Todesakt: Thriller (German Edition)
sein.
»Du korruptes Stück Scheiße«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Du korruptes Stück …«
Sie bekam keine Luft mehr und versuchte, seine Finger zu fassen zu kriegen.
»Du bist in meine Scheißwohnung eingebrochen und hast die Scheißakte geklaut. Meine Scheiß…«
Sein Griff wurde fester. Ihr wurde schwindlig. Sein Gesicht war nun so nah an ihrem, dass sich ihre Nasen berührten. Sie bemerkte, dass sie …
»Du bist also der frische Wind, ja?«, stieß er hervor. »Eine Scheißbetrügerin bist du. Eine Lügnerin und Betrügerin und eine dreckige …«
Lena bemühte sich, etwas zu sagen. Als sie endlich die Sprache wiederfand, klang ihre Stimme abgehackt wie bei einem Telefon mit schlechtem Empfang.
»Bring mich doch um, Cobb. Aber das ändert nichts.«
Das schien seine Wut nur noch zu steigern.
»Natürlich würde sich dann was ändern.«
»Nein. Sie wissen nämlich alles.«
Lachend knallte er ihr den Hinterkopf auf den Boden. Sie versuchte vergeblich, seine Hände wegzuschieben. Die ganze Welt schien auf dem Kopf zu stehen.
»Sie wissen, dass Sie es waren«, beharrte sie. »Sie haben Bosco und Gant erschossen.«
Er ließ ihren Hals los.
Sie wusste nicht, warum.
Hustend rang sie nach Atem. Cobb lag noch immer auf ihr. Seine Brust hob und senkte sich. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt – wie bei einem Liebespaar. Er starrte mit wildem Blick durch sie hindurch.
»Sie wissen, dass Sie es waren, Cobb.«
»Woher?«
»Die Pistole. Sie stimmt überein.«
»Sie stimmt überein?«
»Mit der, die bei der Schießerei aus einem fahrenden Auto benutzt wurde. Vor acht Jahren in Exposition Park. Sie, Bennett und Higgins haben gemeinsam an dem Fall gearbeitet. Elvira Wheaton und ihr Enkel. Sie haben die Waffe aus der Asservatenkammer geholt. Das Antragsformular gibt es noch. Sie waren es. Sie und Ihre drei Kumpels sind Arschlöcher und haben sich eines Verbrechens schuldig gemacht. Wenn Sie mich jetzt umbringen, wird man Sie jagen wie Tiere.«
Cobb betrachtete sie immer noch abschätzend, während er über ihre Worte nachdachte. Er wirkte aufgebracht und schien noch immer nicht richtig Luft zu bekommen. Nach einer Weile gab er Lena frei und griff nach ihrer Pistole. In Gedanken war er weit weg.
»In meiner Jugend gab es noch keine Frauen wie Sie«, sagte er.
»Fick dich.«
»Wir unternehmen eine Spazierfahrt.«
»Damit Sie mich erschießen können?«
»Nein«, erwiderte er. »Um Ihnen etwas zu zeigen.«
»Was denn?«
»Das können Sie mir erklären, wenn wir dort sind.«
»Sie sind ein Stück Scheiße, Cobb.«
Er reichte ihr die Pistole und rappelte sich mühsam auf. »Nein, bin ich nicht, Gamble. Ich bin nämlich der Kerl, der Paladino einen Tipp gegeben und dafür gesorgt hat, dass Jacob Gants DNA in dem verdammten Labor verloren gegangen ist.«
46
Lena saß auf dem Beifahrersitz von Cobbs Lincoln. Cobb hatte sie gebeten, ihr Eintreffen telefonisch anzukündigen, um sicherzugehen, dass Martin Orth im Labor war. Sobald das geklärt war, rief Cobb einen befreundeten Sheriff an, damit dieser die Schiebetür sicherte, bevor die Kojoten sich im Haus breitmachten.
Während der Fahrt betrachtete Lena Cobb. Seine weit aufgerissenen Augen waren auf die Straße gerichtet. Auch heute tobte in der Stadt ein Sandsturm, so dicht wie Qualm. Immer wieder verschwand die Straße kurz aus ihrem Blickfeld.
Es herrschte Schweigen, und Lena versuchte, alles zu verstehen.
Cobb hatte sich gegen Bennett, Watson und Higgins gewendet und Paladino einen anonymen Tipp gegeben. Zuerst lieferte er Gant ans Messer, nur um ihm die einzige Möglichkeit auf einen Freispruch zu eröffnen.
Es wollte Lena einfach nicht in den Kopf.
Cobb wirkte schrecklich nervös und schaute immer wieder in den Rückspiegel. Er hatte gesagt, dass er erst im Labor wieder mit ihr sprechen würde, und verlangt, dass Lily Hights Kleider in einen Raum gebracht wurden, wo niemand sie störte. Außerdem brauche er eine Kleiderpuppe mit Lilys Maßen. Als Lena die Bitten am Telefon weitergab, klang Orth ebenso seltsam wie heute Morgen. Dennoch war er einverstanden, ihr den Gefallen zu tun, und teilte ihr mit, dass bis zu ihrer Ankunft alles bereit sei.
Die Fahrt durch die Staubwolke dauerte eine Dreiviertelstunde. Orth erwartete sie an seiner Bürotür und schien mehr als überrascht, Lena in Cobbs Begleitung zu sehen. Doch nach kurzem Zögern ging er den Flur entlang zu einem mit Waschbecken und Labortischen
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