf. Zumindest noch nicht. Nicht, solange ihr noch die Antwort auf eine Frage fehlte.
Warum ausgerechnet diese Pistole?
Lena kehrte in die Gegenwart zurück. Vaughan sagte gerade, Bennett, Watson und Higgins hätten mit Sicherheit in ihrem Computernetzwerk eine versteckte elektronische Spur aus E-Mails hinterlassen. Nachdem die beiden Männer ihre Debatte beendet hatten, wandte Lena sich an Cobb.
»Warum ausgerechnet diese Pistole?«, wiederholte sie ihre Frage laut. »Warum benutzte der Täter eine Pistole, die so leicht zu identifizieren ist?«
Er überlegte.
»Warum?«, beharrte sie.
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht, Gamble. Und es gibt nur eine Erklärung dafür.«
»Und die wäre?«
Cobb bedachte sie mit einem vielsagenden
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