Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
Vom Netzwerk:
nur, was die anderen in der Company über Sie denken.« Er beugte sich vor. »Es ist nun mal ein typisches Anzeichen für einen Verrat, wenn man sich von Verwandten und Freunden entfernt.«
    »Ich habe den Kontakt zu meiner Familie nicht abgebrochen. Meine Eltern weigerten sich, mit mir zu reden. Es war nicht meine Entscheidung. Und ich wollte nicht mein Kind benutzen, um mich bei ihnen beliebt zu machen. Kann ich jetzt meinen Vater anrufen?«
    »Nein, Sam.« Howell tippte sich mit dem Brillenbügel an die Unterlippe und wandte sich wieder meiner Akte zu, als würde er nach weiteren schmerzlichen Details suchen. Ich fragte mich, was noch alles auf diesen paar Seiten stand. »Ihre Frau hat Sie angerufen und Ihnen gesagt, dass Sie das Bürohaus verlassen sollen, bevor die Bombe explodierte.«
    »Sie wurde entführt. Ich habe gesehen, wie ein Mann sie geschlagen hat.«
    »Und warum hätte ihr Entführer ihr erlauben sollen, Sie anzurufen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht war er gerade nicht im Wagen, vielleicht hatte sie ein Telefon.«
    »Aber sie hat nicht gesagt, dass sie entführt wurde.«
    »Sie wollte mich retten. Sie wollte, dass ich so schnell wie möglich aus dem Haus komme.«
    »Und zwar nur Sie – nicht die anderen im Büro. Sie sagte nicht: ›Ihr müsst sofort das Haus räumen‹, oder?«
    Ich schloss die Augen; der Steinboden fühlte sich eiskalt an unter meinen nackten Füßen. »Nein.« Ich war mir sicher, dass ich mich nicht mehr in England befand. In London hatte mich die Company – wie wir die CIA intern nannten – drei Tage lang vernommen, und der britische Geheimdienst ebenso. Ich bekam keinen Anwalt. Dann betraten vier stiernackige Männer meine Zelle mit einer Spritze und hielten mich fest, und ich wachte in einem Flugzeug wieder auf. Vermutlich befand ich mich in einem Gefängnis der Company, irgendwo in Osteuropa, wahrscheinlich in Polen. Diese geheimen Gefängnisse sollten eigentlich vor einigen Monaten geschlossen werden.
    »Sie hat Sie – und nur Sie – in Sicherheit gebracht. Genau das ist unser Problem. Sie gehen allein hinaus, und dann fliegt das Haus in die Luft.«
    »Vielleicht wusste Lucy da noch gar nichts von der Bombe. Wahrscheinlich hat ihr der Kerl mit der Narbe gesagt, sie soll mich anrufen, damit ich herauskomme.« Ich hatte ihnen den Mann mit der Narbe detailliert beschrieben, aber niemand brachte mir Fotos zum Ansehen, oder einen Verdächtigen, den ich identifizieren konnte. Das machte mir mehr Angst als ihre Fragen und ihre Spritzen.
    »Warum sollten diese Leute Sie verschonen?«, fragte Howell.
    »Ich weiß es nicht.«
    Dann überraschte er mich. Die nächste Frage hätte eigentlich die Sitzung betreffen sollen, in der ich Brandon und den anderen von dem Mann ohne Namen berichtet hatte. So waren jedenfalls die ersten beiden Vernehmer vorgegangen. »Erzählen Sie mir etwas über das Geld«, sagte er.

5
    »Welches Geld?«
    Er reichte mir ein Blatt Papier. Darauf stand eine Kontonummer einer Bank in England, bei der Lucy und ich kein Konto hatten. Ich studierte die Ein- und Ausgänge, darunter Überweisungen auf eine Bank auf den Cayman Islands. Eine viertel Million Dollar.
    »Das ist nicht unser Geld.«
    »Dieses Konto auf den Caymans wurde für eine Operation der Company letztes Jahr benutzt; Lucy war für die Abwicklung verantwortlich, und sie sollte das Konto schließen, wenn der Job vorbei war. Das hat sie nicht getan. Auf dem Konto wurde Geld geparkt und später auf dieses englische Konto überwiesen, das auf Ihre Namen läuft. Von dort ging es auf ein Konto in der Schweiz, wo es in irgendwelche Anleihen investiert wurde, deren Spur sich aber nicht weiterverfolgen lässt. Wir wissen nicht, wo das Geld jetzt ist. Und deshalb fällt es allen so schwer, Ihnen zu glauben, Sam.«
    »Ich weiß nichts von dem Geld!« Das war schlimm. Sehr schlimm. »Ich hatte keine Ahnung, dass es diese Konten überhaupt gibt.«
    »Aller Erfahrung nach weiß der Partner Bescheid, wenn der andere ein Verräter ist, Sam. Immer«, betonte Howell in dem ruhigen Ton eines geduldigen Lehrers, der es nicht nötig hatte, die Stimme zu erheben. Die beiden Vernehmer vor ihm hatten mich angeschrien. Howells Ruhe war beunruhigender – wie ein Messer an der Kehle; man weiß nicht, wann der tödliche Schnitt erfolgt. »Immer. Meistens ist es der Mann, der zum Verräter wird, und die Frau kommt irgendwann drauf und behält es für sich. Entweder weil sie das Geld auch ganz nett findet oder weil sie

Weitere Kostenlose Bücher