Todesgruß vom Gelben Drachen
unbedingt meinem Papi
mitteilen“, sagte Gaby.
Tim rief im Polizei-Präsidium an und
berichtete. Auch von dem Gespräch mit Lam.
Kommissar Glockner konnte nichts Neues
bieten. Es gab noch keine verheißungsvolle Spur.
„Dein Hinweis, Tim“, sagte er, „ist
wichtig. Wir behalten das im Auge. Zur Zeit fischen wir rundum im Trüben. Denn
niemand kann uns sagen, ob der Täter irgendwelche Werte geraubt hat. Vielleicht
sogar den geheimnisvollen Tipperitzki-Schatz. Klarheit erhalten wir erst, wenn
die alte Adelheid aus der Bewußtlosigkeit erwacht.“
Leider jedoch ließ Frau von Tipperitzki
sich Zeit.
Als Tim am Mittag des nächsten Tages
abermals im Krankenhaus anrief — und von der Stationsschwester Auskunft
erhielt, hatte sich am Zustand der Tierschutzverein-Ehrenvorsitzenden nichts
geändert.
Tim wählte die Nummer vom HONGKONG und
sprach mit Lam. Doch der wußte über die Triaden nicht mehr als gestern.
Karl hatte sämtliche Tageszeitungen
mitgebracht. Im Lokalteil wurde ausführlich über die verwerfliche Tat
berichtet. Jeder drückte seinen Abscheu aus. Und gewürzt wurden die Berichte
mit Mutmaßungen über die Beute. Gab es den Tipperitzki-Schatz? Wenn ja, hatte
der Täter ihn gefunden?
„Ich wette“, sagte Tim, „sobald
Adelheid wach wird, stehen die Reporter am Krankenbett. Aber solange sie
bewußtlos ist, bleibt die Spannung erhalten. Einige Blätter werde das
ausnutzen. Garantiert die und die“, er wies auf zwei Zeitungen. „Seriöser ( anständiger )
Journalismus ist das nicht. Sondern ein Geschäft mit dem Leid.
Selbstverständlich werden ihr beide Zeitungen dicke Blumensträuße ans
Krankenbett schicken.“
„Wenn wir das machen“, sagte Gaby, „hat
es nicht diesen Beigeschmack. Die Torte existiert nicht mehr. Ich schlage vor,
wir kaufen einen Blumenstrauß und bringen ihn hin. Adelheid kann jeden Moment
aufwachen. Dann freut sie sich über unseren Gruß.“
„Finde ich gut“, nickte Tim. „Also los!“
4. Auf zur Nachlese!
Zigarettenrauch schwebte durch die
Pizzeria.
Detlef Drüstmann und sein Freund Armin
Flönke saßen an der Rückwand — zwischen Klo-Tür und Spielautomaten.
Die Leute, die draußen vorbeigingen,
schienen im Nebel zu schwimmen. Die meisten hatten sich mit Schals vermummt und
den Kragen hochgeschlagen.
Detlef war 17 Jahre und 111 Tage alt.
Er hatte eine blonde Mähne mit Schläfenlocken und rötliche Haut. Sein Mund
krümmte sich zum mißmutigen Hufeisen. Eines Tages würden ihm die Mundwinkel
noch auf den Hals rutschen.
„Noch 254 Tage, Armin, dann bin ich
volljährig. Dann erbe ich fünf Millionen. Dann haue ich dem lieben Onkel Eduard
eine rein, wenn er eine Lippe riskiert. Dieser Mistkerl! Ich konnte meine
Eltern nicht leiden. Aber die waren gold gegen ihn. Ihn hasse ich.“
Armin war ein knochiger Typ, 19 Jahre
alt und verschlagen. Er trug Stoppelschnitt und lächelte ständig, was aber
keine Bedeutung hatte. Instinktiv verbarg er seine bösen Gedanken hinter einer
scheinbar freundlichen Miene. Er hielt sich zu jeder Gemeinheit für fähig — und
war stolz darauf.
„Wann sind deine Eltern mit ihrer
Privatmaschine abgestürzt?“ fragte er.
„Vor zwei Jahren.“
„Und seitdem lebst du bei deinem Onkel?“
Detlef zog die Mundwinkel noch tiefer. „Bei
Eduard Preff, dem Scheusal. Er hat Geld wie Heu. Aber ich glaube, er will mich
totärgern. Damit er auch die fünf Millionen noch kriegt.“
„Das bildest du dir ein.“
„Ich könnte ihn... jedenfalls hasse ich
ihn. Weißt du, was ich monatlich an Taschengeld kriege? Das ist so wenig — das
kannst du vergessen.“
Armin verstärkte sein Grinsen. „Noch
254 Tage — dann spuckst du auf ihn.“
„Na und wie! Aber bis dahin!“ Er
schnippte gegen die Cola-Flasche, die vor ihm auf dem Tisch stand. „Weißt du,
was ich glaube?“
„Nun?“
„Er ist scharf auf den Ferrari. Habe
ich dir das schon erzählt? Mein Alter hatte sich den Schlitten bestellt. Kostet
220 000. Drei Tage vor dem Absturz wurde die Karre geliefert. Seitdem steht sie
bei Preff in der Garage. Nagelneu und ungefähren. Der Schlitten gehört zu
meinem Erbe. In 254 Tagen nehme ich ihn unter den Hintern. Aber Eduard Preff
gönnt mir den Flitzer nicht. Ich weiß es.“
„Ein Saukerl, dein Onkel.“
„Und mein einziger Verwandter. Lieber
wäre ich im Waisenhaus gelandet.“
„Das sagt sich so leicht, Detl. Du hast
zwar mit dem Preff dauernd Zoff, und ich muß mir das Gedöns anhören. Aber du
lebst in einer
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