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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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sich ohne Weiteres über Jahre hinweg von der Polizei unbehelligt im Lande aufhalten. Da sie keine Papiere hatten, mussten sie bloß ein bisschen achtgeben und sich unauffällig verhalten. Allerdings konnten sie weder unter besonderer Bewachung stehende Örtlichkeiten aufsuchen noch eine Krankenversicherung abschließen oder einen Führerschein erwerben. Doch wer sich damit begnügte, wie eine Schabe in den Kellerlöchern des amerikanischen Traumes sein Auskommen zu finden, konnte sein ganzes Leben dort verbringen, ohne belästigt zu werden.
    Es hatte Sam außerordentlich überrascht, als er in der Grundausbildung erfuhr, dass die meisten europäischen Staaten im Gegensatz zum amerikanischen System eine Politik der fortwährenden, systematischen Überprüfung praktizierten, die im Kampf gegen die illegale Einwanderung reichlich Früchte trug.
    »Gibt es an der Post keinen, der sie näher oder wenigstens von ferne kennt?«
    »Nein. Vermutlich kauft sie ihre Briefmarken am Automaten, erledigt in aller Stille ihren Auftrag und verschwindet so unauffällig, wie sie gekommen ist. Aber wir wissen jetzt, wie sie aussieht, beim nächsten Mal entgeht sie uns nicht.«
    »Du meinst also, dass sie wiederkommt? Könnte es nicht sein, dass sie Verdacht schöpft …«
    »Möglich. Aber etwas anderes haben wir nicht … Übrigens gehen die hohen Tiere bei den Nachrichtendiensten davon aus, dass die Explosionen mit voller Absicht zeitlich versetzt erfolgen. Sie sind fest überzeugt, dass die Umschläge ausschließlich über diese Frau laufen und dass damit noch lange nicht Schluss ist.«
    »Du meinst … wir müssen mit weiteren Briefen rechnen?«
    »Ja. Der Nationale Sicherheitsrat vertritt die Ansicht, dass wir erst am Anfang dieser üblen Geschichte stehen …«
    Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, Grace mithören zu lassen. Doch seine Tochter zeigte keine besondere Gemütsbewegung. Sie nahm die Mitteilungen teilnahmslos zur Kenntnis, als beträfen die trüben Aussichten sie nicht.
    War dieses »Polizeispiel« für sie nicht die einzige Möglichkeit, etwas Abstand von ihrem persönlichen Drama zu gewinnen? Schon oft hatte Sam bei Kollegen oder auch bei Feuerwehrleuten Ähnliches gesehen: Sie verschanzten sich hinter einer demonstrativen Professionalität, um nicht von Angst, Überlastung oder Ekel übermannt zu werden.
    »Unsere Hauptsorge«, fuhr Liz fort, »ist es jetzt, Postämter zu überwachen, ohne dass die Leute, die hinter der Sache stecken, misstrauisch werden.«
    Mit einem Mal beugte sich Grace unter Sams vorwurfsvollem Blick über das Telefon.
    »Warum?«
    »Hallo, Grace … Nun ja, bei Alarmstufe 5 der Heimatschutzbehörde müsste eigentlich der gesamte Postdienst eingestellt werden. Deshalb sind seit heute Abend alle Schalter geschlossen.«
    »Nur die Hauptpost offen zu lassen wäre zu verdächtig, nicht wahr?«, erkundigte sich Sam.
    »Du hast es erfasst. Aus diesem Grund wollen wir in Manhattan ein rundes Dutzend Postämter offen halten und das über die lokalen und regionalen Medien verbreiten.«
    Falls ihnen das Glück endlich einmal hold wäre, würde ihnen die Frau in die Falle gehen, ihre einzige und zugleich äußerst ungewisse Fährte.
    Als sie sich einem Supermarkt näherten, hörten sie durch die weit offen stehende, zweiflüglige Tür den Lärm von splitterndem Glas und umstürzenden Regalen. Durch die Schaufensterscheiben, hinter denen heruntergerissene Werbebanner baumelten, war das bleiche Licht mehrerer Reihen von Leuchtstoffröhren mehr zu erahnen als zu sehen.
    Sam flüsterte ein knappes »Bis später, Liz!«, dann legte er auf und zog Grace an der Hand über die menschenleere Straße auf die gegenüberliegende Seite, wo der Park lag. So weit fort von dem Laden und den Typen, die sich dort austobten, wie möglich.
    »Was hast du?«
    »Wir müssen hier weg! Komm!«
    Während er seine Schritte beschleunigte und sie hinter sich herzog, tauchten ihnen genau gegenüber im Ladeneingang zwei Männer auf. In einer Hand hielt jeder von ihnen eine große, überquellende Sporttasche und in der anderen einen Baseballschläger.
    Plünderer!
    Sam wusste, dass es überall in der Stadt zu solchen Szenen kam, und er zweifelte nicht daran, dass es im übrigen Land ähnlich zuging. Kleinkriminelle schlugen auf ihre Weise Profit aus der Tatsache, dass man alle verfügbaren Polizeikräfte für die Treibjagd auf die »Todesläufer« mobilisiert hatte, und bedienten sich ebenso ungeniert wie

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