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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Irland unter »Pflegschaft«, und gab es damals Gesetze zum Kinderschutz? Daraus entstand die Erzählung
Der Ziehsohn
. Das komplexe Thema des Erbens von einer für wahnsinnig erklärten Person wird in
Wer einmal lügt …
in einigen Aspekten erläutert.
    Wiederholt ist in anderen Erzählungen eine Person aufgetreten, die mir sehr ans Herz gewachsen ist: Abt Laisran von Durrow in der Grafschaft Laois (das Wort Durrow, abgeleitet von
dearmach
im Mittelirischen oder
darú
im modernen Irisch, hat |12| die Bedeutung »Ebene mit Eichen«). Die Abtei wurde von St Colmcille gegründet, ehe er 563 Irland verließ und ins Exil ging. Durrow war eines der wichtigsten Zentren kirchlicher Lehre. Aufzeichnungen berichten, dass Mitte des siebten Jahrhunderts, also zu Fidelmas Zeit, dort Studenten aus achtzehn verschiedenen europäischen Völkerschaften eingeschrieben waren. Heute ist Durrow berühmt für sein illuminiertes Evangeliar,
The Book of Durrow,
das von manchen Experten auf die Mitte des siebten Jahrhunderts datiert wird.
    Abt Laisran betrachtet Fidelma als seinen Schützling. Er hat sie dazu überredet, sich der Abtei von Kildare anzuschließen, nachdem sie an der Schule des Brehon Morann den Grad eines
anruth
erlangt hatte. Dies war nur eine Stufe unter der höchsten Auszeichnung, die geistliche und weltliche Bildungsstätten in Irland vergeben konnten. Wie viele Leser sicherlich wissen, interessiert sich Fidelma wesentlich mehr für das Recht als für die Religion. Als sie auch noch herausfand, dass ihre Äbtissin nichts dagegen einzuwenden hatte, einmal das Gesetz zu brechen, verließ sie Kildare (siehe dazu
Schierling zur Vesper
in
Der falsche Apostel
). Sie schlug dann ihre Zelte am Hof ihres Bruders Colgú, des Königs von Muman, auf, der in Cashel, der heutigen Grafschaft Tipperary, regierte.
    In Geschichten wie
Ein Lobgesang für Wulfstan
oder
Schmählicher Tod eines Pferdes
(die sich in
Der falsche Apostel
finden) bietet Abt Laisrans Humor ein gutes Gegengewicht zu Fidelmas ernsthaftem Pflichtbewusstsein und ihrer engagierten Wahrheitssuche. Einige Leser haben sich in Briefen erkundigt, warum der gute Abt Laisran nicht in weiteren Abenteuern Fidelmas vorkommt. Diese Leser werden sich hoffentlich freuen, dass er nun endlich in der Geschichte
Das Flüstern der Toten
sowie in den Erzählungen
Wer hat den Fisch gestohlen
und
Gold bei Nacht
wieder auftaucht.
    |13| Hier sind also fünfzehn weitere Kriminalfälle, die Fidelmas Fähigkeiten auf eine harte Probe stellen. Und genau wie in einigen früheren Erzählungen wird man – zum Beispiel in
Der Ziehsohn
– auch hier wieder feststellen, dass Gesetz und Recht nicht immer gleichbedeutend mit Gerechtigkeit sind.
     
    Peter Tremayne

|15| DAS FLÜSTERN DER TOTEN
    Abt Laisran lehnte sich auf seinem Stuhl neben dem prasselnden Kaminfeuer zurück und schaute nachdenklich auf den Becher mit gewürztem Wein.
    »Du hast dir einen ziemlich eindrucksvollen Ruf erworben, Fidelma«, bemerkte er und erhob sein fülliges Puttengesicht zu seinem jungen Schützling. Fidelma saß ihm am Kamin gegenüber und nippte an ihrem Wein. »Manche Brehons reden von dir wie von den großen Richterinnen Brig oder Dari. Das ist höchst lobenswert für eine so junge Frau wie dich.«
    Fidelma lächelte zaghaft. Sie war nicht eitel, denn sie war sich ihrer Schwächen nur zu bewusst.
    »Ich würde kaum danach streben, wie diese beiden Rechtstexte zu schreiben. Und dann würde ich auch niemals behaupten, mehr zu tun, als schlicht Tatsachen zu untersuchen. Ich bin eine
dálaigh
, eine Rechtsanwältin. Das Urteilen möchte ich doch lieber den Brehons überlassen.«
    Abt Laisran neigte leicht den Kopf, als akzeptierte er ihre Aussage.
    »Aber genau darauf begründet sich ja dein Ruf. Du hast einige hervorragende Erfolge bei deinen Untersuchungen zu verzeichnen, hast Dinge bemerkt, die andere übersehen haben. Ich hatte bereits einige Male das Vergnügen, deine Bemühungen mit eigenen Augen zu verfolgen. Beunruhigt es dich manchmal, dass du eine solche Verantwortung trägst?«
    |16| »Ich sorge mich allerdings darum, dass ich auch wirklich alles, was wichtig ist, bemerke und daraus die richtigen Schlüsse ziehe. Aber ich habe ja nicht umsonst acht Jahre beim Brehon Morann von Tara gelernt. Ich habe mich daran gewöhnt, die Verantwortung zu tragen, die mit meinem Amt verbunden ist.«
    »Ah«, seufzte der Abt. »›Wem viel beigelegt ward, von dem wird umso viel mehr verlangt werden.‹ Das ist aus

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