Todesflug
hättest mich da trotzdem hochgeschickt?«
»Hättest, hättest – was soll das?« Gregstone rümpfte die Nase. »Jetzt ist doch alles anders!«, rief er verärgert aus. »Dank meiner Klugheit, meiner Intelligenz: Jetzt fliegt eben Bob, dieser superschlaue Detektiv. Du bist hier in Sicherheit, dir kann nichts passieren!«
Doch seine Worte hatten nicht die erhoffte Wirkung. »Du hättest mein Leben riskiert für deine Idee!«, schrie Ramirez ihn an. »Und nun setzt du Bobs Leben aufs Spiel! Selbst wenn er den Start von ›Masterplane‹ heil übersteht, die Laserkanone da oben gibt ihm doch den Rest!«
Gregstone war inzwischen ebenfalls aufgestanden. Butch, der spürte, dass die Situation gleich außer Kontrolle geraten würde, spannte die Muskeln und ging in Angriffsstellung.
»Auf welcher Seite stehst du eigentlich, Ramirez?«, zischte der Doktor. »Du bist doch nicht halb so schlau wie ich!«
»Bob hat mir das Leben gerettet«, rief Ramirez. »›Masterplane‹ darf nicht starten!« Er sprang los und mit vorgestreckten Fäusten stürzte er auf Gregstone zu. Doch sein verletztes Bein behinderte ihn. Butch war schneller. Zwei Schritte und er war bei ihm. Seine muskulösen Arme schlangen sich um den Jungen, der körperlich weit unterlegen war, und drückten ihm fast die Luft ab. Dann drehte Butch ihm den Arm auf den Rücken, sodass sich Ramirez kaum noch bewegen konnte. Fragend blickte Butch Gregstone an. Die Situation hatte seine Sichtweise von Freund und Feind gehörig durcheinandergebracht und er wusste nicht mehr, was er weiter tun sollte.
»Fessle ihn«, sagte Gregstone knapp.
Butchs Stirn legte sich in Falten. »Ramirez?«
»Ja! Fessle ihn. Los! Oder macht dir das vielleicht irgendwelche Probleme?«
Butch schüttelte den Kopf und das bekannte Grinsen erschien wieder auf seinem Gesicht. »Nein, Mr Gregstone. Kein Problem, Sir.«
Mit geübten Griffen verschnürte Butch Ramirez die Hände auf dem Rücken und stieß ihn zurück auf das Sofa, wo er mit einem Plumpsen neben Justus zum Sitzen kam.
Der Erste Detektiv hatte den Vorgang gespannt verfolgt. Er zwinkerte Ramirez anerkennend zu, denn es war nicht nur eine mutige Aktion von Ramirez gewesen, sondern auch ein großer innerer Schritt. Gregstone hatte viel Macht über den Jungen besessen. Nun hatte der Junge seine Gefährlichkeit erkannt und sich endgültig aus der Bevormundung befreit. Er war jetzt auf ihrer Seite, zumindest vorerst. Aber gleichzeitig war Justus enttäuscht, dass sich ihre Lage dadurch letztlich noch verschlechtert hatte. Mit kühlerem Kopf wäre mehr zu gewinnen gewesen.
Auch Peter war niedergeschlagen. Und an Bobs Reaktion, die er auf dem Monitor verfolgen konnte, hatte er gesehen, dass Bob die Situation mitbekommen hatte. Die Uhr, die den Countdown zum Start anzeigte, lief auf zwölf Minuten zu. Viel Zeit blieb nicht mehr. Und der neue Verbündete saß nun ebenfalls gefesselt neben ihnen.
Gregstone war mittlerweile an sein Regiepult zurückgekehrt und deutete auf einen großen roten Knopf, der jede Sekunde aufblinkte. »Da wärst du wohl nur zu gerne rangekommen, Ramirez? Der Knopf, der den Start abbricht.« Er grinste hinüber zu Justus und Peter. »Schaut ihn euch gut an, ihr Superdetektive. Der magische Knopf. Aber so leid es mir tut, keiner von euch wird ihn drücken.«
Amüsiert fuhr er mit der Hand dicht über den Knopf, drückte ihn aber nicht, sondern betätigte stattdessen die Sprechtaste. Während Gregstone Bob einige Anweisungen erteilte, fiel Justus’ Blick auf den abgebrochenen Joystick, der immer noch vor Peters Füßen lag. Die Kante, an der er abgebrochen war, schien ihm scharf genug zu sein, um eine Fessel durchzuscheuern. Er warf ein prüfendes Auge auf Butch, der gespannt dem Gespräch zwischen Gregstone und Bob lauschte, dann zwinkerte er Peter zu und nickte in die entsprechende Richtung.
Peter verstand sofort. »Joystick«, flüsterte er. »Okay.«
Justus überlegte kurz. Irgendwie musste er den Doktor ablenken. »Sie haben noch etwas vergessen, Doktor Gregstone.«
»Was hast du zu melden!« Gregstone fuhr herum.
Justus versuchte sein unschuldigstes Gesicht aufzusetzen. »Vielleicht sollten Sie Bob noch erklären, wie er den Koffer aufbekommt. Ich nehme an, er braucht den Inhalt zur Reparatur des Satelliten«, mutmaßte Justus.
»So ist es, Detektiv, aber ich kann ihm die Zahlenfolge auch später noch geben«, sagte Gregstone.
»Sie kennen Bob nicht. Bei Zahlenschlössern ist er verdammt
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