Todeslauf: Thriller (German Edition)
hinunter, der voller brennender Trümmer lag.
Das Licht ging an, und Howell saß auf seinem Stuhl, so als wäre er schon die ganze Zeit da gewesen. Aber er trug diesmal einen anderen Anzug. Ich schaute mich um, ob er mir Wasser mitgebracht hatte. Er hatte keins.
»Helfen Sie mir, Sam.«
Ich sah ihn an. »Wie?«
»Helfen Sie mir, diese interessante Information zu verstehen, die ich bekommen habe«, sagte er.
»Haben Sie Lucy gefunden?«, fragte ich verwirrt und benebelt vom Schlaf. »Das Baby. Es wird bald zur Welt kommen. Sie müssen Lucy finden«, bat ich mit rauer Stimme.
»Die Bombe«, erwiderte Howell, so als hätte ich gar nichts gesagt. »Ich habe die forensische Analyse der Explosion, Sam.« Er zog ein Foto des Londoner Büros hervor, wie es nach der Explosion ausgesehen hatte. Die Schreibtische waren mit unseren Namen versehen. S. Capra. Brandon. Gomez. McGill. Der Konferenzraum mit den Namen der drei Gäste aus Langley. Im Computerraum ein Schreibtisch mit meinem Namen. Lucys Schreibtisch. Meine toten Freunde. Das Foto zeigte ein Bild des Grauens – überall Blutflecken, Eingeweide, die an der Wand klebten, schwarze Löcher im Boden, mitten im Raum.
Ein kleiner roter Kreis markierte meinen Schreibtisch mitten im Büro.
»Die Bombe befand sich direkt unter Ihrem Schreibtisch. Sie sah aus wie eine externe Festplatte, die an Ihr System angeschlossen war.«
Ich starrte auf dieses Bild der Zerstörung.
»Lucy hat alle Festplatten in dem Büro installiert.«
»Nein.«
»Es muss ganz leicht für sie gewesen sein. Ob sie die Bombe direkt vor Ihrer Nase gelegt hat? Sodass Sie es alle gesehen haben – Ihr Chef, James, Victoria, Sie selbst?«
Jedes seiner Worte war ein Messer, das sich in mein Fleisch bohrte.
»Lucy hat die Bombe dort platziert, wo niemand sie bemerken würde. Hat sie vielleicht am Ende ein schlechtes Gewissen bekommen, weil sie auch ihren Mann, den Vater ihres Kindes, sterben lassen würde? Also warnt sie Sie. Sie gehen hinaus, kurz bevor das Haus in die Luft fliegt«, fügte er hinzu, für den Fall, dass ich noch nicht begriffen hatte, was er meinte.
»Halten Sie den Mund!«, schleuderte ich ihm entgegen. Ich hatte bisher niemanden angeschrien, ich war die ganze Zeit ruhig geblieben und hatte meine Unschuld beteuert. Aber das hier konnte ich nicht mehr ertragen. »Halten Sie den Mund, verdammt!«
»Helfen Sie mir, diese Frau als Verräterin zu überführen. Denken Sie doch nach. Sie müssen irgendwas gewusst haben. Versuchen Sie sich zu erinnern.« Diese Frau. Er nannte sie nicht Lucy oder meine Frau. Er wollte Distanz zwischen ihr und mir herstellen, einen Keil zwischen uns treiben. Nein.
»Lucy ist unschuldig.« Meine Stimme war nicht mehr ruhig. Es irritierte mich, dass sie die Bombe unter meinem Schreibtisch gefunden hatten.
»Dann sind vielleicht doch Sie der Übeltäter«, sagte er. »Vielleicht wollten Sie es ihr anhängen. Vielleicht haben Sie die Bombe gelegt. Haben Sie sie von jemandem entführen lassen? Haben Sie sie und Ihr eigenes Kind umbringen lassen?«
Es fiel mir immer schwerer, meine Wut im Zaum zu halten. Ich hätte ihn am liebsten erwürgt, damit all diese Lügen ein Ende hatten. Ich drohe zusammenzubrechen. Meine Hände begannen zu zittern. Ich spürte, wie mir die Hitze in den Kopf stieg. Aber ich durfte nicht zusammenbrechen. Er wollte, dass ich die Beherrschung verlor. Aber den Gefallen würde ich ihm nicht tun. »Es muss eine andere Erklärung geben«, sagte ich.
»Diese Erklärung ist Lucy. Das Geld. Die Bombe. Das alles deutet auf Lucy hin. Sie hatte Zugang zu dem Konto. Sie hätte die Bombe leicht hereinschmuggeln können.« Seine Stimme war leise und ruhig, er sprach mit einem leichten Südstaatenakzent. »Ich bin der einzige Freund, den Sie noch haben, Sam. Der Rest der Company und unsere britischen Freunde wollen Sie hängen sehen. Ich helfe Ihnen – aber nur, wenn Sie mir helfen.« Ich erkannte, wie absolut schuldig ich in ihren Augen aussehen musste. Da gab es das belastende Konto. Und die Bombe, die so versteckt war, dass vor allem Lucy und ich als Täter infrage kamen. Mehr brauchten sie gar nicht. Ich war geliefert, mochte ich auch noch so unschuldig sein.
»Sie werden aus diesem Gefängnis nie mehr herauskommen, wenn Sie mir nicht sagen, was Sie wissen. Hören Sie auf, Lucy zu schützen, hören Sie auf, die Frau zu schützen, für die Sie sie gehalten haben.«
Er wollte, dass ich Lucy als Verräterin beschuldigte. Dass ich seine
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