Todeskleid: Thriller (German Edition)
Handynummer – Ihre damalige Handynummer, versteht sich. Ich habe das bereits überprüft. Damals sind wir davon ausgegangen, dass Crystal wegen Rex gekommen war, und haben ihn verdächtigt. Tatsächlich aber wollte sie sich mit Ihnen treffen.«
»Das ist nicht wahr!«, brauste McCloud auf. »Ich kannte die Frau nicht. Ich hatte sie vor diesem Abend noch nie getroffen.«
Grayson nahm einen Zettel, den er vor sich liegen hatte. »Am Tag vor der Party simst sie, sie wolle Sie treffen, weil Ihre Macht – O-Ton – ein ›Aphrodisiakum‹ sei. Sie schreiben zurück: ›Nicht, wenn meine Frau in der Nähe ist.‹ Am Abend der Party selbst textet sie: ›Klopf, klopf, hier bin ich. Rex meint, ich wäre seinetwegen hier, aber ich will nur dich.‹ Und Sie antworten: ›Wir treffen uns im Gärtnerschuppen um Mitternacht.‹«
McClouds Miene war wie versteinert. »Ich habe diese Nachrichten nicht verschickt.«
Hyatt sah ihn neugierig an. »Sie haben sich in jener Nacht also nicht mit Crystal Jones im Gärtnerschuppen getroffen?«
»Nein!«
»Und Sie haben auch nicht mit ihr geschlafen?«, hakte Grayson nach.
»Nein! Ich hatte mit dieser Frau keinen Sex.«
Berühmte letzte Worte, dachte Paige und hielt den Atem an. Das ist es. Jetzt haben sie ihn.
»Niemals?«, fragte Hyatt.
»Nein – niemals!«
»Aha. Und was ist das hier?« Grayson entrollte das blaue Kleid, das in einer Plastiktüte gesteckt hatte.
»Keine Ahnung. Das ist doch lächerlich. Ich gehe jetzt.« Er wollte aufstehen, doch Hyatt erhob sich blitzschnell und drückte ihn zurück auf seinen Stuhl.
»Nein, das tun Sie nicht, Senator«, sagte er ruhig.
»Und ich wage mal zu behaupten, dass Sie das noch eine lange, lange Weile nicht tun werden«, fügte Grayson hinzu. »Dieses Kleid gehörte Crystal Jones. Wir haben es in einem Bankfach entdeckt. An der Innenseite haben wir Hautzellen gefunden, die zu ihrer DNS passen.«
»Und?«, erwiderte McCloud streitlustig. »So ist das eben mit Kleidern.«
»Aber das ist ein ganz besonderes«, versetzte Grayson und zeigte auf einen Fleck. »Sehen Sie das? Das ist Sperma.«
McCloud wurde blass. »Das ist ja widerlich.«
»O ja, absolut.« Grayson legte das Foto einer zwölfjährigen Crystal auf das Kleid. Seine Miene war finster. »Absolut widerlich. Es ist Ihr Sperma. Sie haben dieses Kind vergewaltigt.«
McClouds Mund klappte auf, aber es kam kein Laut heraus.
Hyatt neigte sich zu ihm und murmelte: »Und dann haben Sie sie umgebracht, als sie Sie zu erpressen versuchte.«
»Ich habe sie nicht umgebracht.«
»Sie haben sie erst gewürgt«, präzisierte Hyatt. »Und dann erstochen.«
»Nein! Ich hab sie nicht erstochen«, entfuhr es McCloud. »Ich habe sie gewürgt, aber nicht erstochen.«
Der Anwalt schloss kurz die Augen. »Jim, bitte. Halten Sie den Mund.«
»Sechzehn Jahre lief das MAC-Programm. Sechzehn kleine Mädchen mit blonden Locken, die Sie alle vergewaltigt haben.«
»Und später umgebracht«, fügte Grayson kalt hinzu. »Alle, bis auf Adele Shaffer.«
»Nein. Ich habe niemanden sonst umgebracht.«
Grayson beugte sich vor. »Warum sind dann alle tot?«
»Das weiß ich nicht. Ich weiß es nicht. Keith, bringen Sie mich hier raus.«
»Das kann ich nicht«, gab der Anwalt zurück. »Ich habe Sie angewiesen, nichts zu sagen. Aber Sie wollen ja nie auf mich hören!«
McCloud schüttelte stumm den Kopf.
Grayson erhob sich und sammelte die Beweisstücke zusammen. »Sie müssen nichts mehr sagen. Wir haben ohnehin genügend Beweise.«
Dianna McCloud zu verhören gestaltete sich sehr viel einfacher. Hyatt und Grayson gingen wieder gemeinsam hinein, aber diesmal war ihre Strategie eine andere. Bei Mrs. McClouds persönlichen Sachen hatten sie Fotos gefunden, die einiges erklärten. Das erste war ein Gruppenbild vom MAC-Projekt aus dem Jahr 1984.
Stuart Lippman stand in der hinteren Reihe. Andere Fotos zeigten Stuart bei seiner Abschlussfeier der Highschool, der Collegeabschlussfeier, am Tisch der Verteidigung im Gericht. Stuart Lippman war ihr Projekt gewesen – und vermutlich einiges mehr.
Sein Tod traf Dianne McCloud schwer.
In Stuarts Penthouse hatten sie viele interessante Dinge gefunden, zum Beispiel ein Laptop, das Denny Sandoval gehört hatte. Darauf fanden sich die Originaldateien der Fotos, die Elena auf den USB-Stick gezogen hatte. Wie es aussah, hatte Lippman Sandoval getötet, und es war nur eine logische Schlussfolgerung, dass er auch Bob Bond umgebracht hatte. Da viele
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