Todesakt: Thriller (German Edition)
Phantasie und erbot sich, Cobb einige Nacktfotos zu schicken. Cobb antwortete, er esse gerne Sushi und gehe oft ins Kino. Außerdem finde er Kim tatsächlich scharf und freue sich schon sehr auf die Fotos.
Im nächsten Moment wurde Lena unsanft in die Wirklichkeit zurückgeholt.
Sie hörte, dass die alte Frau auf Spanisch etwas rief. Als der Schatten eines Mannes auf die Vorhänge fiel, schaltete sie, von Aufregung ergriffen, den Computer ab. Cobb war zurück. Sein Schlüssel drehte sich im Schloss. Lena griff nach der Fallakte, rannte ins Schlafzimmer und warf den Ordner aus dem Fenster. Dann kletterte sie hinaus, klammerte sich am Fensterbrett fest und schloss das Fenster mühsam wieder.
Die Wohnungstür öffnete sich. Cobb sagte etwas. Lena sprang und kam hart auf dem Beton auf. Doch inzwischen lief alles auf Autopilot. Sie hatte keine Geduld mehr. Und kein Verständnis mehr. Nur noch ein Magazin voller Kugeln.
Als sich ein Flugzeug mit ausgeklapptem Fahrwerk aus dem Himmel herabsenkte, war der Lärm ohrenbetäubend, und der Erdboden erbebte. Lena hob die Fallakte auf und rannte so schnell sie konnte die Straße hinunter.
43
Lena legte auf und drehte sich zu Vaughan um.
»Es ist ein TracFone«, verkündete sie. »Anonym, nur eine Nummer ohne Namen. Es ist nicht mehr benutzt worden.«
Sie arbeiteten in dem unverwanzten Eckbüro am Ende des Flurs. Cobbs Fallakten lagen nebeneinander auf dem Tisch. Sie hatten damit angefangen, Lilys Mobiltelefonrechnungen aus beiden Akten miteinander zu vergleichen, und leider stimmten sie nicht überein. Jemand hatte Lily in der Woche vor ihrem Tod angerufen. Die Anrufe begannen nach dem Abend, an dem sie in Begleitung des Mannes im Nadelstreifenanzug den Club 3 AM verlassen hatte, und nahmen im Laufe der Woche zu.
»Wann fand der letzte Anruf statt?«, fragte Vaughan.
»Am frühen Abend der Mordnacht. Er dauerte sieben Minuten.«
»Der Typ, den sie im Club kennengelernt hat«, stellte er fest. »Der Mörder.«
Mit einem Nicken betrachtete Lena den Verbindungsnachweis in der Fallakte, die Cobb ihr gegeben hatte.
»Warum also steht die Nummer nicht auf dieser Rechnung?«
Die Antwort lag auf der Hand. Sie hatten es mit verzweifelten Gegnern zu tun, die mit dem Rücken zur Wand standen, sodass sie bereit waren, Beweise zu fälschen oder zu erfinden, mit dem Ziel, zu verhindern, dass Lena oder sonst jemand diese Telefonnummer je zu Gesicht bekam. Sie mussten sich mit einem Mann wie Dan Cobb auseinandersetzen, der ein Anforderungsformular für einen acht Jahre alten Fall ausgefüllt hatte, weil er eine Pistole brauchte. Nämlich die Neun-Millimeter Smith & Wesson, mit der Bosco und Gant ermordet worden waren. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte auch Escabar drei Kugeln aus dieser Waffe abbekommen, nachdem jemand sie dazu benutzt hatte, den Wachmann niederzuschlagen, um ihn anschließend mit einer Plastiktüte zu ersticken.
Vaughan nahm eine dicke Akte aus seinem Aktenkoffer.
»Das ist hier nicht die Frage, Lena. Mich interessiert eher, welche Version Bennett und Watson im Gerichtssaal verwendet haben.«
Er blätterte die Papiere durch, bis er eine weitere Mobilfunkrechnung gefunden hatte, und legte sie neben die anderen beiden. Der Großteil der Nummern war mit einem Markierstift geschwärzt worden. Es war der Nachweis, auf dem nur die Anrufe von Jacob Gant auftauchten. Doch selbst ein Markierstift konnte den Text darunter nicht völlig verdecken, wenn man die Rechnung an eine grelle Lichtquelle hielt. Die durchgestrichene Nummer war die des TracFone.
Eine Weile herrschte Stille, als wären sie in ein schwarzes Loch gefallen. Offenbar hatten Lena und Vaughan es mit einem korrupten Polizisten und einem Dreigestirn ebenfalls korrupter Staatsanwälte zu tun.
Lena senkte die Stimme.
»Möchtest du dagegen wetten, dass die Nummern auch in der Kopie fehlen, die Paladino ausgehändigt wurde?«
Vaughan wirkte noch immer wie benommen.
»Nein«, erwiderte er gedehnt. »Diese Wette würde ich nie riskieren. Außerdem glaube ich, dass mit Gants E-Mails an das Mädchen dasselbe passiert ist.«
»Wie genau?«
»Ich habe sie gelesen, während du am Telefon warst. Sie stimmen auch nicht überein. Die in der Fallakte, die Cobb dir gegeben hat, stellen Gant als aggressiven Mann dar, der Lily bedroht hat. Aus denen in dem Ordner, auf den du in Cobbs Schrank gestoßen bist, geht hervor, dass Gant sich Sorgen um sie gemacht hat und ihr helfen wollte.«
Vaughan legte die beiden Mails
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