Todesakt: Thriller (German Edition)
deinem Telefon. Ich habe nämlich noch drei von den Dingern entdeckt, und dabei bin ich nicht einmal Profi.«
Er zuckte zusammen und blickte sie an.
»Wo?«
»In dem Überspannungsschutz, in den dein Computer eingestöpselt ist. Das war einfach, weil ich bei mir letztes Jahr an genau der gleichen Stelle etwas gefunden habe.«
»Und wo sind die anderen beiden?«
»In der Abdeckung der Steckdose über dem Sideboard und die andere genau gegenüber von deinem Schreibtisch. Sie nehmen beide Bild und Ton auf. Wenn du auf die Abdeckung schaust, erkennst du sie. Das ist keine Schraube zur Befestigung der Abdeckung, sondern eine winzige Kamera.«
Wie betäubt ließ Vaughan sich auf den Stuhl fallen.
»Also beobachten die mich und sehen alles, was ich tue.«
»Das Signal ist wahrscheinlich nicht so stark, dass es bis auf die Straße reicht.«
»Das braucht es auch nicht«, erwiderte er leise. »Bennetts Büro ist genau über meinem.«
Er atmete tief durch. Offenbar wurde ihm die Tragweite der Situation erst jetzt richtig bewusst.
»Zeig mir den Filmausschnitt«, sagte sie.
Er nickte, nahm sich zusammen und legte die DVD in den Computer ein. Als auf dem Bildschirm ein Menü erschien, blätterte er eine lange Liste von Dateien durch und drückte schließlich auf P lay .
Der Filmausschnitt begann mit einer Aufnahme von Jacob Gant, der neben Buddy Paladino im Gerichtssaal saß. Lena rückte näher heran, um besser sehen zu können. Angesichts dessen, was sie mittlerweile über ihn in Erfahrung gebracht hatte, war es komisch, Jacob Gant dort lebendig sitzen zu sehen. Wenn man bedachte, dass Gants Vorrat an Glück und Lebenszeit knapp bemessen war und das Schicksal bald eine tödliche Wendung nehmen sollte.
»Das ist es noch nicht«, sagte Vaughan. »Noch eine halbe Minute.«
Lena hörte eine Tonspur. Debi Watsons Stimme, die jemandem eine Frage stellte …
»Jetzt, pass auf.«
Die Kamera machte einen scharfen Schwenk zu Cobb im Zeugenstand. Er hielt einen von Lilys Stiefeln in der Hand, der hinter ihrer Leiche neben dem Bett gefunden worden war. Cobb wirkte gelassen, als Watson ihn mit Fragen bombardierte. Er trug einen grauen, ausgesprochen eleganten Anzug. Vermutlich hatte er ihn sich eigens für den Auftritt vor Gericht gekauft. Wäre sie eine Geschworene gewesen, sie hätte sich wohl auch von seinem Beruf und seinem Auftreten beeindrucken lassen.
»Detective Cobb, in wie vielen Mordfällen haben Sie ermittelt?«, fragte Watson.
»Ich bin nicht sicher, ob ich mich noch an die genaue Zahl erinnere. Immerhin bin ich seit fünfundzwanzig Jahren bei der Mordkommission.«
»Würden Sie sagen, dass es mehr als hundert gewesen sind?«
»Ja«, entgegnete Cobb.
»Mehr als zweihundert?«
»Leider ja.«
»Sie würden sich also als erfahrenen Detective bezeichnen«, stellte Watson fest. »Als alten Hasen, der sich mit den unterschiedlichsten Tatorten sehr gut auskennt. Sie haben so etwas schon öfter gesehen und wissen, worauf man achten muss. Tatorte sind seit fünfundzwanzig Jahren Ihr Metier.«
Cobb schaute zu den Geschworenen hinüber, lächelte höflich und antwortete mit »Ja«.
»Dann wollen wir einmal zum Tatort zurückkehren. Vor einigen Minuten sagten Sie, Ihnen sei schon beim Anblick von Lilys Leiche klar gewesen, dass die Tote vor ihrer Ermordung sexuell missbraucht worden war. Was genau haben Sie gesehen?«
»Ihr Unterhöschen war über die Taille gezogen«, erwiderte Cobb mit Nachdruck. »Ich konnte Blut an ihren Oberschenkeln erkennen. Und das stammte nicht von der Verletzung an der Brust, sondern kam zwischen ihren Beinen hervor.«
Watson gab den Geschworenen Zeit, Cobbs letzte Antwort auf sich wirken zu lassen. Dann nahm sie Cobb den Stiefel aus der Hand und tat, als mustere sie ihn. Nach einer Weile gab sie ihn ihm zurück.
»Die Jeans hatte man ihr ausgezogen«, sagte sie schließlich. »Und auch die Stiefel und die Socken, alles lag auf einem Haufen. Wo haben Sie die Sachen entdeckt, lagen sie in der Nähe von Lilys Leiche?«
Die Kamera schwenkte zu Watson, die offenbar mit einer schnellen Antwort rechnete. Doch die kam nicht. Als die Staatsanwältin sich wieder an Cobb wandte, wirkte sie verärgert. Trotz des winzigen Bildes bemerkte Lena sofort, dass Cobbs Gelassenheit plötzlich wie weggeblasen war, denn der Schweiß brach ihm aus.
Als Watson die Frage wiederholte, rutschte Cobb nur schweigend auf seinem Stuhl herum.
»Detective?«, hakte sie nach. »Ist etwas nicht in
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