Todesakt: Thriller (German Edition)
Hight je über ihn geredet?«
London nickte.
»Er machte sich Sorgen, dass Lily zu schnell erwachsen werden und dass hinter ihrer Freundschaft mit Gant mehr stecken könnte. Immerhin war Gant Mitte zwanzig, richtig? Und Lily war erst sechzehn. So etwas hat vielleicht bei Elvis geklappt, aber im wirklichen Leben? Welcher Dad hätte da keine Bedenken?«
Lena hatte London aufmerksam beobachtet. Er stellte Tim Hight als liebenden Vater dar. So weit, so gut. Doch seit Anfang ihres Gesprächs umklammerte London seinen Kaffeebecher, drehte ihn hin und her und ließ den Kaffee kreisen; es war nur ein Kaffeebecher, mehr nicht, aber London behandelte ihn wie ein Glas Bourbon.
Lena blickte sich im Zelt um: niemand in Hörweite. Also wandte sie sich wieder an London.
»Wissen Sie, was Leuten blüht, die polizeiliche Ermittlungen in einem Mordfall behindern?«
London erstarrte. Vaughan schien von der Frage ebenso überrascht.
»Wissen Sie das?«, wiederholte sie.
London schwieg. Er wirkte immer noch erschrocken und rang um Fassung.
»Wenn Sie uns freiwillig die Aufzeichnungen Ihrer Telefongespräche überlassen, wunderbar«, fuhr sie fort. »Wenn nicht, verschwenden Sie nur unsere Zeit, und das könnte unangenehme Folgen für Sie haben.«
London antwortete zwar nicht, doch allmählich veränderte sich sein Gesichtsausdruck; das entging auch Vaughan nicht.
Lena sah sich wieder im Zelt um. Da zwei Leute an der Essensausgabe standen, senkte sie die Stimme.
»Wann haben Sie zuletzt mit Hight geredet? Und bitte antworten Sie jetzt nicht, dass Sie das letzte Mal anlässlich der Kündigung mit ihm telefoniert haben, denn wir wissen alle drei, dass das nicht stimmt.«
London konnte ihr nicht in die Augen schauen.
»Gestern«, flüsterte er schließlich. »Es war gestern.«
»Und hat er Sie auf diesen Gedanken gebracht?«
London nickte.
»Er sagte, er brauche Hilfe. Und ich glaubte, ihm etwas schuldig zu sein.«
»Haben Sie sich abgesprochen?«
»Wir haben ein paar Ideen erörtert.«
»Und was hat er sonst noch gesagt?«
London hielt inne.
»Er denkt, dass Sie ihn verdächtigen«, stieß er hervor, »Lily umgebracht zu haben.«
38
Es war einer der Fälle, bei denen man bei jeder neuen Wendung und jedem kleinen Fortschritt Hoffnung schöpfte, nur um im nächsten Moment wieder enttäuscht zu werden. So war es von Anfang an gewesen, als Lena den Club 3 AM betreten und festgestellt hatte, dass es sich bei einem der beiden Toten um Jacob Gant handelte. Und genauso verhielt es sich nun mit Pete Londons Geschichte, Buch und Regie: sein Freund Tim Hight.
Auf der Fahrt in die Westside heute Morgen hatte Lena KPCC gehört, einen Nachrichtensender mit Sitz in Pasadena. Der Moderator hatte einen Baseballspieler im Frühjahrstraining in Clearwater, Florida, interviewt, einen Star, der durchschnittlich fünfzig Homeruns pro Jahr für sich verbuchte und als sicherer Kandidat für die Ruhmeshalle des Sports galt, sobald er sich zur Ruhe setzen würde. Am meisten hatte Lena an diesem Interview gefesselt, wie der Spieler sich im letzten August aus einem Leistungstief freigestrampelt hatte. Nach einer ausgedehnten Serie von Pannen war ihm klar geworden, dass die Statistik sich zu seinen Gunsten entwickeln würde, je länger sich die Pechsträhne hinzog. Je länger er keinen Ball traf, desto mehr wuchs die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Blatt schlagartig wendete.
Vaughan ging die DVDs durch, die sich neben seinem Computer und einem Kopfhörer stapelten. Er wollte Lena einen Ausschnitt aus Gants Gerichtsverhandlung vorführen, wegen des Abhörgeräts in Vaughans Telefon leider ohne Ton. Lena wusste, dass sie eigentlich nicht über die nötigen Qualifikationen verfügte, um einen Raum auf Wanzen zu durchsuchen. Doch nachdem sie Bobby Rathbone im letzten Jahr bei der Überprüfung ihres Hauses zugesehen hatte, kannte sie die typischen Verstecke. Unerfreulicherweise schienen außer im Telefon noch mindestens drei weitere Mikrofone im Zimmer installiert worden zu sein.
»Wir verschwinden«, raunte er ihr zu.
Nachdem Vaughan die DVD eingesteckt hatte, gingen sie in ein anderes Büro am Ende des Flurs. Lena trat ein, Vaughan folgte ihr und schloss die Tür.
»Hier sind wir ungestört«, meinte Vaughan. »Der Besitzer ist im Urlaub.«
»Dein Büro ist verwanzt, Greg.«
Vaughan schob einen Stuhl zum Computer und schaltete den PC ein.
»Ich weiß«, erwiderte er. »Seitdem telefoniere ich immer hier.«
»Ich rede nicht nur von
Weitere Kostenlose Bücher