Todesflug
Astronauten ziehen sich sogar Windeln an. Eine Spezialanfertigung. Ich hoffe, du warst vorhin noch auf dem Klo … So, prüf bitte, ob die Gurte richtig sitzen, die werden dich sonst nicht halten. Immerhin musst du mehr als 3g aushalten und ich brauche dich noch da oben.«
»Danke für die Fürsorge, Mr Gregstone. Aber was sind 3g?«
»Das ist die Kraft, mit der man in den Sitz gepresst wird«, hörte Bob eine ihm bekannte Stimme. Bei solchen Fragen konnte Justus sich einfach nicht zurückhalten. Daten, Zahlen, Physik, da kannte er sich aus. »3g – das ist dreimal das Gewicht, das du auf der Erde hast, Bob. Du wirst kaum atmen können. Erinnere dich: Wie damals bei unserem Flug zum Bergsee. Nur noch viel schlimmer soll es enden. Aber wir arbeiten dran.«
Für diesen Kommentar aus dem Hintergrund fuhr sich Justus einen schweren Anpfiff von Gregstone ein.
»Soll ich ihm einen Knebel verpassen?«, fragte Butch eifrig.
Gregstone winkte ab. »Beim nächsten Mal hau ihm einfach eine rein. Du weißt, sodass er keine Probleme mehr macht …«
»Aber gerne«, grinste Butch. Zum Warmwerden rieb er sich schon mal die Hände.
»Wie lange bin ich unterwegs?«, fuhr Bob dazwischen. Er musste Gregstone wieder auf Kurs bringen und vor allem musste er überlegen, was Justus mit seiner Anspielung auf den Flug zum Bergsee gemeint hatte. Es war eins der vergangenen Abenteuer der drei ??? gewesen, bei dem sie in ein Flugzeug gestiegen waren, das später abgestürzt war. Nur mit viel Glück waren sie an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. »Ich meine, wie lange dauert es bis in die Schwerelosigkeit?«, fragte er Gregstone.
»Keine zehn Minuten. Dann bist du in der Umlaufbahn. Und dann dauert es noch eine Zeit lang, bis du zu meinem Satelliten kommst. Und, äh …«
»Ja, Mr Gregstone?«
»Den Start wirst du schon überstehen. Die Atmung wird natürlich schwer, aber nur ein paar Minuten lang. Denk an den genialen Gregstone und an sein großes Ziel.«
»Wenn ich das nur wüsste. Wird mir schwindelig werden?«
»Möglicherweise.« Gregstone machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber stell das schnell ab. Ich habe schließlich keine Zeit zu verlieren.«
»Mr Gregstone, wenn Sie weiter in diesem Ton mit mir reden, können Sie mit meiner Mitarbeit nicht rechnen.«
»Pass auf, Freundchen! Dein Leben steht kurz vor dem Error!«
»Ich bin nicht ihr Freundchen!« Noch während er das sagte, kam ihm eine Ahnung. Darauf hatte Justus also angespielt: Der Flug damals zum Bergsee endete im Unglück. Und jetzt, so hatte Justus gesagt, sollte es ein schlimmeres Ende als diesen Flugzeugabsturz geben. Das konnte nur bedeuten, dass dieser Flug in ›Masterplane‹ offenbar von vorneherein ein Flug in den Tod war.
Bob wurde es ungemütlich. Auf einmal fühlte er sich eingezwängt, in dieses enge Cockpit, in diese drückenden Gurte. Je näher der Start rückte, desto unsicherer wurde er, ob Justus ihn wirklich retten konnte. ›Wir arbeiten daran‹, hatte Just gesagt. Vielleicht waren Justus und Peter dabei, ihre Fesseln zu lösen. Doch es waren nur noch sechs Minuten bis zum Start. Bald konnte man schon die Sekunden zählen. »Können Sie den Start eigentlich noch abbrechen, Doktor Gregstone?«
»Ich kann alles, Bob. Ich brauche nur diesen roten Knopf zu drücken.« Gregstone lachte. »Aber keine Sorge, ich drücke ihn nicht.«
»Das ist auch überhaupt nicht meine Sorge. Ganz im Gegenteil.« Nun ahnte Bob, was Justus vorhatte. Offenbar war er wirklich dabei, die Fesseln zu lösen. Mit einem Sprung würde er versuchen, den Knopf zu erreichen und damit den Start abzubrechen. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit.
»Doktor Gregstone«, begann Bob.
»Ja?«
»Ich habe eine Bitte, Sir. Ich fliege gleich los und ich möchte gerne in meinen letzten Minuten hier auf der Erde meine Freunde sehen. Können Sie die Kameraperspektive so einstellen, dass ich sie ebenfalls im Bild habe?«
Gregstone überlegte einen Moment. »Spricht nichts dagegen«, sagte er dann. Er betätigte ein paar Knöpfe und das Sofa mit Justus, Peter und Ramirez schwenkte ins Bild.
»Danke, Doktor, perfekt.«
»Keine Ursache. Du siehst, ich bin ein freundlicher Mensch.«
»Habe ich hier im Raumschiff etwas zu essen?«, begann Bob wieder ein unverfängliches Thema, obwohl er sich kaum auf das Sprechen konzentrieren konnte. Zu sehr musste er auf den Fernsehschirm achten. Gerade gab ihm Justus mit dem Kopf ein Zeichen und seine Schultern bewegten sich. Scheinbar
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