Todesflug
Ruhe selbst. »Und wenn das so ist«, folgerte er, »dann war der Mann mit seinem Geländewagen gestern in dieser Gegend. Wir sollten die Hoffnung also nicht aufgeben. Vielleicht findet uns ein anderer Wüstentourist oder, was noch schöner wäre, ein mobiler Getränkeverkäufer. Hm, Wasser wäre toll.«
»Das wäre immerhin eine Möglichkeit«, sagte Justus. »Das mit dem Touristen«, präzisierte er. »Aber dann bitte bald! Ohne Wasser sind wir spätestens morgen Abend verdurstet. Bei dieser Hitze braucht man sehr viel Flüssigkeit.«
»Vielleicht sollten wir doch langsam etwas trinken.« Bob konnte allmählich kaum noch an etwas anderes denken. »Ich glaube, erst wird einem schwindelig, dann setzt langsam das Gehirn aus …«
»Wir können den nächtlichen Tau einfangen«, schlug Peter vor.
»Und unseren eigenen Urin trinken«, sagte Bob. »Ich habe gelesen, wie man ihn vorher in der Erde reinigt.«
»Auäh!« Angeekelt wandte Peter sich ab. »Was liest du eigentlich für Bücher, Bob?«
»Spätestens in ein paar Stunden wirst du mir sehr dankbar sein«, sagte Bob etwas beleidigt. »Und auf Knien vor mir rutschen.« Er stand auf. »Wie ging das noch? Als Erstes braucht man eine Plastikplane.«
»Hinten im Auto müssten welche sein!« Justus erhob sich ebenfalls und stapfte mit Bob zur Heckklappe des Geländewagens. »Versuchen wir, was Sinnvolles zu tun. Rumhängen hilft auch nicht weiter.«
Peter blieb sitzen. »Ich muss aber leider nicht pinkeln!«, erklärte er trotzig und lamentierte gleich weiter: »Warum sind wir nicht einfach auf dem Highway gefahren? Bob, jetzt hast du dein verdammtes Wüstenabenteuer! Hätten wir doch bei dieser blöden Geschichte von dem summenden Berg einfach weggehört!«
Justus, der gerade ein Bündel von der Ladefläche gehoben hatte, warf es wütend in den Sand. »Peter! Halt die Klappe!«, rief er. »Wir sind doch alle schuld. Bob hat ein Geheimnis gewittert, du killst mit deiner Cola das Funkgerät und ich, äh …«
»Ja, Erster?«
»… äh, ich, nun ja, ich dachte, wir kämen auch ohne Karte …«
»Jaja, Kollege.« Peter deutete auf das Bündel, das Justus hingeworfen hatte. »Was hast du da eigentlich aus dem Auto gezogen, Just? Schau doch, da ist ja was rausgerollt, sieht aus wie …« Peter sprang auf. »… das sind ja Leuchtraketen!«
»Tatsächlich!« Justus bückte sich und zog die Patronen aus dem Sand. Auch eine Abschusspistole war herausgefallen. »Diese Gerätschaften müssen noch von deinem Vater drin gewesen sein, Peter, bevor er uns den Wagen ausgeliehen hat.«
Mit einem wuchtigen Schlag schloss Bob die Heckklappe. »Vielleicht sind die Leuchtraketen der Beginn unserer Rettung!«, rief er aus.
»Das wäre fast zu schön, um wahr zu sein«, sagte Justus und drehte die Patronen in seiner Hand. »Fünf Stück. Eigentlich könnten wir gleich eine opfern.«
»Und sie schon jetzt zünden?«, fragte Bob aufgeregt.
»Ich bin dafür«, meldete sich Peter.
»Also gut«, sagte Justus. »Welche Farbe?«
»Rot.«
Vorsichtig legte Justus die Patrone in die Pistole ein. Dann zielte er in den Himmel und begann wie bei einem Countdown rückwärts zu zählen. Die beiden anderen fielen ein. »… acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins, null und Feuer!«
Mit einem lauten Pfeifton stob die Patrone davon. Die drei Detektive sahen ihr hinterher. Ein helles Licht, das einen Bogen am wolkenlosen Himmel beschrieb und wie ein Komet einen Schweif hinter sich herzog. Viel zu schnell war der Flug wieder vorbei.
»Hat das denn niemand bemerkt?« Bob sah sich um, als würde er hunderte von Rettern erwarten, die von allen Seiten auf sie zuströmten.
Doch nichts geschah. Flirrende Hitze. Aufgewehte Wanderdünen. In der Ferne der Höhenzug. Auf halbem Weg glänzte ein ausgetrockneter Salzsee. Kein Lebewesen war zu sehen. Eine bedrückende Stille. Kein Windhauch. Nichts. Der Rauch der Leuchtrakete stand noch eine Weile am Himmel, bevor er sich langsam auflöste.
»Wo bleibt ihr denn«, schrie Peter in die Ruhe. »Rettet uns!«
Dreizehn
In dem Moment donnerte es. Es klang wie ein entferntes Gewitter, doch das Grollen wurde sehr schnell lauter. Die Jungen drehten sich in die Richtung, aus der der Lärm zu ihnen heranschoss. Fast gleichzeitig flog ein Schatten dicht über ihren Köpfen hinweg. Erschrocken zuckten sie zusammen. Ein starker Luftstoß folgte, der den Sand aufwirbelte, begleitet von einem unbeschreiblichen Krachen. Als die Sandwolke sich legte
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