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Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Kurz darauf bediente Huber die Landeklappen und drückte die Pilatus auf direktem Weg nach unten.
    Gleich am Anfang der Piste setzten sie auf, woraufhin rings um sie herum Staub aufwirbelte. Nach wenigen hundert Metern brachte Huber das Flugzeug zum Stillstand. Augenblicklich stieß er die Kabinentür auf und rief Diehl zu: »Jetzt aber schnell! Tun Sie, was Sie tun müssen und kommen Sie zurück. Ich lasse den Motor laufen!«
    Diehl nickte seinem in etwa gleichaltrigen Partner verschwörerisch zu und sprang aus der Kabine. Als würde Fersengeld bezahlt werden, rannte er auf den schon aus der Distanz deutlich zu sehenden Kirchturm zu. Er schnaufte und röchelte dabei umso mehr, je näher er seinem Ziel kam. Seitenstechen stellte sich ein, doch er spurtete mit unvermindertem Tempo weiter. Dabei nahm er sich erstens vor, künftig weniger zu rauchen, und zweitens, mehr Sport zu treiben.
    Die Kirche machte auf ihn denselben desolaten Eindruck, wie er ihn von seinem letzten Besuch in Erinnerung hatte. Ein alles in allem baufällig erscheinendes Gotteshaus mit windschiefem Turm ohne Spitze, bröckelnden Wänden, von Sanierungsmaßnahmen keine Spur. Wie er bereits vermutet hatte, musste die sogenannte Sanierung im Inneren des Gebäudes beziehungsweise sogar unter der Erde vorgenommen worden sein. Jemand hatte die sakrale Fassade genutzt, um einen Unterschlupf der besonderen Art zu kreieren. Suchend, forschend und lauernd umrundete er den Kirchenbau.
    Nachdem weder die Flanken noch der rückwärtige Teil einen einigermaßen intakten Zugang erkennen ließen, versuchte es Diehl wie schon beim letzten Mal am Hauptportal. Er machte sich daran, die verrammelte Pforte aufzuhieven. Doch er wurde unvermittelt durch aufgeregte Rufe unterbrochen.
    Er hörte Stimmen von Frauen! Von Frauen in Todesangst!
    Gleich darauf flog die Tür von innen auf. Diehl schaffte es gerade noch, zwei Schritte zurückzutreten, um nicht von den massiven Holzbohlen getroffen zu werden.
    Dann sah er sie: Erst Sina, die Jüngere, dann Gabriele, seinen Schwarm, seine neue Liebe! Er spürte, wie ihm vor Erleichterung und Freude ein Stein vom Herzen fiel. »Sie leben!«, rief er ebenso überrascht wie überwältigt. »Was für ein Glück!«
    Die Frauen, mit geröteten Wangen und angsterfüllten Augen, starrten ihn irritiert an. Sie zögerten, blieben stehen. Aber nur kurz. Dann rannten sie weiter. An Diehl vorbei. Ließen ihn stehen.
    »Wir müssen weg von hier!«, schrie Gabriele ihm zu. »Weg, nur weg!«
    Diehl begriff und eilte ihnen nach. Dabei versuchte er, ihre wahllose Fluchtrichtung zu korrigieren, indem er rief: »Kommt zu mir! Ich habe ein Flugzeug! Schnell, mir nach!«
    Die Frauen änderten flugs die Richtung. Zu dritt liefen sie nun auf die Pilatus zu, deren Propellerblätter noch immer den losen Sand und Dreck aufbliesen. Niemand fragte etwas, niemand erklärte etwas. Jetzt kam es einzig und allein darauf an, keine Zeit zu verlieren. Entschlossen rannten Gabriele, Sina und Diehl weiter. Sie sahen, wie Pilot Huber die Tür aufhielt und sie zu sich herwinkte.
    In diesem Moment krachte ein Schuss!
    Sina duckte sich instinktiv. Sie sah sich um, erkannte den Iren, der aus dem Kirchenportal getorkelt kam. In der Hand einen Karabiner!
    Ein weiterer Schuss wurde abgefeuert. Die Patrone schlug dicht neben ihnen ins Erdreich.
    »Weiter!«, brüllte Gabriele aus Leibeskräften. »Schneller!«
    Sie setzten alles daran, die letzten Meter bis zum Flugzeug unbeschadet zu überstehen. Gabriele drehte sich kurz um, und erkannte, dass der Ire ihnen folgte. Er machte Riesenschritte und holte zügig auf.
    Sina erreichte die startbereite Pilatus als Erste, gleich nach ihr kam Gabriele an. Diehl hielt sich dicht hinter ihnen. Als Sina den ersten Fuß in die Kabine setzte, hörte sie den nächsten Schuss. Die anderen hatten es eilig, ihr zu folgen. Diehl zog hinter sich die Tür zu und verriegelte sie von innen. Durch das Fenster in der Tür erkannte er ihren Verfolger, der keine zehn Meter von ihnen entfernt war. »Los!«, rief Diehl dem Piloten zu. »Bringen Sie uns hier weg!«
    Auch Gabriele drängte sich jetzt an eines der Fenster. Voller Entsetzen beobachtete sie, wie der Ire sein Gewehr noch einmal anlegte und schoss. Sie hörte ein Krachen, ein Pfeifen und das dumpfe Paff eines Einschlags. Hatte der Schütze das Flugzeug getroffen?
    Huber erhöhte die Drehzahl des Motors. Die Maschine setzte sich in Bewegung. Das Spornrad am Heck hob sich schon nach wenigen Metern,

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