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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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mit den Jungs von daheim auf ein schnelles Bier gehen.«
    »Oh, was hast du nur für einen harten Job«, meinte sie lachend.
    Ich dachte, Gott sei Dank ist meine Ehe nicht so wie die meiner Eltern. Zwischen Lucy und mir gab es keinen Streit, keine bösen Blicke, kein langes quälendes Schweigen.
    »Geh nur und mach eine Kneipentour ohne deine schwangere Frau.« Sie lächelte und klappte ihren Laptop zu. »Aber nicht sofort.«
    Sie kam zu mir und streichelte mir mit beiden Händen über den Rücken. Schwangere Frauen stecken voller Überraschungen; es ist, als würde man mit einem Wind leben, von dem man nie genau weiß, woher er wehen wird. Ich mochte das sehr. Sie küsste mich verblüffend leidenschaftlich, ihr praller Bauch zwischen uns eingezwängt.
    »Ich bin ganz verschwitzt«, sagte ich. »Kein appetitlicher Ehemann.«
    »Stimmt«, erwiderte sie. »Und ich bin aufgeblasen wie ein Luftballon.«
    »Ja«, sagte ich. »Das bist du wirklich.« Und ich küsste sie.
    Nach diesem wunderschönen Beginn dieses letzten Tages bereitete ich uns Frühstück – Toast, Kaffee und Fruchtsaft –, dann duschte ich, zog mich an und machte mich auf den Weg ins Büro. Bevor ich hinausging, drehte ich mich noch einmal zu ihr um und sagte: »Ich liebe dich.« Und sie antwortete: »Ich liebe dich.«
    Denkwürdige letzte Worte.

2
    Der Himmel über London war an diesem Tag strahlend blau, ein seltener Sonnentag im November, nachdem man zwei Wochen lang nur tief hängende graue Wolken gesehen hatte. Ich lebte jetzt seit fast einem Jahr in London. Wie ich an diesem letzten Morgen in meinem dunklen Anzug mit der U-Bahn nach Holborn fuhr, sah ich wahrscheinlich aus wie einer dieser jungen Anwälte, die in ihre Kanzlei oder zum Gericht unterwegs waren. Nur dass meine Aktentasche eine 9-mm-Glock enthielt, außerdem einen Laptop mit Informationen über mutmaßliche kriminelle Netzwerke und ein Schinken-Käse-Sandwich. Lucy ist ein bisschen sentimental; sie bestand darauf, mir mein Mittagessen mitzugeben, weil ich das Frühstück für sie machte. Sie würde später ins Büro kommen, wenn sie ihre Arzttermine erledigt hatte. Wir arbeiteten seit fast drei Jahren zusammen, zuerst daheim in Virginia, wo wir uns kennengelernt und geheiratet hatten, und dann in London. Ich mochte diese Stadt, ich mochte meine Arbeit, und ich fand es schön, dass unser kleines Bündel hier zur Welt kommen und seine Kindheit in einer der tollsten Metropolen der Erde verbringen würde und nicht von einem Ort zum nächsten ziehen musste, wie ich es getan hatte. Manche Kinder fangen jedes Jahr in einer neuen Schule an; für mich hatte es außerdem noch bedeutet, immer wieder von einem Ende der Welt zu einem anderen zu springen.
    Holborn ist eine Mischung aus Alt und Neu. Unser Bürogebäude war ein zeitgenössischer Bau aus Glas und Chromstahl, über den Architektur-Puristen wahrscheinlich die Nase rümpften. Das Haus daneben wurde gerade gründlich renoviert; die Fassade war vollständig mit einem Baugerüst verkleidet. Ich arbeitete mich durch die Menschenmenge und betrat das Bürogebäude, in dem sich hauptsächlich kleinere Firmen niedergelassen hatten – Anwaltskanzleien, Marketing-Berater und eine Zeitarbeitsfirma –, abgesehen vom obersten Stockwerk. Auf dem Schild am Aufzug stand CVX Consulting. Die Initialen hatten wir ausgewählt, indem wir Dartpfeile auf eine Zeitung warfen, die wir an der Dartscheibe befestigt hatten. Ich hatte im Scherz zu Lucy und meinem Chef Brandon gesagt, CVX bedeute wohl Can’t Vanish eXactly.
    Der erste Raum dort oben war fast leer. Ein Sicherheitsmann namens John, ein stiernackiger Kerl aus Brooklyn, saß an seinem Schreibtisch – mit genug Feuerkraft in der Schublade, um mich zu durchsieben. John las ein Buch über Kricket, die Stirn gekraust. Ich selbst hatte es längst aufgegeben, dieses Spiel verstehen zu wollen. Ich ging zur Tür gegenüber und hielt meinen Ausweis vor den Kartenleser; die Tür sprang auf, und ich trat ein. Die spärliche Ausstattung unserer Büros täuschte. Die Wände waren mit Stahl verstärkt, und die Fenster mit kugelsicherem Glas versehen; die Computernetzwerke wurden durch die besten Firewalls geschützt, die es gab. In den Büroräumen und Nischen arbeiteten insgesamt nur acht Leute. Es roch wie in allen Büros – ein bisschen nach Tinte und verbranntem Kaffee.
    Und die Sitzung, von der ich gedacht hatte, dass sie um zehn Uhr anfängt, fand offensichtlich schon statt. Brandon saß mit drei

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