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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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es militärische Anwendungen dafür?«
    »Auf jeden Fall«, antwortete ich. »Die Nanotechnik erzeugt Geräte oder Materialien in einem so kleinen Maßstab, dass man eine extrem hohe Wirksamkeit erreicht. Theoretisch wäre es denkbar, neuartige Panzerungen herzustellen, die absolut kugelsicher sind, oder viel stärkere Panzer oder durchschlagskräftigere Waffen. Man könnte Kugeln herstellen, die ihre Flugbahn selbst korrigieren, nachdem sie abgefeuert wurden. Oder kleinere Atomwaffen mit unglaublichen Lenksystemen, die praktisch keinen Fallout produzieren. Oder stellen Sie sich eine Bombe vor, die einen Schwarm Miniatur-Roboter freisetzt, die von der menschlichen Körperwärme angezogen werden und die allen in weitem Umkreis ein tödliches Gift injizieren.«
    Howell schluckte mit einem trockenen Laut in der Kehle. »Dann finanziert Ihr Geldzar möglicherweise diese Art von Waffenforschung?«
    »Ja.«
    »Und die Leute, die den Wissenschaftler und den Informanten ausgeschaltet haben, könnten es auch auf Sie abgesehen haben?«
    »Ja.«
    »Oder, was viel wahrscheinlicher ist, Sie haben sich von den Leuten kaufen lassen, die Sie gejagt haben. Sie sind gut in Ihrem Job, Sam. Vielleicht hatten Sie diesen Geldzaren längst gefunden. Und vielleicht hat er Ihnen und Lucy das Geld gegeben, das wir auf dem Konto auf den Caymans entdeckt haben.«
    »Nein.«
    »Diese Leute wollten verhindern, dass Sie und Lucy reden, und darum haben sie Lucy entführt, und Sie schweigen, um Ihre Frau zu schützen. Ich sehe Ihnen an Ihrem müden Gesicht an, was in Ihnen vorgeht.«
    »Nein.« Ich hätte Howell mitsamt seinen absurden Theorien am liebsten durch die Steinwand geworfen.
    »Ihre einzige Hoffnung ist ein Deal, Sam. Sagen Sie mir alles.« Howell beugte sich zu mir und legte mir seine große Hand auf die Schulter. »Stellen Sie sich vor, wie einfach das wäre. Sie sind die ganze Last mit einem Schlag los, Sam. Und schon kümmern wir uns darum, Ihre Frau zu finden. Ihr Kind. Sie wollen doch dabei sein, wenn Ihr Kind zur Welt kommt, nicht wahr? Der Geburtstermin ist in sechs Wochen. Sagen Sie mir, wo wir die Leute finden, für die Sie arbeiten, dann finden wir auch Lucy. Sie können Ihre Frau mit dem Baby im Arm sehen.«
    Er lehnte sich zurück. »Wir haben mit ihrem Arzt gesprochen. Sie und Lucy wollten nicht wissen, was es wird, aber ich weiß es. Es ist ein Junge, Sam. Wollen Sie nicht Ihren Sohn sehen?«
    Mein Sohn. Ich würde einen Sohn bekommen, wenn Lucy noch am Leben war. Howell legte seine grausamen Trümpfe auf den Tisch: dieses rätselhafte Geld, mein Kind. Vielleicht hatte Lucy wirklich … Nein. Ich konnte mir so etwas von ihr einfach nicht vorstellen.
    Die Worte aus meinem Mund fühlten sich an wie Kieselsteine, die ich einen nach dem anderen ausspuckte. »Ich kann Ihnen nichts sagen, weil ich kein Verräter bin.«
    Howell studierte mein Gesicht lange und schweigend. »Dann sind Sie ein Narr, weil Ihre Frau der Verräter ist und Sie es für sie ausbaden dürfen.«
    »Nein. Nein. Das würde sie nie tun. Sie liebt mich.« Die Worte klangen schwach und hilflos, aber ich dachte an jenen letzten Morgen mit meiner Lucy, an ihre Leidenschaft, ihren Atem an meinem Hals. Ich erinnerte mich an ihre Sorge um mich, an ihre Ermahnung, beim Parkour-Lauf kein Risiko einzugehen. Sie sagte mir noch, dass sie mich liebte, und erinnerte mich an das Abendessen mit den netten Bekannten. Nein, das tat keine Frau, die vorhatte, ihr altes Leben hinter sich zu lassen.
    Er sah mich an wie ein Lehrer, der von der Leistung seines Schülers enttäuscht ist. »Sie liebt Sie nicht. Sie ist abgehauen und lässt Sie das Ganze ausbaden. Frohes Thanksgiving noch.« Howell stand auf und ging hinaus. Das Licht in der Zelle erlosch, und ich saß in völliger Dunkelheit.

6
    Die Zeit verging, ich wusste nicht, wie viel. Meine Kehle fühlte sich rau und trocken an, so als hätte ich hineingegriffen und mich mit den Fingernägeln wundgekratzt. Mein Magen schmerzte vor Hunger, und mir war fiebrig zumute. Irgendwann glitt ich von meinem Stuhl und legte mich auf den kalten Fußboden. Ich aß das Brot und trank das Wasser, das sie mir brachten. Ich schlief und erwachte zitternd, ohne zu wissen, ob Minuten oder Stunden vergangen waren. Ich träumte, ich würde Parkour laufen, über Mauern springen und von Haus zu Haus fliegen, mit warmen Muskeln und einem klaren Kopf. Plötzlich war die Mauer, auf der ich landen wollte, weg, und ich stürzte hilflos auf den Bürgersteig

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