Todesakt: Thriller (German Edition)
etwa drei Stunden hier.«
»Cobb?«
»Genau. Er wollte meine Autopsieprotokolle in Sachen Bosco und Gant einsehen und wirkte ziemlich nervös. Außerdem hat er eine Menge Fragen gestellt. Komischerweise ging es hauptsächlich um Sie.«
Lena rutschte die Mauer hinunter, bis sie saß.
»Haben Sie ihm etwas über den Fall erzählt?«
»Natürlich nicht. Doch wahrscheinlich hat er doch was mitgekriegt.«
»Warum das?«
»Er hat Freunde hier.«
»Was für Freunde?«
»Aus alten Zeiten«, erwiderte Kosinski. »Als er noch bei der Mordkommission war.«
Lena hatte keine große Lust, einen von Cobbs Freunden kennenzulernen. Wie benommen blickte sie über die Hügel. Die schmutzige Staubwolke füllte das Tal bis zum Rand und verbarg die ganze Stadt mit Ausnahme des Library Tower in der Stadtmitte. Der Mond beleuchtete die Oberfläche der Wolke, die so stabil aussah, als könne man darauf spazieren gehen.
»Sind Sie noch dran, Lena?«
»Ja, Sid. Danke für die Info.«
»Wahrscheinlich war Cobbs Besuch nicht weiter wichtig, oder? Keine große Sache.«
Lena betrachtete wieder die Wolke und erschauderte trotz der Hitze.
»Richtig«, antwortete sie. »Keine große Sache.«
37
Vaughan wohnte in der Hillside Lane, vom Strand aus nur wenige Autominuten durch das Tal. Lena erkannte das Haus schon aus einiger Entfernung, fuhr jedoch rechts ran, als sie eine blonde Frau sah, die gerade mit zwei kleinen Kindern und dem Kindermädchen das Haus verließ. Vaughan folgte ihnen hinaus, öffnete die Tür seines Wagens und half beim Einstellen der Sitze. Die drei lachten über etwas. Sobald die Kinder in ihren Kindersitzen festgeschnallt waren, setzte sich die Blondine ans Steuer, und Vaughan winkte, als sie in seinem Auto davonbrauste.
Lena wusste nicht, was sie davon halten sollte oder was sie im Moment dachte oder fühlte. Hoffentlich war zwischen Vaughan und ihr alles wieder normal. Sie versuchte, das innere Prickeln zu ignorieren und sich einzureden, dass sich alles nur in ihrer Fantasie abspielte.
Vor dem Haus hielt sie an. Vaughan kam zum Auto und steckte den Kopf zum Beifahrerfenster herein.
»Jetzt hast du gerade die Kinder verpasst«, sagte er.
»Wie schade«, erwiderte sie. »Wo ist denn dein Auto?«
»Meine Ex hat es sich für den Tag geliehen. Ihres ist in der Werkstatt. Sobald es repariert ist, wird es zu mir ins Büro gebracht. Es macht dir doch nichts aus zu fahren, oder?«
»Überhaupt nicht.«
»Dann hol ich mal schnell meinen Aktenkoffer.«
Als er ihr zulächelte, bemerkte sie das Funkeln in seinen hellbraunen Augen. Sie stellte das Radio auf KNX um, in der Hoffnung, dass ein Nachrichtensender sie ablenken und die Dinge erleichtern würde. Doch sie hätte sich die Mühe sparen können. Sobald Vaughan im Auto saß, redete er den Großteil der Fahrt nur über den Fall und die neuen Erkenntnisse: Es wolle ihm einfach nicht in den Kopf, wie zwei Staatsanwälte es fertigbrächten, vor einen Richter zu treten und ihm in die Augen zu schauen, wohl wissend, dass sie gerade einen Unschuldigen anklagten. Dass sie auch noch den Segen des Oberstaatsanwalts gehabt hätten, sei der Gipfel. Lena warf Vaughan einen Blick zu, er machte einen viel lebendigeren Eindruck. Seine Körperhaltung, seine Mimik waren anders. Angetrieben vom Jagdfieber wirkte er energiegeladen und selbstbewusst.
Die Fahrt dauerte keine zehn Minuten. Vaughan warf einen Blick auf die Adresse und entdeckte etwa eine Straßenecke weiter eine Parklücke.
»Nimm die besser«, sagte er.
Lena parkte rückwärts ein, und dann gingen sie den Bürgersteig entlang bis zur Ecke. Das Haus im Strongs Drive war nicht zu verfehlen. Im Vorgarten stand ein Mast mit einer Kamera, und vor den Fenstern im Erdgeschoss waren Filmscheinwerfer angebracht. Als sie näher kamen, bemerkte Lena, dass das Haus an den Kanal angrenzte. Neben der Terrasse lag ein großer Whirlpool. An das Haus schloss sich das vermutlich einzige freie Grundstück in Venice an. Dort standen zwei Wohnwagen, ein Ü-Wagen, der Transporter eines Partyservice und einige lange Tische mit Stühlen unter einem großen Zeltdach. Um beide Grundstücke verlief wie bei einem Tatort ein gelbes Absperrband. Auf der Straße lehnten zwei Polizisten, die offenbar in ihrer Freizeit ihr Gehalt aufbesserten, an ihren schwarz-weißen Streifenwagen und schoben Wache.
Lena versetzte Vaughan einen Rippenstoß.
»Wie heißt denn die Serie?«
»Das kann ich mir einfach nicht merken. Eine von diesen bescheuerten
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