Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)
Zukunft entgegengeblickt – und waren dann in einem Strudel schlimmer Ereignisse versunken. Er war überzeugt, dass er ihn verursacht hatte, und sah keine Möglichkeit, sich aus den Tiefen freizuschwimmen. Und jetzt hatte Jo Zeit mit Evan verbracht, im Gegensatz zu ihm. In sein Gesicht trat ein gequälter Ausdruck.
Er musste mit vielen Schmerzen zurechtkommen und hatte viele andere überlebt. Auch diesen würde er überstehen. Doch nur zu überleben war eine Verschwendung. Evan war wie ein Streichholz für ihn, da war sich Jo sicher. Zusammen konnten sie Funken sprühen und Berge versetzen. Dass sie diese Verbindung verloren hatten, zerriss ihnen beiden das Herz.
»Auch wenn mich Evan wieder fragt, werde ich es ihr nicht verraten«, erklärte Jo. »Aber du solltest es ihr sagen.«
Er wandte den Blick zu den Sonnenstrahlen, die über das blaue Wasser in der Bucht tanzten. »Noch nicht.«
»Was willst du denn mit deinem Zögern erreichen?«
Er schob sich zum Zaun, der den Park umgrenzte, hakte sich oben mit den Armen ein und starrte hinüber nach Alcatraz.
Jo lehnte sich neben ihn. Nach einer Weile sagte sie: »Ich hab mich nie bei dir dafür bedankt, dass du zu Daniels Beerdigung gekommen bist.«
Überrascht wandte er sich zu ihr um. »Dafür musst du dich doch nicht bedanken.«
»Du bist an dem Tag fast fünfhundert Kilometer weit gefahren. Das verbindet mich mit dir.«
»Das war wirklich das Wenigste, was ich tun konnte.« Er hielt inne. »Willst du mich mit deiner Bemerkung daran erinnern, dass niemand unbegrenzt Zeit hat?«
»Du kennst die Erfahrung, wenn sich das Leben plötzlich völlig verändert. Auch das verbindet mich mit dir.«
Jo war in jungen Jahren zur Witwe geworden. Es war so schnell gegangen wie das Ausblasen einer Kerze. Sie wusste, wie es war, angestarrt zu werden. Wie es war, die Frau zu sein, die … Die Frau, die alles verloren hatte. Die Fähigkeit zum Gehen. Ihren Geliebten. Die gemeinsame Zukunft mit ihm. Jesses Freundschaft und die Tatsache, dass er verstand, was sie durchgemacht hatte, bedeuteten ihr sehr viel.
Wieder spähte er hinaus aufs Wasser. »Die Wunde sitzt tief.«
»Wann hast du dich je von Wunden aufhalten lassen? Weißt du nicht mehr, was du mal zu mir gesagt hast?«
Er lächelte schmallippig. »Wenn man eine Situation nicht ändern und sich nicht daraus befreien kann, hilft nur die Flucht nach vorn. Das ist eine Tatsache des Lebens.«
»Diese Aussage hab ich mir praktisch auf den Hintern tätowiert. Danke für die Bestätigung, dass der Wortlaut stimmt.«
Sein Lächeln wurde breiter. »Auf jeden Fall werdet ihr euch gut verstehen, du und Evan.« Glucksend schüttelte er den Kopf.
Von hinten meldete sich Gabe. »Hey, Leute, ich brauche Verstärkung in der Verteidigung. Sophie spielt mich total an die Wand.«
Sie strebten zurück aufs Basketballfeld. Sophie ließ den Ball hüpfen und umtänzelte ihren Vater. Ihr Kichern klang silbrig hell.
»Ich kann mich auch noch an die zweite Hälfte deiner Äußerung erinnern«, sagte Jo.
»Entscheidend ist, dass man keine Angst hat. Auch wenn man weiß, was kommt.«
Sie drückte Jesses Schulter. »Vergiss das nicht.«
3
Freitag, 12. Oktober
Limousine traf die Sache nicht annähernd. Es war eine echte Wahnsinnskiste, mit der sie auf der Interstate 101 nach Süden düsten: ein schwarzer Stretch-Hummer, dessen Seiten ungelogen mit Flammen bemalt waren. Als wäre Autumn tatsächlich die Königin eines billig protzigen Drogensyndikats, unterwegs in ihrem Monsterschlitten. Sie schmiegte sich in die bequeme Polsterbank und schaute zu, wie San Francisco vorüberzog.
Dustin nahm eine Flasche Champagner aus dem Minikühlschrank des Hummer. »Zeit für einen Toast auf das Geburtstagskind.«
Lark Sobieski schüttelte den Kopf. »Keine gute Idee. Wir müssen wach bleiben.«
Larks schwarzes Punkhaar fiel ihr über ein Auge und verdeckte fast die ganze Brille. Auf dem Babyspeck über dem Bund ihrer Jeans prangte ein Uroboros-Tattoo. Rot und prachtvoll hob sich die Schlange, die sich in den eigenen Schwanz biss, von ihrer braunen Haut ab.
Dustin wickelte die Goldfolie vom Korken. » Du musst vielleicht wach bleiben. Aber so machen es eben die Narcotraficantes unten in Juarez.«
Grinsend schüttelte er die Flasche, bis der Korken knallte. Er prallte von der Kopfstütze des Fahrersitzes zurück.
Lark duckte sich. »Pass doch auf.«
Der Fahrer schielte in den Rückspiegel. »Vorsicht, Kumpel.«
Dustin lachte. »Die Kiste gehört
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